Star-Produzent Quincy Jones wird 90

Von Philip Stegers

Quincy Jones erhielt nicht nur mehr Grammy-Nominierungen als jeder andere Künstler, er produzierte mit Michael Jacksons "Thriller" 1982 auch das weltweit meistverkaufte Album aller Zeiten. Am 14. März 2023 wird der Musiker und Produzent 90 Jahre alt.

Quincy Jones wächst in zerrütteten Familienverhältnissen auf. Seine Mutter landet wegen Schizophrenie in einer psychiatrischen Anstalt, mit der neuen Partnerin seines Vaters kommt er überhaupt nicht klar. Musik ist seine Rettung – er lernt jedes Instrument, das er in die Finger kriegt: Schlagzeug, Tuba, Flügelhorn, Klavier, Sousaphon, Posaune und Trompete – sein Hauptinstrument.

Quincy Jones wächst in zerrütteten Familienverhältnissen auf. Seine Mutter landet wegen Schizophrenie in einer psychiatrischen Anstalt, mit der neuen Partnerin seines Vaters kommt er überhaupt nicht klar. Musik ist seine Rettung – er lernt jedes Instrument, das er in die Finger kriegt: Schlagzeug, Tuba, Flügelhorn, Klavier, Sousaphon, Posaune und Trompete – sein Hauptinstrument.

Im zarten Alter von 13 Jahren gründet er gemeinsam mit dem drei Jahre älteren Ray Charles seine erste Band. Die beiden Jungspunde treten auf Hochzeiten und in Clubs auf – mit ständig wechselndem Repertoire, je nach Veranstaltung. Eine gute Schule für die spätere Karriere, in der Quincy Jones immer wieder seine musikalische Vielseitigkeit unter Beweis stellt.

Seine Liebe gilt dem Jazz und dem Big-Band-Sound. In den 50er und 60er Jahren sind besonders seine Dienste als Arrangeur gefragt. Er arbeitet mit Größen wie Frank Sinatra, Count Basie und Billie Holiday zusammen. 1960 gründet er seine eigene All-Star Band und geht auf eine umjubelte Europatournee. Wegen der unzureichenden Planung ist er anschließend dennoch hochverschuldet.

Doch bald hat Quincy Jones wieder gut lachen. Er wird Vizepräsident bei Mercury Records. Bei aller Leidenschaft für die Musik ist er als Geschäftsmann immer auch am Geschehen hinter den Kulissen interessiert. Für das Plattenlabel entdeckt er die Sängerin Lesley Gore, die mit "It's My Party" nicht nur in den US-Charts auf Platz 1 landet. Produzent des Welthits – Quincy Jones.

Wegen einer lebensbedrohlichen Blutung im Gehirn muss er 1974 die Blasinstrumente für immer an den Nagel hängen. Seine Karriere als Musiker ist damit zwar vorbei, doch er hat ohnehin bereits zwei neue Betätigungsfelder gefunden. Er komponiert verstärkt für Film und Fernsehen und produziert unwiderstehliche Pop-Alben für andere Künstler.

Der Erfolg von Michael Jackson ist untrennbar mit Quincy Jones verbunden. Ende der 70er Jahre dümpelt die Karriere des ehemaligen Kinderstars vor sich hin, bis Jones ihn als Produzent unter seine Fittiche nimmt. Mit den Alben "Off The Wall", "Thriller" und "Bad" gelingen dem Duo drei Meilensteine der Popmusik.

An seinem 47. Geburtstag erhält Quincy Jones in Hollywood einen Stern auf dem Walk of Fame. Er gewinnt unzählige Musikpreise, darunter alleine 27 Grammys. Bis heute ist das von ihm produzierte "Thriller" das meistverkaufte Album aller Zeiten.

"We Are The World" – als Michael Jackson und eine amerikanische All-Star-Band 1985 den vermutlich bekanntesten Wohltätigkeitssong der Welt aufnehmen, laufen bei Produzent Quincy Jones alle Fäden zusammen.

Auch andere Stars wie Stevie Wonder wollen nicht auf die Produktionskünste von Quincy Jones verzichten oder lassen sich gern für seine Projekte einspannen. Mit seinem Händchen für Hits gelingt es ihm als erstem Musikproduzenten, schwarze Musik weltweit massentauglich zu machen.

1985 komponiert Quincy Jones nicht nur die Filmmusik von "Die Farbe Lila". Gemeinsam mit Steven Spielberg produziert er den Film auch, in dem Talkshow-Moderatorin Oprah Winfrey ihr Schauspieldebüt gibt. Doch die Doppelaufgabe ist zuviel für ihn, er erleidet nach Beendigung der Dreharbeiten einen Nervenzusammenbruch. Nach über 30 Filmmusiken ist dies sein letztes Filmprojekt.

Patchworkfamilie – Quincy Jones war drei Mal verheiratet und ist Vater von sieben Kindern, die wiederum fünf verschiedene Mütter haben. Mit der Schauspielerin Nastassja Kinski hat er eine gemeinsame Tochter, die einen komplizierten Namen trägt – Kenya Julia Miambi Sarah Kinski-Jones.

Ab den 90er Jahren ist Quincy Jones Stammgast auf dem legendären Jazzfestival in Montreux. 1992 dirigiert er dort die WDR Big Band, vier Jahre später leitet er die Big Band von Phil Collins.

An mangelndem Selbstbewusstsein leidet Quincy Jones bis heute nicht. Immer wieder haut er ein paar Sprüche raus und hält mit seiner Meinung selten hinter dem Berg: Die Beatles? – "Die schlechtesten Musiker der Welt", Michael Jackson? – "Ein gieriger Dieb", Jimi Hendrix? – "Zu feige, um auf meinem Album zu spielen". Wir gratulieren einem der ganz Großen herzlich zum 90. Geburtstag!

Stand: 16.03.2023, 09:01 Uhr