Zukunftswerkstatt Ruhr. Wir sind Kultur

Stand: 01.06.2016, 14:14 Uhr

„Polyzentral organisierte Regionen wie die Metropole Ruhr gelten weltweit als Erfolgsmodell für nachhaltige Entwicklung“, sagt die Raumplanerin Christa Reicher. Beim »WDR 3 Forum« am 1. Juni in Essen diskutiert sie mit weiteren Fachleuten aus Kunst und Wissenschaft über die Zukunft des Reviers und seiner Menschen. WDR-Kulturredakteurin Petra Weber hat die Veranstaltung konzipiert und moderiert sie.

Frau Weber, warum ist das Ruhrgebiet eine Zukunftswerkstatt?

Das Revier hat schon seit der Internationalen Bauausstellung Emscher Park in den 1990er Jahren angefangen, mit dem Strukturwandel ernst zu machen. Die Industriestandorte kulturell zu nutzen, aber auch eine Renaturierung der Flüsse und Grünflächen in Gang zu bringen und sich alternative Wohn- und Arbeitskonzepte zu überlegen. Der Kulturhauptstadttitel „Essen für das Ruhrgebiet“ hat dafür gesorgt, das alte Kohle-Image wirklich abzulegen und Nachhaltigkeitsprojekte anzustoßen. Wir vom WDR 3-Forum freuen uns, dass wir im Kulturwissenschaftlichen Institut in Essen zu Gast sein dürfen. Der Direktor des KWI Claus Leggewie hat mit dem Intendanten der Ruhrtriennale Johan Simons und Raumplanerin und Architektin Christa Reicher den Zukunftsrat Ruhr gegründet. Die Künstlerin Anna Zosik ist Projektleiterin an der Zukunftsakadmie NRW. Durch den Zuzug der Flüchtling stellen sich viele alte Fragen neu: wie kann Integration funktionieren? Welche Rolle spielt die Kultur bei gesellschaftlichen Veränderungsprozessen? Die Podiumsdiskussion wird vier interessante Perspektiven bieten.

Was können die Hörerinnen und Hörer von der Diskussion erwarten?

Intendant Johan Simons probt gerade für die zweite Saison der Ruhrtriennale das Stück „Die Fremden“ nach dem Roman „Der Fall Meursault – eine Gegendarstellung“. Sein Theater setzt sich mit der Frage der Interkulturalität auseinander. Anna Zosik entwickelt als Projektleiterin der Zukunftsakadmie NRW künstlerische Konzepte für ein neues „urbanes“ Lernen an Schulen. Prof. Christa Reicher von der TU Dortmund steuert die raumplanerische Perspektive bei. Sie hat das Ruhrgebiet kartographisch erfasst und sieht in der dezentralen Organisation eine Chance für nachhaltige Entwicklung. Mehr Bürgerbeteiligung fordert Claus Leggewie als Basis für gesellschaftliche Entwicklung. Er wird sein Konzept der „Konsultative“ erläutern.

Die Arbeitslosenquote ist im Ruhrgebiet fast doppelt so hoch wie in anderen Regionen Deutschlands. Was bringt die „Zukunftswerkstatt Ruhr“ diesen Menschen?

Den im Ruhrgebiet arbeitenden Künstlerinnen und Künstlern sind die Probleme der Region sehr bewusst. Deswegen gehen sie mit ihren Arbeiten nach „draußen“ zu den Menschen. Entwickeln mit dem Publikum Stücke und Projekte. Natürlich bieten die Urbanen Künste keine politischen Pauschallösungen. Der Kulturdiskurs begleitet und kommentiert gesellschaftliche Entwicklungen.

WDR 3 Forum
Zukunftswerkstatt Ruhr. Wir sind Kultur
MI / 1. Juni / 20:00 / Gartensaal des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen
Eintritt frei

Im Radio:
SO / 5. Juni / 19:05 – 20:00 / WDR