Carolin Kebekus wird 40: "Ich könnte jetzt öfter roten Lippenstift tragen"

Stand: 09.05.2020, 08:56 Uhr

  • Carolin Kebekus über ihre neue WDR-Personality-Show
  • Wie schwierig es ist, in der Corona-Zeit kreativ zu sein
  • "Ich will endlich wieder auf die Bühne!"
  • Ihre Pläne für die Nach-Corona-Zeit

Auch wenn sie sich "im Kopf noch immer so wie zehn" fühlt – Carolin Kebekus wurde am Samstag (09.05.2020) 40 Jahre alt. Schönstes Geschenk: "Die Carolin Kebekus Show" vom WDR feiert am 21. Mai Premiere im Ersten. Ein Interview.

WDR: Runder Geburtstag während der Pandemie, wie werden Sie feiern?

Carolin Kebekus: Sehr einsam. Eigentlich hatte ich geplant, mit ein paar Freunden und der Familie wegzufahren und eine schöne Zeit zu haben. Die werde ich jetzt im sehr, sehr kleinen Kreis zu Hause verbringen. Ich bin jetzt nicht so ein super pessimistischer Mensch, ich finde auch an dieser Situation wieder etwas Gutes: Man muss nicht organisieren.

WDR: Hat die 40 eine Bedeutung für Sie? Oder ist es nur eine Zahl?

Kebekus: Ich habe kein Problem damit. Ich freue mich total, dass ich 40 werde, weil sonst wäre ich ja tot. Ich genieße die Lebensphase, in der ich bin. Ich könnte jetzt öfter roten Lippenstift tragen. Das klingt für mich nach 40. Ich erinnere mich noch gut an den 40. Geburtstag meines Vaters. Da war ich zehn und habe gedacht: Boah, ist das alt! Als Kind kam mir auch 20 oder 30 alt vor. Als ich dann selber so alt wurde, habe ich immer gedacht: Geil, ich bin im Kopf noch immer so wie zehn. Ich habe das Gefühl, mit seiner Persönlichkeit friert man so mit spätestens 13, 14 ein. Da bleibt man im Kopf derselbe Mensch.

WDR: Neue WDR-Personality-Show während der Pandemie: Welchen Einfluss hat das Virus auf die Show?

Kebekus: Sich da komplett neu zu erfinden, das birgt natürlich wahnsinnig viele Herausforderungen. Vor allem, weil wir jetzt das erste Mal mit der "bildundtonfabrik" produzieren. Über Videokonferenzen die verschiedenen Gewerke kennen zu lernen, ist schon etwas anderes, als wenn alle am Tisch sitzen und abends vielleicht zusammen noch was trinken gehen. Natürlich haben wir so viele wahnsinnig gute und kreative Menschen im Team, dass wir das Gefühl haben, damit können wir umgehen, das wird funktionieren.

Bisher konnten wir noch nicht drehen, weil Dreharbeiten verboten waren. Wir werden kein Publikum haben. Auch kein Studio, das von 50 Leuten aufgebaut werden muss, weil sich nicht so viele Menschen in einem Raum bewegen dürfen. Deswegen wird es simpler sein. Einschränkungen können aber auch zu schönen Sachen führen. Der erste Entwurf vom Bühnenbild ist total toll, wir sind alle ganz begeistert.

WDR: Wenn so ein Mega-Thema wie Corona alles andere überlagert, macht das die Arbeit schwieriger für Comedians?

Kebekus: Jetzt gerade ist es total schwierig kreativ zu sein. Ich vermisse das sehr, mit allen am Tisch zu sitzen, Blödsinn zu machen oder in so einer kreativen Konferenz auch mal nichts zu sagen. In einer Videokonferenz gibt es immer den Drang, was zu sagen, das Gespräch am Laufen zu halten. Man ist nicht so frei. Man kann sich nicht mal zurücklehnen und sich ein Video auf Youtube angucken.

Ich darf nicht mehr rausgehen, ich darf meine Eltern nicht mehr sehen ...  Ich fand das in den ersten Wochen sehr beängstigend und bedrückend. Jetzt so langsam, merkt man, dass auch andere Themen  noch relevant sind. Außerdem ist es wichtig, dass jetzt gute Kunst gemacht wird, weil alle zu Hause sind und gerne was Schönes sehen würden. Auch wenn wir so wahnsinnig system-irrelevant sind, so tragen wir doch alle gerade durch die Krise.

WDR: Sie sind, mit Verlaub, eine Rampensau, wie funktioniert für Sie das Performen ohne Publikum? Haben Sie Tricks?

Kebekus: Ja, da fehlt natürlich die ganze Erzähl-Energie. Wenn ich kein Gegenüber habe, dem ich meine Geschichte erzähle, dann fehlt mir der Druck, und es ist natürlich total ungewohnt, keine Reaktionen vom Publikum zu bekommen. Jetzt probieren wir ganz viele Sachen aus: mit Lachern vom Band, Lacher, die wir irgendwie selber machen, oder ganz ohne. Und wir schauen, ob wir das grafisch auffangen können.

WDR: Wie unterscheidet sich die "Die Carolin Kebekus Show" von "PussyTerror TV"?

Kebekus: Der erste Gedanke, der mir durch den Kopf schoss, war, dass sich wahrscheinlich die Kollegen von den "Tagesthemen" über die Namensänderung freuen werden, weil die zu mir überleiten und nicht mehr ständig "Pussy" sagen müssen.

WDR: Und inhaltlich? bildundtonfabrik gilt als "die coole schlaue Produktionsfirma". Welchen Einfluss hat die Produktionsfirma auf das Produkt?

Kebekus: Einen großen, wenn es Leute sind, die wirklich den Anspruch haben, gutes Fernsehen zu machen. Die haben nicht als erstes Zahlen im Kopf oder Prestige oder Name-Dropping. Das ist so begeisternd, so schön. Ich habe beispielsweise noch nie so viel mit einer Produktionsfirma über Farben geredet. Das ist ein ganz tolles Arbeiten. Ich habe wahnsinnige Lust auf dieses Projekt und bin total froh, auch wieder arbeiten zu können. Ich will endlich wieder auf eine Bühne.

WDR: Der Entzug war schlimm?

Kebekus: Ich muss ehrlicherweise sagen, ich habe so viel gespielt und war so viel auf Tour, dass ich erst mal dankbar für diese erzwungene Handbremse war. So lange am Stück im eigenen Bett aufzuwachen, das kenne ich nicht mal aus der Sommerpause. Das ist für mich der absolute Luxus. Aber jetzt vermisse ich das natürlich und möchte wieder performen. Und ich habe Lust, Themen anzugehen, die ich noch nie besprochen habe...

WDR: So 40-jährige Themen…

Kebekus: Genau,  diese typischen 40-jährigen Themen…

WDR: Verraten Sie uns schon mal ein paar Gäste?

Kebekus: Offiziell darf ich's glaub' ich nicht, aber ich kann es so formulieren: Ich würde mich sehr freuen, wenn in der ersten Sendung Motsi Mabuse und Clueso zu Gast wären. Fände ich schön. Mal  schaun, ob das so passiert.

WDR: Ich drücke mal die Daumen, dass das gut geht. Noch eine Corona-Frage zum Schluss: Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn wir mit dem Thema durch sind?

Kebekus: Alle Risikogruppen in meiner Familie wieder in den Arm nehmen zu dürfen. Und viele Freunde, die ich jetzt nur auf Abstand gesehen habe. Abgesehen davon freue ich mich total – ich bin ja Kölnerin –  auf volle Kneipen und volle Brauhäuser. Auf die Geräuschkulisse von vielen Menschen. Ich werde warten, bis in meiner Stammkneipe die meisten Menschen sind, samstags abends um zehn. Und dann quetsche ich mich vom Eingang durch alle durch bis zum Ende und wieder zurück. Und das mache ich dann zehnmal.