Die Supergroup: Crosby, Stills, Nash and Young

Von Philip Stegers

Crosby, Stills, Nash and Young waren die erfolgreichste Supergroup der Popgeschichte. Nach dem Tod von David Crosby mussten Fans der Band alle Hoffnungen auf eine Reunion begraben. Sie können sich aber mit dem neuen Soloalbum "Now" von Graham Nash trösten.

Stephen Stills, David Crosby und Graham Nash (v.l.n.r.) gründen 1968 Crosby, Stills and Nash, abgekürzt CSN. Ihr Debütalbum ist ein veritabler Hit in den USA. Alle drei Musiker der Supergroup waren bereits zuvor in anderen Bands überaus erfolgreich.

David Crosby (rechts) spielt bei The Byrds aus Kalifornien, die Mitte der 60er mit Songs wie "Hey Mr. Tambourine Man" und "Eight Miles High" den Hippie-Zeitgeist vorwegnehmen. David Crosby verliert den Machtkampf innerhalb der Band gegen Sänger Roger McGuinn (2.v.r.) und wird wegen notorischem Querulantentums 1967 gefeuert.

Bitte lächeln! Als Teil der britischen The Hollies wird Graham Nash (2.v.r.) mit Hits wie "Bus Stop" berühmt. Ihm missfällt allerdings bald die musikalische Richtung der Band, die ein Album mit Bob-Dylan-Coverversionen im Las-Vegas-Sound aufnimmt, und er steigt kurzerhand aus.

Stephen Stills (rechts) ist Teil von Buffalo Springfield, die zwar mit "For What It's Worth" einen Hit landen, ansonsten aber eher erfolglos bleiben. Mitglied der Band ist auch Neil Young (links), der mit Stephen Stills zusammen die meisten Songs schreibt, aber auch hier schon als Eigenbrötler auffällt. Zu Konzerten seiner Band taucht Neil Young 1967 nur sporadisch auf.

Ohne Joni Mitchell (rechts) hätte es Crosby, Stills and Nash vermutlich nie gegeben. Bei ihr zu Hause singen die drei Musiker erstmals spontan zusammen und spüren sofort, dass hier etwas Großes möglich ist. Graham Nash (Bildmitte) verliebt sich sofort in die kanadische Songwriterin, die zuvor mit David Crosby zusammen war. Man schreibt munter Lieder übereinander. Der Song "Woodstock", der dank Crosby, Stills, Nash and Young zur Hymne des Musikfestivals wird, stammt ebenfalls aus der Feder von Joni Mitchell.

Aus dem Trio wird im Sommer 1969 ein Supergroup-Quartett, um besser für Liveauftritte gerüstet zu sein. Eigentlich soll Stevie Winwood als Keyboarder einsteigen, doch der hat mit Blind Faith gerade seine eigene Supergroup gegründet. So kommt Neil Young als vierter Mann an Bord. Ihr legendärer Auftritt in Woodstock ist erst das zweite Konzert der Band als Quartett überhaupt.

Schon nach der ersten Tour reden die Musiker teilweise nicht mehr miteinander. Der phänomenale Erfolg und exzessiver Drogenkonsum machen es den vier großen Egos unmöglich, normal miteinander auszukommen. Schlagzeuger Dallas Taylor sieht das Unheil kommen und wird bald gefeuert, weil er sich bei einem Streit innerhalb der Band auf die falsche Seite stellt.

Das erste CSNY-Album "Déjà Vu" erscheint 1970 und bleibt 106 Wochen in den US-Charts. Ein Jahr später steigt Neil Young bereits wieder aus, um sich seiner Solokarriere zu widmen. Die Plattenfirma veröffentlicht in Ermangelung neuen Materials das CSNY-Livealbum "4 Way Street", das sofort auf Platz 1 in den USA landet.

Alle vier Musiker veröffentlichen erfolgreiche Soloalben. 1974 finden Crosby, Stills, Nash and Young noch einmal für eine ausverkaufte Tour zusammen. Der Versuch, ein Album mit neuen Songs aufzunehmen, scheitert allerdings mehrfach.

Zeitweise splitten sich CSNY in "Crosby & Nash" und "The Stills-Young Band" auf. Letztere besteht genau für ein Album und neun Konzerte. Mitten auf Tournee steigt Neil Young ohne Vorwarnung aus und schickt ein Telegramm an seinen Bandkollegen: "Lieber Stephen! Komisch, dass Dinge, die spontan beginnen, auch genauso enden. Iss einen Pfirsich. Neil."

Ab 1976 machen CSN wieder zu dritt weiter. Neil Young steigt 1988 erstmals wieder für ein Album ein, als "Belohnung" für den erfolgreichen Drogenentzug von David Crosby. Alle paar Jahre findet man sich wieder im Studio oder für eine Tournee zusammen. Damit ist es laut Neil Young allerdings endgültig vorbei, als sich David Crosby 2014 abfällig über dessen neue Freundin Daryl Hannah äußert.

Auch Graham Nash und Stephen Stills verkrachen sich mal wieder mit David Crosby. Ihren letzten gemeinsamen Auftritt haben die drei 2015 beim Weihnachtssingen im Weißen Haus, wo Präsident Barack Obama Ohrenzeuge einer fürchterlich schiefen Version von "Stille Nacht" wird.

David Crosby legt im Spätherbst seiner Karriere nochmal richtig los und veröffentlicht ein Soloalbum nach dem anderen. Am 18. Januar 2023 stirbt der streitbare Songwriter im Alter von 81 Jahren.

Während es etwas ruhig um Stephen Stills geworden ist, bleibt Graham Nash musikalisch umtriebig. Am 19. Mai 2023 erscheint sein neues Album "Now".

Stand: 19.05.2023, 00:00 Uhr