Grit Boettcher - Mehr als eine Ulknudel

Von Valentin Mayr

Wer ihren Namen hört, hat sofort eine Fernsehserie vor Augen. Grit Boettcher steht einfach für die Sendung "Ein verrücktes Paar" mit Harald Juhnke. Am 10. August 2023 feiert die Schauspielerin ihren 85. Geburtstag. Ein Zwischenstopp: Denn 110 Jahre müssen es schon werden, sagt sie.

Sie singt, schauspielert, tanzt, schreibt, hatte schon immer eine besondere Liebe für das Showbiz und auch den Glauben an sich selbst. "Ich hatte innerlich den Drang, das schaffe ich, das mache ich, das werde ich tun", so Grit Boettcher.

1938 in Berlin geboren, versucht sich Grit Boettcher als junges Mädchen zunächst als Balletttänzerin, wird dabei als Model und dann als Schauspielerin entdeckt. Der Regisseur Victor de Kowa nimmt sich ihrer an. "Da habe ich gelernt, Pointen zu setzen, richtig zu atmen, also, der war mein Lehrer dann. Und, oh Gott, ich war auch verknallt, weil – er war für mich der Größte", erinnert sich Boettcher.

Auf die ersten Bühnenrollen folgen Film- und Fernsehangebote. Sie spielt in Edgar-Wallace-Streifen an der Seite von Joachim Fuchsberger (im Bild eine Szene aus "Der schwarze Abt"), dreht mit Heinz Rühmann, Götz George, spielt mit fast allen Stars ihrer Zeit – und wird 1977 selber zum Star ...

Vier Jahre lang begeistern Grit Boettcher und Harald Juhnke das Publikum als "Ein verrücktes Paar". Die ZDF-Serie läuft bis 1980 und ist ein Riesenerfolg. Einige ihrer Sketche sind heute Klassiker der Sketch-Comedy im deutschsprachigen Fernsehen und werden immer wieder adaptiert.

"Wir wurden so populär, ich konnte nicht einkaufen gehen! Ich sag immer, wir waren ein bisschen Yin und Yang, der Juhnke und ich", sagt Boettcher. Der kultige Klamauk bringt ihr eine Goldene Kamera – und ein Ulknudelimage, das ihr lange anhängt und das sie hasst. Boettcher betrachtet es sogar als "Körperverletzung", da ihr Repertoire als Fernseh-, Theater- und Kinoschauspielerin und Autorin viel größer sei.

Es läuft nicht immer rund: Weniger gut kam Grit Boettcher Anfang der 90er Jahre mit ihrer eigenen Sendung "Spaß mit Grit" (siehe Foto) beim Publikum und Kritikern an. Auch nahm die Zahl ihrer Rollen und Auftritte ab. Zudem wurde ihr Haus bei einem Hochwasser schwer beschädigt und sie verliert Ende der 90er auch noch viel Geld bei einem Immobiliengeschäft. Im November 2017 muss sie zudem notoperiert werden. Doch Boettcher steckt das weg. Sie selbst sieht sich als Komödiantin, ...

... die ihren Humor auch in schwierigen Situationen nicht verliert. Immer wieder aufstehen, das ist so was wie das Lebensmotto von Grit Boettcher (im Bild mit Tochter Nicole Belstler-Boettcher): "Ich sage immer, wenn ich ein Blümchen wäre, wäre ich ein Gänseblümchen. Das steht da und dann gehst du über die Wiese, dann liegt das Gänseblümchen da erst mal und die Schritte sind vorbei – und plötzlich macht's 'schtttt' und es steht wieder da!"

Und so ist Grit Boettcher auch im hohen Alter weiterhin fleißig – als Gastdarstellerin in diversen Fernsehserien und inzwischen auch als Schriftstellerin: 2018 veröffentlicht sie unter dem Titel "Auf ein Lächeln: Erinnerungen" ihre Memoiren. Mit 80 darf man so was, meint sie damals, obwohl ihr das Alter auch Angst macht: "Das ist nicht die Angst um des Aussehens willen, sondern um das möglicherweise Nicht-mehr-da-sein", sagt Boettcher. "Es ist doch endlich, das Leben. Ich meine, ich muss 110 werden, mein Sohn hat gesagt, das geht ohne dich nicht. Du musst 110 werden, damit einer da ist, auf den man sich verlassen kann!"

Stand: 10.08.2023, 00:00 Uhr