V.l.n.r.: Golineh Atai, Nadia S. Zaboura, Jörg Schönenborn; auf dem Screen: Judith Wittwer, Martin Machowecz, Hadija Haruna-Oelker

"Unser Publikum hat ein gutes Gespür"

Stand: 09.06.2021, 17:05 Uhr

Zum Abschluss der CIVIS Medienkonferenz 2021 stand die Frage nach Vertrauen und Misstrauen in die deutschen Medien im Fokus. Jörg Schönenborn rief dazu auf, sich auf den "vertrauensbereiten" großen Teil des Publikums zu konzentrieren und sich auch auf dessen Gespür zu verlassen.

"Ich halte es für wichtig, dass wir unsere Energie auf die Menschen konzentrieren, die uns wahrnehmen und vertrauensbereit sind, und auch auf deren Kritik einzugehen", erklärte Jörg Schönenborn (Programmdirektor Information, Fiktion, Unterhaltung im WDR) am 9. Juni 2021 auf der CIVIS Medienkonferenz. Gemeinsam mit Moderatorin Golineh Atai (WDR), Hadija Haruna-Oelker (freie Journalistin HR), Martin Machowecz (Leiter Leipziger Büro DIE ZEIT), Judith Wittwer (Chefredakteurin Süddeutsche Zeitung) und Nadia S. Zaboura (Kommunikationswissenschaftlerin) tauschte sich Schönenborn in der Abschlussrunde über Vertrauen und Misstrauen in die deutschen Medien aus.

In der aktuellen Corona-Berichterstattung gelernt

Mit Blick auf das gewonnene Vertrauen der Öffentlich-Rechtlichen in Corona-Zeiten verwies Jörg Schönenborn auf den erfolgreichen Digitalisierungsschub bei den Angeboten des WDR insbesondere in den Bereichen Wissenschaft, Bildung und Nachrichten. Bei der aktuellen Nachrichten-Berichterstattung insbesondere zu Anfang der Pandemie zeigte sich Schönenborn auch selbstkritisch: "Anfangs waren wir manchmal ein bisschen sehr eifrig und manchmal ein bisschen zu wenig kritisch. Da haben wir als Journalistinnen und Journalisten gelernt."

Auf die Forderung nach neuen Formaten in den Medien verwies Schönenborn auf die "Formatoffensive" insbesondere im digitalen Angebot des WDR. Kritik an Talkshows wies er dagegen zurück. So habe man das öfter geforderte Live-Fakten-Checking getestet. "Da ist unsere Erfahrung, dass die spannenden Fragen einfach eine tiefere Recherche brauchen. Ich habe vielmehr den Eindruck, dass unser Publikum ein gutes Gespür dafür hat, wem man vertrauen kann und wem man glauben darf."