Der Neuanfang

Der Nordwestdeutsche Rundfunk

Weil nach Kriegsende in der britischen Zone nicht mehr allein aus Hamburg gesendet werden sollte, meldete sich das Programm ab dem 26. September 1945 als Nordwestdeutscher Rundfunk (NWDR).

Der Nordwestdeutsche Rundfunk

Weil nach Kriegsende in der britischen Zone nicht mehr allein aus Hamburg gesendet werden sollte, meldete sich das Programm ab dem 26. September 1945 als Nordwestdeutscher Rundfunk (NWDR).

Einweihung des Sendesaals im Funkhaus Dagobertstraße am 28. Februar 1947, ganz rechts: Hugh Carleton Greene.

Rundfunkerfahrung, gesammelt im Dritten Reich, war kein Einstellungshindernis. Der gebürtige Saarländer Hans Herbert Fischer (1913-1981) war ein Rundfunkmacher par excellence. Seit Mitte der 30er Jahre beim Rundfunk tätig, setzten die Briten auf seine Erfahrung. Als Sendeleiter oblag ihm vom 1946 bis 1959 die Kölner Programmplanung und die Verantwortung für die Qualität der Sendungen. Nach der Entlassung Max Burghardts leitete er vom 1. März bis zum 31. August 1947 kommissarisch den Kölner Sender.

Erste Erfahrungen beim Zeitfunk der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft brachte der im Krieg schwer verwundete Franz Winter (1914-2003) mit, der im Oktober 1945 nach Köln kam und den Landfunk und Kirchenfunk aufbaute. Auf diesem Bild interviewt er einen Bauern für den Landfunk (1950).

In den zehn Monaten seiner Amtszeit als Intendant gelang es Max Burghardt, die Nebenstelle Köln entscheidend zu profilieren. Die Zahl der Mitarbeiter wuchs und die bisher nur im Ansatz herausgebildeten Zuständigkeitsbereiche wurden als Abteilungen für die Programmarbeit optimiert. Jedoch zeichneten sich wachsende Spannungen im Gefüge des Hauses immer weiter ab und Burghardt war sowohl in christlichen als auch politischen Kreisen unbeliebt.

Der neue "Chief Controller", Hugh Carleton Greene, versuchte, in Deutschland einen unabhängigen, von allen staatlichen und parteipolitischen Einflüssen freien Rundfunk zu etablieren. Jedoch musste Greene um eine breite Akzeptanz dieses neuen überparteilichen Rundfunks kämpfen. Seine Hauptgegner wurden die deutschen Parteien. Für die einen war der NWDR ein Hort von Nazis und SS-Leuten, für die anderen marxistisch unterwandert. Greene reagierte mit der Entmachtung Karl-Eduard von Schnitzlers und Max Burghardts, der im Februar 1947 sein Amt niederlegte und in die sowjetische Zone ging.

Die entscheidende Konsolidierung setzte mit der Ernennung Hanns Hartmanns zum Intendanten am 1. September 1947 ein - er war der Wunschkandidat Hugh Carleton Greenes. Hartmann zeigte bei seiner neuen Aufgabe am Kölner Sender vor allem bei Personalentscheidungen eine glückliche Hand. Junge Talente wie Gerd Ruge brachte er gleich mit an den Rhein. Auf andere, sehr erfahrene und bereits profilierte Männer wurde er aufmerksam und verstand es, sie an den Sender zu binden. Schließlich erkannte Hartmann die Potenziale, die im Kölner Funkhaus bereits vorhanden waren.

Adolf Grimme wurde am 8. September 1948 vom Verwaltungsrat zum Nachfolger Greenes als Generaldirektor des NWDR gewählt. Der ehemalige preußische Kultusminister in der Weimarer Zeit war eine politisch äußerst integre Persönlichkeit, das Kulturkonzept des SPD-Politikers kann als das eines bildungsbürgerlichen Humanisten beschrieben werden. Doch Grimmes hohes Ideal vom Rundfunk als Volksbildungsinstrument war nicht mit der Führungskraft und Autorität verbunden, die in diesem Moment nötig gewesen wäre. Etliche seiner frühen personalpolitischen Entscheidungen erwiesen sich als unklug und verursachten großen Widerstand, wie zum Beispiel die Ernennung Herbert Blanks zum kommissarischen Intendanten des Funkhauses in Hamburg.

Der promovierte Ingenieur Werner Nestel (1904-1974) beschäftigte sich bereits in den 30er Jahren mit Rundfunktechnik. Als Technischer Direktor und stellvertretender Generaldirektor betrieb er neben der Einführung von UKW mit Nachdruck die Entwicklung und Einführung des Fernsehens in Hamburg.
In den Diskussionen um die Einführung des UKW war man im Verwaltungsrat bald übereingekommen, dass der NWDR zwei unabhängige regionale Programme einführen werde. Am 30. April 1950 startete das UKW-West-Programm 14 Tage vor der UKW-Nord, da dort sendetechnische Probleme aufgetreten waren. Die "Hör Zu" bezeichnete diesen Schritt als Erlösung vom "nordwestdeutschen Einheitsprogramms".

Zum Jahresende 1945 wechselte Karl-Eduard von Schnitzler von Hamburg nach Köln, um dort ein politisches Programmangebot zu etablieren. Innerhalb weniger Monate wurde das politische Programm zu einem Markenzeichen im Kölner Sender. Jedoch blieb Schnitzlers antifaschistischer Kurs nicht unwidersprochen. Vertreter der Kirchen und der bürgerlichen Parteien prangerten die sozialistische Ausrichtung des Intendanten und seines Chefredakteurs, an. Ebenfalls zu Schnitzlers Team gehörten Karl-Georg Egel und Karl Gass. Die auch im Funkhaus unpopuläre, verhasste Gruppe wurde den britischen Kontrolloffizieren allmählich zu machtvoll und zu lästig. Bis 1947 wurden sowohl von Schnitzler als auch Egel und Gasse entlassen oder versetzt.

In Walter Steigner (1912-1983) war Schnitzler zunächst der Konkurrent und schließlich der Nachfolger erwachsen. Der Sohn eines Berufsoffiziers hatte bei seinem Wechsel zum NWDR Köln bereits eine reiche Palette an journalistischer Erfahrung aufzuweisen. Am 15. Mai 1947 übernahm er die Leitung der politischen Abteilung beim NWDR Köln und hatte sie bis 1955 inne.

Die neuen Hörerbeteiligungssendungen erfreuten sich an allen westdeutschen Sendern einer großen Beliebtheit. "Der Hörer hat das Wort" wurde zu einem Markenzeichen des Kölner Funkhauses. Hans-Otto Wesemann und Hilde Stallmach profilierten das Format zu einer wirklichen Partizipationssendung. Das Publikum wurde am Schluss der jeweiligen Sendung gebeten, sich zu einem festgelegten Thema schriftlich zu äußern. Die Themenvorschläge wurden von der Redaktion eingebracht, aber auch Vorschläge von Hörerseite wurden aufgegriffen. Ihre Glaubwürdigkeit und Brisanz erhielt die Sendung dadurch, dass sie versprach, die eingehenden Zuschriften genau wiederzugeben und die Häufigkeit von Argumenten genau abzubilden. Damit sollte die Sendung zu einem Beitrag zur Demokratisierung in Westdeutschland werden.

Am 6. Januar 1952 hob Werner Höfer das in Deutschland bis dahin unbekannte Format der Talkshow aus der Taufe. Sechs Journalisten aus fünf Ländern legten ihre Sicht von Deutschland und seiner Stellung im Weltgeschehen dar. Der "Internationale Frühschoppen" sollte zu einer der beliebtesten deutschen Diskussionssendungen der jungen Bundesrepublik werden, zunächst im Radio und dann auch im Fernsehen.

Schon bald nach Kriegsende konnten die ersten Einsatzorte mit alten Übertragungswagen aus ehemaligen Militärbeständen und mit großen und schweren Flaschenmikrofonen erkundet werden. Die regionale Berichterstattung wurde vom Funkhaus in der Dagobertstraße intensiv gepflegt. Dem Sender wurde von politischen und gesellschaftlichen Kräften im Westen immer wieder die Rolle einer "Stimme der Heimat" zugeschrieben, und die Kölner Programmverantwortlichen bemühten sich in Auseinandersetzungen mit der Zentrale in Hamburg, dieser Aufgabe in besonderer Weise gerecht zu werden.

Um mehr Präsenz vor Ort zu zeigen und um die regionale Berichterstattung zu verbessern, nahmen 1950 zwei Studios des NWDR Köln ihre Arbeit auf. Die Stadtverwaltung Düsseldorf stellte 1948/49 drei Räume für ein Studio zur Verfügung, das am 1. Januar 1950 eingeweiht wurde. Einer der versiertesten Journalisten machte sich an die Arbeit - Peter von Zahn (1913-2001). Der umtriebige Globetrotter setzte von hier aus den Sprung in die "Neue Welt" an. Peter von Zahn, der das Feature, jene Mischform zwischen Journalismus und Literatur, zu einer Meisterschaft entwickelt hatte, wurde der erste Amerika-Korrespondent des NWDR und prägte mit seinen Beiträgen in den 50er Jahren das USA-Bild der Deutschen.

Bereits im November 1945 bot der NWDR Schulfunkprogramme an. Doch schnelle entwickelte sich das Prestigeobjekt "Schulfunk" zum Zankapfel zwischen Hamburg und Köln. Burghardt drängte darauf, einen Teil des Schulfunkprogramms zu übernehmen und bat das Düsseldorfer Kultusministerium um Unterstützung. Dieses schlug eine junge promovierte Studienassessorin vor: Marga Begiebing (*1915). Mit ihrer Anstellung startete am 1. Februar 1947 der "Ein-Frau-Betrieb" in Köln. Begiebing sollte es gelingen, schließlich drei Sendetage fest in die Kölner Verantwortung zu holen.

Friedel Hömke (1906-1996) leitete seit April 1947 den Kölner Frauenfunk. Leidenschaftlich verfolgte sie die Sache der Frauen, die durch die Aufgaben in der Kriegs- und Nachkriegszeit zu einem großen Selbstbewusstsein gefunden hatten. Zwischen Hausfrauenfunk und Staatsbürgerkunde, zwischen praktischer Lebenshilfe und politischer Bewusstseinsbildung suchte das Zielgruppenprogramm sein Profil.

Hatte die Kirchenfunk-Abteilung bei den kirchlichen Sendungen nur eine koordinierende Funktion, so verfolgte sie bei den von ihr selbst verantworteten Beiträgen ein strenges journalistisches Prinzip. Dem jungen, kriegsversehrten Redakteur Franz Winter wuchs innerhalb der Abteilung "Aktuelles Wort" die Rolle zu, diesen Bereich aufzubauen. Er unterhielt Kontakte zu den Geistlichen und zu den religiösen Gruppen, berichtete über Veranstaltungen und religiöse Feiern. Im Mittelpunkt des Kirchenfunks standen dabei vor allem ethische Fragen, die - bereits ganz selbstverständliche ökumenisch ausgerichtet - das gesellschaftliche und politische Handeln des Christen fokussierten.

Den kulturellen Angeboten galt von Anfang an große Aufmerksamkeit im Funkhaus Köln.
Die Schwerpunkte von Werner Honigs Arbeit als Literaturredakteur in Köln lagen auf den kleinen Sendeformen, mit denen er große Literatur präsentieren konnte. Zu einem regelrechten Markenzeichen des Kölner Senders sollte schließlich von Oktober 1951 an eine Sendung werden, in der Werner Honig seine Liebe zur Musik und zur Dichtung verbinden konnte. Seine "Stille Stunde" wurde zu einem langjährigen Erfolg.

Mit Wilhelm Semmelroth, einem jungen Bühnentalent, nahm eine bis 1960 andauernde erste Kölner Hörspielära ihren Anfang. Er setzte nicht auf Konkurrenz mit Hamburg, sondern auf Kontrast. Gezielt knüpfte er an eine Tradition an, die am Kölner Funkhaus schon seit den späten 20er Jahren gepflegt worden war - die Tradition der unter Ernst Hardt bei der WERAG etablierten "Klassischen Bühne".
Bild: "Schneider Wibbel", 1948, Hörspiel von Hans Müller-Schlösser, Regie: Wilhelm Semmelroth (vorne rechts), v.l.: Karl Raaf, Martha Kallinich, Lucy Millowitsch, Erich Ponto, Bernd M. Bausch, Maria Riffa, Wilhelm Pilgram, Paul Esser, (Fritzleo Liertz), Kurt Pit Müller

Das Hörspiel aus Köln profilierte sich daneben noch in einer ganz anderen Hinsicht. Denn immer öfter hieß es im Programm: Mord im Radio. Ein rasanter Boom mit englischer und pseudoenglischer Kriminalliteratur setzte ein. Zum regelrechten Straßenfeger wurde der charmante Privatdetektiv Paul Temple, hier gespielt von René Deltgen. An seiner Seite Annemarie Cordes.

Zu einem regelrechten Markenzeichen des Kulturradios wurden Ende der 40er Jahre die zahlreichen Nachtprogramme und Abendstudios. Hartmann konnte mit Jahresbeginn 1949 erreichen, dass die drei Sendetermine des "Nachtprogramms" pro Woche nun in der redaktionellen Verantwortung zwischen Hamburg und Köln wechselten. Carl Linfert hatte das "Nachtprogramm" des Kölner Funkhauses übernommen und leitete es über eineinhalb Jahrzehnte bis zu seiner Pensionierung 1966: "Das 'Nachtprogramm' ist gegründet worden für diejenigen, die nicht das durchschnittliche Programm, sondern gerade etwas Besonderes oder auch betont Ungewohntes suchen (...). Eine gewisse 'Exklusivität' ist also eine Belastung, die diejenigen, die das Nachtprogramm verwirklichen sollen, bewusst auf sich genommen haben."

Als der Kölner Funk 1945 zu senden begann, hatte er Mühe, seine tägliche Stunde mit Musik anzureichern. Die wenigen Schallplatten, die dem Kölner Sender vorlagen, konnte Herbert Eimert, der als erster Angestellter des Kölner Funks fast im Alleingang eine Musikabteilung aufbaute, nicht laufend erneut senden. Bürger wurden nach Platten gefragt und angloamerikanische Tanzmusik wurde beim AFN beschafft. Binnen kurzer Zeit entwickelte sich im Kölner Sender zudem ein reger Aufnahmebetrieb, der so rasch wuchs, dass in der zweiten Hälfte der NWDR-Jahre die Eigenproduktionen schon 85 Prozent der Programme ausmachten.

Bis September wurde Ken Bartlett dazu ermächtigt, 60 Musiker als Sinfonie-Orchester zusammenzuführen. Intendant Hanns Hartmann verpflichtete bereits im April 1946 den Dirigenten und Arrangeur Hans Bund nach Köln. Bartlett forderte eine Steigerung der Produktionen sowie eine höhere Zahl von gesendeten Sinfoniekonzerten aus Köln. Am 4. August 1946 spielte der neue Klangkörper erstmals live vor Mikrofonen, es dirigierte Hans Bund.

Der musikalische Universalist Hans Bund (1898-1982) stand für die improvisierte Aufbauarbeit der Musikabteilung. Aus seinem Orchester von 1946 wurde am 29. September 1949 das "Rundfunk-Sinfonie-Orchester". Die Suche nach einem festen Dirigenten überging ihn. Ab 1948 produzierte er mit dreizehn Musikern als "Hans Bund und seine Solisten". Hieraus entstand das "Kleine Tanz- und Unterhaltungsorchester".

Der Einsatz des Sinfonie-Orchesters für die Musik des 20. Jahrhunderts teilte sich ab 1951 auf zwei Konzertreihen auf: In der "Musik der Zeit" gab es dem Schaffen der Zeitgenossen ein Forum, in den Sinfoniekonzerten spielte es ein Repertoire, das von der Klassik bis in die Moderne reichte. Trotz dieser Eigenproduktionen war es jedoch notwendig, Konzerte anderer Orchester mitzuschreiben. Diese Arbeit forcierte 1952 der neue Hauptabteilungsleiter Prof. Dr. Edmund Nick.

Die westdeutschen Funkhäuser starteten in den Nachkriegsjahren eine Kampagne für zeitgenössische Musik. In Köln erklang ab 1951 die Sendereihe "Neue Musik" mit internationalem Repertoire und mit Werken von Komponisten vor Ort. 1953 startete als Nachfolger der Reihe die "Musik der Zeit" mit vier Orchester- und vier Kammerkonzerten pro Saison. Die künstlerische Leitung lag von 1953 bis 1955 bei Karl O. Koch (Bild).

Von 1955 bis 1957 übernahm Eigel Kruttke die Leitung der Sendereihe "Musik der Zeit", 1957 wurde er stellvertretender Leiter der Musik im NWDR.

Von den wenigen Studios für Elektronische Musik mit internationaler Ausstrahlung hat er gleich zwei errichtet: Herbert Eimert war Gründungsvater des legendären NWDR-Studios und des Studios an der Kölner Musikhochschule. Er baute die Musikabteilung mit auf, einige Monate auch als ihr Leiter, wechselte aber 1947 ins Ressort Kulturberichterstattung. 1948 gründete er das "Musikalische Nachtprogramm", ab1951 konzipierte und errichtete er das "Studio für Elektronische Musik", das er bis 1962 leitete.

Karlheinz Stockhausen wurde im Mai 1953 offizieller Teil des Studiokreises, bald zum bestimmenden künstlerischen Navigator und 1963 Nachfolger Herbert Eimerts in der Leitung.

Das Studio für elektronische Musik entwickelte sich zu einem Zentrum für die Avantgarde und hat die spätere Rezeption der musikalischen Aufbauarbeit wesentlich bestimmt. Kein anderes ist intensiver in der Publizistik aufgearbeitet worden als dieses. Das steht im Gegensatz zur tatsächlichen Programmstruktur und zum Höreralltag. Der Anteil der elektronischen Musik an den Musikprogrammen des (N)WDR betrug noch in ihrer Hoch-Zeit zur Mitte der 60er Jahre nicht einmal ein Prozent. Die Briefe an Wunschsendungen zeigten: "Opern und Operetten liegen im musikalischen Rennen immer vorn."
Bild: Pierre Boulez, Bruno Maderna und Karlheinz Stockhausen 1958.

Zwischen Unterhaltungs- und neuer Musik rückte Jazz ins Programm ein. Stigmatisiert als geistlose Musik der Farbigen und als Kulturwaffe der Besatzer wurde er nur vorsichtig in einzelne Sendungen einbezogen.
Bild: Orchester Harald Banter, 1955.

Seit dem 26. April 1948 sorgte Dietrich Schulz-Köhn für eine dichte Serie von Jazzsendungen. Schulz-Köhn war ausgewiesener Jazz-Spezialist und hatte viele deutsche Jazz-Clubs gegründet. Für den (N)WDR entwickelte er über 20 Jazz-Sendereihen.

1950 wechselte Gerd von Wysocki zum NWDR und arbeitete dort als Programmgestalter. 1952 begründete er eine eigene Band und nahm den Namen Harald Banter an. Aus einer projektweise zusammentretenden kleinen Big Band entstand 1962 die "Media Band". Banter spielte mit ihr Jazz, Tanzmusik und Kammermusik ein.

Bereits 1946 trat Hermann Hagestedt mit einer eigenen 18-Mann-Formation, die für Tanz- und Unterhaltungsmusik sorgte, neben Hans Bunds Truppe. Zum 1. September 1947 stellte der NWDR die 18 Musiker fest an. Der Tag gilt als Geburtsstunde des Kölner Rundfunkorchesters (das aber erst im Juni 1968 offiziell so getauft wurde). Das Bild zeigt das Orchester im Jahre 1949.

1950 verließ das Orchester die gewohnten Gemeinde- und Ballsäle und produzierte im Großen Sendesaal de neu errichteten Funkhauses am Wallrafplatz (das erst im Juni 1952 offiziell eröffnet wurde). Es bestand nun aus 53 Musikern, die nicht nur unter Hagestedt, sondern auch unter Gastdirigenten wie Werner Egk, Robert Stolz und Franz Grothe spielten. Das Bild zeigt das Orchester im Jahre 1954.

Nur wenige Chorleiter wandten sich so entschieden dem Schaffen der Zeitgenossen zu, und nur wenige muteten sich und ihren Sängern so viele fordernde Kompositionen zu wie es Bernhard Zimmermann vermochte. 1948 kehrte er nach Anfängen bei der WERAG und beim Stuttgarter Rundfunk als Chordirektor nach Köln zurück und formte den Chor zum avancierten Klangkörper.

Frank Marszalek wurde 1949 an den Kölner Sender gerufen. Der "König der Operette" sorgte während seiner NWDR-Zeit zwischen 1949 und 1965 für 70 Operneinspielungen und ungezählte Querschnittproduktionen.

Die Kölner Musikabteilung wollte nicht nur das Repertoire der alten Musik erarbeiten und die Notentexte wiedergewinnen, sondern auch die Spielweisen und die Improvisationshaltung. Das ging letztlich nur mit einem Spezialensemble. 1954 stellte der Sender das neue Orchester, die "Cappella Coloniensis", der Öffentlichkeit in einem Festakt vor. Die klanglichen Ergebnisse waren noch über Monate hinweg unzureichend bis an die Grenze der Zumutbarkeit. Gleichwohl hielt der Kölner Sender sein Engagement für authentische Aufführungspraxis durch, bis instrumentenbauliche Modifikationen und die Aneignung passender Spielweisen eine neue Klangkultur alter Musik durchsetzten.

Eduard Gröninger (1909-1990) lebte für die Suche nach der alten Musik, wie sie einst klang. Als Nebeneffekt sorgte er mit dem Aufbau der Cappella Coloniensis für das Profil des jungen Kölner Hörfunks. Der Kölner Musikwissenschaftler hatte 1951 als freier Mitarbeiter begonnen und wurde zum 1. April 1955 zur Betreuung der Cappella festangestellt.

In der neu gegliederten Musikhauptabteilung von 1948 leitete Kurt Feltz bis 1950 die Abteilung Musikalische Unterhaltung. Der umtriebige Feltz beschränkte sich nicht auf die administrativen Aufgaben seiner Position, sondern textete weiterhin Schlager, schuf Künstlerkarrieren und spielte "seine" Musik. Er bezog sein NWDR-Gehalt und verdiente zudem an jedem Schlager dreifach, als Texter, Produzent und Verleger. Ab 1949 zog dies eine Pressekampagne gegen Feltz und den NWDR-Köln auf sich, infolge dessen sich Feltz 1950 vom NWDR zurückzog.

Zum Nachfolger von Feltz berief Hanns Hartmann den Komponisten Oskar Reisinger.

Der deutschen Tanz- und Schlagermusik standen die angelsächsischen Einflüsse entgegen, die von den Jugendlichen der 50er Jahre enthusiastischer aufgenommen wurden. Chris Howland, 1946 in die British Army einberufen, kam 1948 vom Militär zum BFN in Hamburg. Als der BFN 1954 nach Köln-Marienburg zog, nahm Howland Kontakt mit dem Kölner Sender des NWDR auf.

Günter Krenz und der umtriebige Brite Howland riefen die "Spielereien mit Schallplatten" ins Leben, eine ungemein beliebte UKW-Sendung, die sich bis 1966 hielt, ihren Moderatoren "Heinrich Pumpernickel" alias Chris Howland zu dem NWDR-Mann schlechthin machte und in deren Fahrwasser Konzepte wie 1955 die "Freitagnachmittags-Melodie" mit Mal Sandock und die Chartsendung "Stimme Amerikas" mit Robert Nelson starteten.

1947 warb der NWDR Adalbert Luczkowski vom Radio-Tanzorchester Frankfurt zur Leitung des Kölner Tanz- und Unterhaltungsorchesters ab. Luczkowski war schon vorher durch die Band "Die Goldene Sieben" bekannt geworden. Sein NWDR-Orchester produzierte mit Solisten wie Heinz Schachtner, Paul Kuhn und Hans "James" Last.

Orchester Adalbert Luczowski in der Stadthalle Viersen 1955

Das Bedürfnis nach Unterhaltung, nach Entspannung und auch Ablenkung war groß in der Nachkriegszeit. Bereits in den allerersten Programmbeiträgen, die das Funkhaus Köln zwischen Herbst und Ende 1945 produzierte, lockerten kleine unterhaltende Beiträge die regionale Berichterstattung auf.
Bild: Friedel Hömke und Schmitt-Roste alias Gesine Schulte und Anton Schmitz in "Der frohe Samstagnachmittag", 1949.

Das unterhaltende Wort hatte es im Kölner Funkhaus des NWDR nicht immer leicht. In Köln verknüpfte sich die Aufbauarbeit auf diesem Gebiet mit zwei Namen: Lutz Kuessner und Peter Kottmann. Kottmann war mit Leib und Seele der Unterhaltung verschrieben - als junger Kriegsheimkehrer startete er eine Blitzkarriere. Doch das Leben des einflussreichen Unterhaltungsredakteurs endete tragisch. Als Hanns Hartmann 1961 in der Intendantenwahl unterlag, quittierte Kottmann seinen Dienst und versuchte in München, gute Unterhaltung zu machen. Der Melancholiker schied 42-jährig freiwillig aus dem Leben.

Dem populären Programmplatz am Samstagabend konnte das Kölner Funkhaus schließlich im November 1951 mit dem "Idealen Brautpaar" ein wahres Erfolgsformat beisteuern. Neue Elemente der Quizshow und das traditionelle Showformat des bunten Abends mit seiner Wort- und Musikabfolge wurden zusammengebracht, öffentliche Auftritte in verschiedenen Orten des Sendegebiets verbunden mit dem Einbeziehen des Radiopublikums zuhause. Im Mittelpunkt stand mit Jaques Königstein ein Showmaster, der korpulent und gemütlich den Typ des Brautvaters verkörperte.

Bis zum 25. September 1952 gab es keine einzige Programm-Minute Fernsehen aus Köln, währen in Hamburg und Berlin eifrig Versuchssendungen produziert wurden. Dies änderte sich, als der regelmäßige Fernsehbetrieb mit einer neuen Verbindungsstrecke zwischen Berlin, Hamburg und Köln am 25. September eröffnet werden sollte und ein notwendiges Teilstück zwischen Hannover und dem Langenberger Sender fehlte. In aller Eile entschied der Verwaltungsrat, in Langenberg ein zweites Fernsehprogramm auszustrahlen. Am ersten Weihnachtsfeiertag 1952 um 20.00 Uhr eröffneten der Intendant des NWDR Fernsehens, Werner Pleister, und der Technische Direktor des NWDR, Werner Nestel, mit ihren Ansprachen das tägliche Fernsehprogramm.

Einen Schwerpunkt in den ersten Fernsehprogrammen bildete - wie könnte es in der Karnevalshochburg anders sein - die Unterhaltung. Es entwickelte sich einen langjährige erfolgreiche Kooperation zwischen Düsseldorfer und Kölner Kabarettbühnen, Varietétheatern und dem neuen Medium. Zum Markenzeichen wurde ein berühmter Kölner Volksschauspieler: Willy Millowitsch. Zunächst waren die Fernsehverantwortlichen wegen des kölschen Dialektes skeptisch, doch die Übertragung des "Etappenhasen" am 27. Oktober 1953 direkt aus dem Willy-Millowitsch-Theater wurde ein sensationeller Erfolg. Im Folgenden machten sich die Übertragungen aus dem Millowitsch-Theater zu einem festen Bestandteil des Fernsehprogramms.

Der wohl markanteste Beitrag Kölns zum Fernsehprogramm gelang mit der Übernahme eines journalistischen Radioformats in das audiovisuelle Medium, mit dem "Internationalen Frühschoppen". Vom 30. August 1953 an begrüßte Werner Höfer nicht mehr nur im Hörfunk, sondern auch im Fernsehen die eingeladenen Journalisten. Das bimediale Erfolgsformat startete seinen Siegeszug durch die bundesrepublikanischen Wohnstuben.

Im Abschlussdokument der Potsdamer Konferenz war über Rundfunk und Presse nichts verlautbart worden. Einer eigenständigen Politik der jeweiligen Militärregierungen stand deshalb schon bald nichts mehr im Wege. In der Praxis bedeutete dies für die britische Militärregierung, den Wiederbeginn eines Sendebetriebes in kürzester Zeit zu ermöglichen. Während bereits wenige Stunden nach Besetzung des Hamburger Funkhauses am 4. Mai 1945 wieder von dort gesendet wurde, erwies sich die Situation in dem noch bis zum 21. Juni 1945 von amerikanischen Truppen besetzten Köln als schwieriger.

Sowohl das Funkhaus in der Dagobertstraße als auch der Sender in Langenberg waren stark beschädigt. Erst Ende September 1945 war es möglich, aus dem behelfsmäßig hergerichteten Funkhaus wieder zu senden. Weil von nun an in der britischen Zone nicht mehr allein aus Hamburg gesendet werden sollte, meldete sich das Programm ab dem 26. September 1945 als Nordwestdeutscher Rundfunk (NWDR).

Zunächst wurde die Mehrzahl der Sendungen von der BBC aus London oder aus Hamburg übernommen. Die Funkhäuser in Köln und Hamburg arbeiteten weitgehend nebeneinander her unter der Aufsicht ihrer britischen Kontrolloffiziere. Deutsche Mitarbeiter und bald auch Mitarbeiterinnen waren teils fest angestellt, teils freiberuflich tätig. Die britischen Kontrolloffiziere waren offiziell für die Vorzensur zuständig, ließen jedoch den deutschen Mitwirkenden mit der Zeit immer größere Freiräume.

Dem produktiven Chaos auf der Programmseite entsprach eine nicht minder unorganisierte, weitgehend dezentrale Verwaltung der Betriebsmittel, insbesondere der Finanzen. Ungeklärt war vor allem das Verhältnis zur Post, die zwar die Rundfunkgebühren einkassierte, sich jedoch weigerte, einen nach Auffassung der Programmverantwortlichen angemessenen Anteil davon weiterzugeben. Aber auch die interne Mittelverwendung blieb undurchsichtig, was die britischen Kontrolloffiziere oftmals überforderte.

Aus dieser Situation erklärt sich ein Brief, den General Sir Alexander Bishop am 11. Juli 1946 an den Generaldirektor der BBC, Sir William Haley, schrieb, in dem er ihn um Unterstützung nach einer Persönlichkeit bat, die geeignet sein würde, die Leitung des NWDR zu übernehmen. Es hatte sich nämlich nach kurzer Zeit herausgestellt dass der aus einer öffentlichen Ausschreibung hervorgegangene Controller des NWDR, Rex Palmer, seiner Aufgabe nicht gewachsen war. Haley entsprach dieser Bitte durch die Nominierung von Hugh Carleton Greene, der sich nicht nur durch eine beachtliche BBC-Karriere, sondern auch als Berliner Korrespondent britischer Tageszeitungen in der Vorkriegszeit für die neue Aufgabe empfahl. Greene begann seine Arbeit als Chief Controller des NWDR am 1. Oktober 1946 und verabschiedete sich als erster NWDR-Generaldirektor am 15. Oktober 1948.

Die "Verfassung" des NWDR und seine Gremien

Greene gelang es in seiner zweijährigen Tätigkeit für den NWDR, seine in der BBC gewachsenen Überzeugungen von der Unabhängigkeit der Rundfunkarbeit nicht nur seinen britischen Vorgesetzten in der Kontrollkommission nahe zu bringen, sondern auch gegenüber deutschen Politikern mit Nachdruck zu vertreten. Andererseits ist nicht zu verkennen, dass manche NWDR-Angehörige sich im Bewusstsein dieser Unabhängigkeit verleiten ließen, sich für unfehlbar zu halten und die von der Leitung des Hauses gezeigte Liberalität als Freibrief für einseitige Stimmungsmache zu missbrauchen.

Schwierig erwies sich die Aufgabe, die pragmatischen Verhaltens- und Verfahrensgrundsätze der Rundfunkkontrolle während der ersten Nachkriegsjahre in die Schriftform einer Verordnung der Militärregierung zu übertragen, die als Rechtsgrundlage des NWDR gelten würde. Im 1946 von der Militärregierung berufenen Zonenbeirat waren jene Kräfte nicht vertreten, die nach Greenes Ansicht in Fragen der Rundfunkaufsicht eine besondere Kompetenz und Legitimation besaßen. Andererseits machten die politischen Parteien Ansprüche auf Einfluss und Personalbesetzung geltend. Am 1. Januar 1948 trat ein Kompromiss als Verordnung 118 der britischen Militärregierung in Kraft. Unter den 16 Mitgliedern des Hauptausschusses fanden sich die Ministerpräsidenten der drei Länder und der Erste Bürgermeister von Hamburg, außerdem ein Gerichtspräsident, vier leitende Vertreter des Schulwesens, zwei Kirchenmänner, zwei Gewerkschaftsvorsitzende, ein Theaterintendant, ein Musikhochschulrektor und ein Handelskammerpräsident.

Der NWDR Köln - nur eine Nebenstelle von Hamburg?

Nicht erst seit der Gründung des NWDR war die Zusammenarbeit zwischen den Funkhäusern in Köln und Hamburg überschattet von Zwistigkeiten. Tief eingewurzelt war sowohl im Kölner Funkhaus als auch bei der Düsseldorfer Landesregierung das Gefühl der Zurücksetzung des bevölkerungsreichsten Landes gegenüber den kleineren norddeutschen Ländern. Hinzu kam die Entscheidung der Militärregierung, aus Norden-Osterloog über die leistungsstarke ehemals Langenberger Mittelwelle das deutschsprachige Programm der BBC zu senden, sodass für Köln nur die Möglichkeit von Zulieferungen für das in Hamburg produzierte NWDR-Programm blieb.

Die zwischen dem 25. Juli und 15. September 1948 auf der Wellenkonferenz in Kopenhagen beschlossene Wellendemontage beließ Deutschland so gut wie keine leistungsfähigen Mittel- und Langwellen mehr, was bedeutete, dass die deutschen Rundfunkanstalten sich mehr oder minder freiwillig veranlasst sahen, ihre Sendungen auf Ultrakurzwellen auszustrahlen. Das bedeutete nicht nur einen wirtschaftspolitisch wichtigen Nachfrageschub für die Sender- und Rundfunkgeräteindustrie, sondern auch einen beachtlichen Anstoß für qualitative und quantitative Programm-Innovationen bei den Rundfunkanstalten.

Unmittelbar nach In-Kraft-Treten des Kopenhagener Wellenplans am 15. März 1950 begann das Kölner Funkhaus am 3. April mit den ersten regelmäßigen UKW-Sendungen von UKW West. Verwirklicht wurde damit nicht nur Greenes Konzept eines Programm-Kontrastes von "leicht" (auf UKW) und "schwer" (auf Mittelwelle), sondern auch der Wunsch Nordrhein-Westfalens nach einem eigenständig in Köln gestalteten Programm ohne Hamburger Einreden.

Das WDR-Gesetz

Am 12. Mai 1954 wurde im Landtag in Düsseldorf das Gesetz über den WDR verabschiedet. Nach Verabschiedung dauerte es noch einige Monate, bis die britische Militärregierung sich entschließen konnte, ihre 1948 in Kraft getretene Verordnung 118 am 1. Februar 1955 aufzuheben. Erst dadurch konnte das WDR-Gesetz noch am selben Tag in Kraft treten und der Rundfunkrat sich am 2. März konstituieren. Am 12. März trat dann der Verwaltungsrat erstmals zusammen und wählte am 25. Mai den Intendanten des Kölner Funkhauses, Hanns Hartmann, erwartungsgemäß zum ersten Intendanten des neuen WDR.

Wenn der WDR von den rundfunkpolitischen Kontroversen der Adenauer-Zeit vergleichsweise wenig berührt blieb, so hatte das zweifellos eine seiner Ursachen in der rheinischen Konsens-Demokratie, die von den damaligen Düsseldorfer Regierungschefs der CDU wie auch der SPD, Karl Arnold und Franz Meyers, Fritz Steinhoff und Heinz Kühn, bewusst gefördert wurde.

Text (in gekürzter Fassung): Manfred Jenke, Hans-Ulrich Wagner, Robert von Zahn
Quelle: Am Puls der Zeit. 50 Jahre WDR, Band 1. Die Vorläufer 1924-1955, Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2006.