Polizeibeamte kehren nach einen Bombenanschlag am 19.01.2001 auf ein Lebensmittelgeschäft in Kölner Probsteigasse Scherben zusammen

Hinweise auf DVD

Weiterer Neonazi-Anschlag 2001 in Köln?

Stand: 15.11.2011, 15:44 Uhr

Die Thüringer Neonazis sollen für einen weiteren Anschlag in Köln verantwortlich sein. Das teilte NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) am Montagnachmittag (14.11.2011) mit. Dabei sei eine Deutsch-Iranerin 2001 durch eine Sprengfalle schwer verletzt worden.

Hinweise auf die Urheberschaft des Anschlags seien auf der DVD der mutmaßlichen Mörder entdeckt worden, auf der sich die Neonazis bereits zu dem Anschlag 2004 in der Kölner Keupstraße bekannt hatten, erklärte Innenminister Jäger in Düsseldorf. Damals sei eine 19-jährige Deutsch-Iranerin in dem elterlichen Lebensmittelgeschäft durch eine Sprengfalle schwer verletzt worden.

Wie ein Sprecher des NRW-Innenministeriums am Montag zu WDR.de sagte, ereignete sich die Explosion am 19. Januar 2001. Daraufhin habe die Polizei damals ermittelt, dass unmittelbar nach den Weihnachtstagen im Jahr 2000 ein etwa 25-jähriger Tatverdächtiger im Lebensmittelgeschäft aufgetaucht sei und sich als Kunde ausgegeben habe. Im von ihm mitgebrachten Korb habe sich unter anderem eine rotlackierte Dose befunden. Nach dem vorgeblichen Einkauf habe der Tatverdächtige gesagt, er habe seine Geldbörse vergessen und wolle sie nun holen. Den gefüllten Korb ließ er im Geschäft stehen. Als der Mann nicht wieder auftauchte, öffnete die 19-jährige Tochter des Geschäftsbesitzers die Dose - und löste damit die darin verborgene Sprengfalle aus.

Auch für Düsseldorfer Anschlag verantwortlich?

Ralf Jäger (SPD), NRW-Innenminister

Innenminister Ralf Jäger

"Wir überprüfen erneut alle unaufgeklärten Verbrechen, für die sich bislang kein schlüssiges Tatmotiv finden ließ und rechtsextremistische Motive denkbar sind", sagte Jäger am Montag. "Wir beschränken uns nicht nur auf die Hinweise, die uns die DVD liefert." Deshalb werde zum Beispiel auch der Sprengstoffanschlag im Jahr 2000 auf eine Gruppe jüdischer Einwanderer an der S-Bahnstation Düsseldorf-Wehrhahn nochmals untersucht. Aus Justizkreisen heißt es zu diesem Fall allerdings schon jetzt, dass einiges dagegen spreche, ihn der Zwickauer Terror-Zelle zuzuordnen. In dem gefundenen Bekennervideo der Gruppe "Nationalsozialistischer Untergrund" fehlten Hinweise auf den Düsseldorfer Anschlag. Außerdem passe die Tat wegen der komplizierten Vorbereitung nicht zu den sonst begangenen Taten.

Ebenfalls aufgerollt wird ein Fall, bei dem im Jahr 2000 drei Polizeibeamte in Dortmund getötet wurden. Zwei von ihnen waren bei einer Ringfahndung aus einem Auto heraus erschossen worden. Der Täter, der sich kurz darauf selbst tötete, hatte - wie sich später herausstellte - Kontakte zu rechtsextremistischen Kreisen. "Ob die Tat allerdings rechtsextremistisch motiviert war, konnte damals nicht geklärt werden", sagte ein Sprecher des NRW-Innenministeriums zu WDR.de.

Jäger fordert bessere Zusammenarbeit

Minister Jäger forderte eine bessere Zusammenarbeit der Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern: "Beim Kampf gegen den islamistischen Terror haben wir eine gute Zusammenarbeit im Gemeinsamen Terrorabwehrzentrum in Berlin." Diese Strukturen müssten nun auch im Kampf gegen den rechtsextremen Terror genutzt werden. "Darauf werde ich auf der Innenministerkonferenz Anfang Dezember in Wiesbaden drängen", so Jäger.

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