Jim Henson: Er ließ die Puppen tanzen

Von Ingo Neumayer

Ohne Jim Henson gäbe es keinen Kermit und keinen Bibo, keine "Muppets" und keine "Sesamstraße". Am 16. Mai 1990 ist der größte Puppenspieler aller Zeiten gestorben.

Regisseur Jim Henson bei Dreharbeiten

Ob Jim Henson, der am 24. September 1936 in Greenville, Mississippi, geboren wird, als Kind mehr als andere mit Puppen spielt, ist nicht klar. Allerdings hat er eine Oma, die in ihm früh eine Begeisterung fürs Malen, Nähen und Basteln weckt. Noch als Teenager produziert er eine Puppenshow für's Lokalfernsehen namens "Sam and Friends".

Ob Jim Henson, der am 24. September 1936 in Greenville, Mississippi, geboren wird, als Kind mehr als andere mit Puppen spielt, ist nicht klar. Allerdings hat er eine Oma, die in ihm früh eine Begeisterung fürs Malen, Nähen und Basteln weckt. Noch als Teenager produziert er eine Puppenshow für's Lokalfernsehen namens "Sam and Friends".

Die "Muppets", wie Henson seine Figuren nennt, werden immer beliebter. Es folgen Gastauftritte in anderen Shows und in Werbespots. Ende der 60er wird Henson vom amerikanischen Sender "National Education Television" engagiert. Er soll für eine Bildungssendung Puppen gestalten und mit ihnen kleine, lehrreiche Filme drehen. Der Name der Sendung: Sesamstraße.

Die "Sesamstraße" wird ein riesiger Erfolg. Vor allem die Figuren, die sich Henson ausdenkt, erobern weltweit Kinderherzen: Ernie und Bert, Bibo und Graf Zahl, Grobi und das Krümelmonster.

Und, nicht zu vergessen: Kermit, der Frosch. Der taucht bereits 1955 bei "Sam and Friends" auf. Henson verwendet dafür einen Mantel seiner Mutter und schneidet für die Augen einen Tischtennisball in zwei Hälften. Die Figur wird im Laufe der Jahre verfeinert. Gespielt wird Kermit jahrzehntelang von Henson persönlich. Für ihn ist Kermit eine Art "Alter Ego".

Ende der 70er bekommt die "Sesamstraße" auch einen deutschen Ableger. Hensons Team fährt wochenlang quer durch Deutschland, um ein Gefühl für das Land zu bekommen und sozusagen der deutschen Seele auf den Grund zu gehen. Was dabei herauskommt, spricht Bände: Der Bär Samson ist ein begriffsstutziger Schussel, seine Gespielin Tiffy ein nerviger und altkluger Vogel.

Henson selbst hat zu diesem Zeitpunkt schon mit der "Sesamstraße" abgeschlossen. Er will eine Show machen, die auch Erwachsene begeistert: wieder mit Puppen, aber im Stile einer Revue. Sketche und Witze, Musik und Entertainment – eine echte "Muppet Show" eben. Doch die Sender sind von seinem Plan zunächst nicht angetan. In den USA findet sich kein Studio, also geht Henson nach England, um die Show zu produzieren.

Die "Muppet Show" wird dank ihrer vielen skurrilen Figuren schnell zum Kult. Kermit und Miss Piggy, die grantigen Opas Waldorf und Statler, Doktor Honigtau Bunsenbrenner und sein ängstlicher Assistent Beaker sind auch Jahrzehnte später noch bekannt und beliebt. Das gilt natürlich auch für den dänischen Koch und sein unvergessliches "Smørrebrød, Smørrebrød røm, pøm, pøm, pøm".

In der "Muppet Show" sind nicht nur Puppen zu sehen. Die Macher laden sich in jeder Folge einen Gaststar ein, der ein paar Nummern zum Besten gibt. Und tatsächlich geben sich die Superstars die Klinke in die Hand. Ob Paul Simon ...

... Schockrocker Alice Cooper ...

... oder Debbie Harry, die Sängerin von Blondie: Wenn der "Showmaster" Kermit um "Applaus, Applaus, Applaus!" bittet, stehen die Stars Spalier.

Auch Mary Roos steht auf der Gästeliste der "Muppets". Sie singt 1978 den Bill-Withers-Hit "Lean On Me", begleitet vom Hund Rowlf am Piano.

Gratulation! Mit der "Muppet Show" hat Jim Henson viele Momente und Figuren geschaffen, die sich in das kulturelle Gedächtnis eingegraben haben. Zwischen 1976 und 1981 produziert er 120 Folgen der Show.

Henson ist schon seit Mitte der 70er Jahre gut mit George Lucas befreundet. Als es darum geht, die Figuren für "Krieg der Sterne" zu schaffen, hilft Henson seinem Freund mit Rat und Tat. So vermittelt Henson seinen langjährigen Puppenspieler und Designer Frank Oz an Lucas, um den Jedi-Meister Yoda zu entwerfen und später auch im Film zu steuern.

Nach dem Ende der "Muppet Show" widmet sich Jim Henson den "Fraggles". Die sind wieder mehr für Kinder als für Erwachsene gedacht und leben in einer Welt unter der Erde. Die Fraggles ernähren sich hauptsächlich von Radieschen, singen gerne und klären ihre Lebensfragen mit dem Orakel Marjorie, einer allwissenden Müllhalde.

In den 80ern widmet sich Henson immer mehr dem Kino. Neben drei "Muppets"-Filmen dreht er Science-Fiction- und Fantasy-Streifen wie "Der dunkle Kristall" und "Die Reise ins Labyrinth". Bei letzterem spielt David Bowie die Rolle des Koboldkönigs Jareth.

Henson ist äußerst umtriebig und verfolgt ständig mehrere Projekte gleichzeitig. Die Arbeit geht dem Workaholic über alles, worunter sein Familienleben stark leidet. Am 16. Mai 1990 dann der Schock: Jim Henson stirbt in New York an einer verschleppten Lungenentzündung. Bei der Trauerfeier singt Harry Belafonte, die Gäste halten Schmetterlinge an Puppenstäben, und am Schluss stimmen seine Puppenspieler eines der bekanntesten "Muppets"-Lieder an: "Just One Person". Eine einzigartige Person – genau das war Jim Henson.

Stand: 11.05.2023, 11:07 Uhr