Der Blaue Planet

Stand: 19.02.2018, 12:38 Uhr

"Der Blaue Planet" ist eine Koproduktion von BBC und WDR in Zusammenarbeit mit BR, NDR und SWR. Das Erste zeigt die sechsteilige Serie ab 19. Februar. Federführende Redakteurin für den WDR ist Gabriele Conze. Christine Schilha (WDR print) sprach mit ihr unter anderem darüber, wie man Menschen für Tiere begeistert, die kein kuscheliges Fell haben.

"Der Blaue Planet" war 2017 im britischen Fernsehen mit 14 Millionen Zuschauern ein Quoten-Renner und wurde bereits in mehr als 30 Länder verkauft...

Gabriele Conze: In England war es die meistgesehene Tierfilmserie aller Zeiten. Jede Folge hatte über 40 Prozent Einschaltquote. Das schaffen wir in Deutschland eigentlich nur bei Fußball-Länderspielen.

Hätten Sie gedacht, dass Fische, Walrosse und Korallen mehr Publikum ziehen als Fußball?

Conze: Sogar die BBC-Kollegen in England waren über ihre Traumquoten verblüfft. Man muss aber dazu sagen, dass Tierfilm in England eine viel stärkere Tradition hat. Dort sind die Hochglanzproduktionen im Naturfilmbereich legendär. Schöne Bilder alleine reichen aber nicht, auch wenn sie noch so aufwendig hergestellt sind. Ohne emotionale Geschichten geht es nicht. Durch die Zusammenarbeit mit James Honeyborne bei der Serie "Unbekanntes Afrika" wusste ich aber: wenn es jemanden gibt, der auch über Fische und Krabben emotionale Geschichten erzählen kann, dann er.

Wie wurde der WDR Koproduzent der BBC-Produktion?

Conze: Wir hatten, wie gesagt, bereits zusammengearbeitet, und ich wusste, dass ein Qualitätsteam dahintersteckt. Außerdem hat der WDR selbst eine über 30-jährige Unterwasserfilm-Tradition, einige der besten Produzenten dafür leben im Rheinland.

Welche Aufgaben hat ein Koproduzent?

Conze: Er beteiligt sich finanziell und ist redaktionell stark eingebunden, nimmt also Drehbücher, Rohschnitte und Feinschnitte der englischen Fassung ab. Die deutsche Fassung wird dann eigenständig produziert. Dafür braucht man nicht einfach nur Übersetzer, sondern Fachleute – Tierfilmautoren, die gleichzeitig Biologen sind und fließend Englisch sprechen.

Wie viele Menschen waren an der Produktion beteiligt?

Conze: Es wurde über einen Zeitraum von vier Jahren gedreht, weil Tiere manche Verhaltensweisen nur zu bestimmten Jahreszeiten an den Tag legen. Wenn man in einem Jahr nicht bekommt, was man für das Programm braucht, steht dann noch eine zweite oder dritte Saison zur Verfügung. 64 Teams mit insgesamt rund 240 Leuten begaben sich auf 125 Expeditionen in 39 Ländern – auf jedem Kontinent und in jedem Ozean.

Mit welchen Schwierigkeiten hatten die Teams zu kämpfen?

Conze: Das Tauchen in größeren Tiefen ist für die Kameraleute gefährlich und anstrengend. Sie verbrauchen im kalten Wasser sehr viel Energie und müssen deshalb futtern wie die Scheunendrescher. Auch bei Einsätzen mit Tauchboten gab es Probleme, zum Beispiel ein Leck in 400 Meter Tiefe, das sofort von innen repariert werden musste. Viele Aufnahmen waren sehr zeitaufwendig. Allein für eine Szene, die die Gewalt von Wellen demonstrieren sollte, warteten Kameraleute mit Meteorologen und erfahrenen Surfern auf einer Halbinsel in Portugal mehrere Wochen auf Monsterwellen.

Geduld ist für Naturfilmer eine wichtige Tugend...

Conze: Wenn sie Pech haben, liegen Tierfilmer drei Wochen auf dem Bauch in einer Tarnhöhle und bekommen die gewünschten Aufnahmen am Ende doch nicht.

Kam das bei "Der Blaue Planet" auch vor?

Conze: Nein, es hat alles geklappt. Es gab allerdings einen dramatischen Zwischenfall in 4000 Meter Tiefe: Das Tauchboot hatte sich im Schlamm festgefahren. Der Operator hat dann die Bordcomputer komplett heruntergefahren und nach einer Wartezeit neu gestartet. Das waren für die Crew bange Minuten in absoluter Dunkelheit. Sie hatten Glück, und das Boot schwamm sich nach dem Neustart wieder frei.

Wird "Der Blaue Planet" auch auf Festivals zu sehen sein?

Conze: Die Serie wird sicherlich bei einschlägigen deutschen und internationalen Naturfilmfestivals eingereicht. Ich bin mir sicher, dass wir uns dann über einige Hauptpreise freuen können.