2023: Prince wäre 65 geworden

Von Philip Stegers

Prince war dank Hits wie "Purple Rain" und "Kiss" neben Michael Jackson und Madonna eine der Pop-Ikonen der 80er Jahre. Am 7. Juni 2023 wäre der Sänger, Musiker und Songwriter aus Minneapolis 65 Jahre alt geworden.

Die Karriere von Prince Rogers Nelson beginnt 1978 als schüchternes musikalisches Wunderkind. Er produziert sein Debütalbum "For You" selbst, schreibt alle Songs und spielt sie auf 23 Instrumenten ein. Das Album floppt trotzdem. Doch schon früh ist klar, dass sich hier jemand viel zutraut und noch mehr vorhat.

Zwar haben sich auch andere Künstler bereits vor Prince an einem eingängigen Mix aus Funk, Soul und Pop versucht, doch seine Songs stechen heraus – auch dank seines hohen Falsettgesangs und den mitunter eindeutig zweideutigen Texten.

Mit "Purple Rain" gelingt ihm 1984 der weltweite Durchbruch. Auch der gleichnamige Film wird ein Riesenerfolg. Prince spielt darin einen egozentrischen und extravaganten Sänger – eine Rolle, die er mit Leichtigkeit ausfüllen kann.

Seid ihr alle da? Auf der Bühne zeigt der begnadete Entertainer sein ganzes Repertoire als Sänger, Musiker und Tänzer. Spielchen mit dem Publikum sind fester Bestandteil der bis ins kleinste Detail durchgeplanten Shows.

Während die meisten seiner Kollegen nach einer Show erstmal wieder zu Kräften kommen müssen oder feiern, musiziert Workaholic Prince einfach weiter. Seine Aftershow-Konzerte in kleinen Clubs nach getaner Arbeit sind legendär.

Wer weiß, was aus Sinéad O’Connor geworden wäre, wenn Prince ihr nicht seinen Song "Nothing Compares 2 U" angeboten hätte? Auch The Bangles profitieren von seinem Gespür für große Popsongs – für die Band schreibt er den Hit "Manic Monday".

Den Song "Kiss" überlässt Prince 1986 eigentlich der von ihm protegierten Band "Mazarati". Doch als er ihre hitverdächtige Aufnahme davon hört, nimmt er der Band den Song kurzerhand wieder weg und veröffentlicht ihn selber.

Zu dieser Zeit ist Prince mit der Schlagzeugerin Sheila E. verlobt, ohne dass die Öffentlichkeit etwas davon erfährt. Auf Konzerten stellt er sie mit dem ihm eigenen Humor vor: "Am Schlagzeug: Sheila E. – nicht schlecht für ein Mädchen!"

Prince gelingt in dieser Phase fast alles. Zwar werden seine Filme regelmäßig verrissen, doch mit dem Album "Sign o‘ the Times" legt er 1988 ein Meisterwerk hin. Auf der gleichnamigen Single fasst er die Katastrophennachrichten jener Tage zu einer nachdrücklichen und minimalistischen Pop-Perle zusammen.

Elvis Presley hatte "Graceland" in Memphis, Prince den "Paisley Park" in Minneapolis. Hier baut sich der Superstar ein Anwesen mit Studiokomplex und einem eigenen Club für Auftritte. Der Wellness- und Sportbereich umfasst auch einen Tischtennis-Keller, denn Prince ist ein besessener Ping Pong-Spieler, der an der Platte keine Gnade kennt.

Ein Blick ins Schlafzimmer des Hausherren verrrät, dass Prince bei der Inneneinrichtung flauschige Extravaganz bevorzugt.

Der nur knapp 1,60 m große Prince setzt nicht nur auf der Bühne auf High Heels, sondern auch beim Basketball-Spiel. Mit zunehmendem Alter leidet er an Hüftproblemen, die wiederum dafür sorgen, dass er zu starken Schmerzmitteln greift.

1993 legt sich Prince mit seiner Plattenfirma Warner an. Weil er unzufrieden mit seiner Situation ist, schreibt er sich öffentlich "Slave" (Sklave) auf die Backe. Er veröffentlicht keine Platten mehr als "Prince", sondern unter einem namenlosen, selbsterdachten Symbol.

Die Karriere von TAFKAP (The Artist formerly known as Prince) liegt in den 90er Jahren etwas darnieder. Er liefert absichtlich zweitklassige Alben ab, um seine Plattenfirma zu ärgern. Immer wieder trifft er seltsame geschäftliche Entscheidungen. 2010 erklärt er, dass das Internet am Ende sei und nimmt seine Webseite vom Netz. Das Album "Planet Earth" erscheint als kostenlose Zeitungsbeilage der "Mail on Sunday".

1996 heiratet Prince seine Background-Tänzerin Mayte Garcia. Die beiden bekommen ein behindertes Kind, das kurz nach der Geburt stirbt. Im Jahr 2000 reicht sie die Scheidung ein.

Bald darauf heiratet Prince seine Assistentin Manuela Testolini. Sie hilft ihm dabei, anonym zahlreiche humanitäre Projekte finanziell zu unterstützen oder Menschen, von deren Schicksal er in den Nachrichten erfährt. Obwohl Bescheidenheit sonst nicht unbedingt zu seinen ausgeprägtesten Charaktereigenschaften zählt, möchte der Wohltäter Prince lieber im Verborgenen helfen.

2004 feiert Prince ein aufsehenerregendes Comeback, als er gemeinsam mit Beyoncé bei den Grammys "Purple Rain" singt. Eine jüngere Generation von Fans entdeckt ihn dadurch ganz neu.

Am 21. April 2016 stirbt Prince an einer versehentlich eingenommenen Überdosis des Schmerzmittels Fentanyl im Paisley Park. Das Anwesen ist inzwischen ein Museum, in dem auch Andenken an den Künstler erworben werden können.

Prince hinterlässt nicht nur eine große Lücke in der Musikwelt, sondern auch viele unveröffentlichte Stücke. So erscheint unter anderem 2020 eine Neuauflage seines neunten Studioalbums "Sign o’ the Times Deluxe" mit insgesamt 92 Songs, wovon 42 noch nie veröffentlicht wurden. Im Sommer 2021 erscheint das Album "Welcome 2 America".

Stand: 05.06.2023, 16:48 Uhr