Todestag Margarethe Steiff

Stichtag

9. Mai 1909 Margarete Steiff stirbt in Giengen

1877 wagt sich Margarete Steiff in die Selbstständigkeit. Sie hat erfolgreich eine Näherinnenschule absolviert, nun will sie "ein Filzkonfektionsgeschäft auf eigene Rechnung betreiben". Wollfilz ist jenes wärmende Material, dass die Frauen in ihrer Heimat, der schwäbischen Alb, üblicherweise tragen.

Da entdeckt Steiff 1880 in einer Zeitschrift ein Nähkissen in Form eines kleinen Elefanten. Das "Elefäntle" näht sie nach – und macht dabei die Entdeckung, dass Kinder die Nadeln aus dem Kissen entfernen, um mit dem Tier zu spielen. Die Basis für ein Riesenimperium mit Spielzeugtieren ist gelegt.

Das "Jungfrauenaquarium"

Geboren wird Margarethe Steiff 1847 als Apollonia Margarete Steiff in Giengen an der Brenz. Mit anderthalb Jahren erkrankt sie an Kinderlähmung, kann nicht mehr laufen und den rechten Arm nur schwer bewegen. Trotzdem lässt sie sich nicht unterkriegen, im Gegenteil: Selbst im Rollstuhl ist sie beim Spielen immer der Mittelpunkt. "Sie war immer der Chef der Nation bei den Kindern", sagt ihr Urgroßneffe Joachim Steiff. "Aber nicht in einer Weise, dass sie alles befohlen hätte, sondern eigentlich in einer sehr netten Weise." Schon in der Kindheit paart sich ein extremes Durchsetzungsvermögen mit eisernem Willen und einem Blick für den Mitmenschen.

Zu ihrem 27. Geburtstag richten die Eltern ihrer Tochter eine kleine Werkstatt im Hause ein. Steiff hat inzwischen gelernt, die Nähmaschine mit links zu bedienen. Der Erfolg des "Elefäntle" spornt sie an, auch andere Spiel-, Reit- und Fahrtiere zu fabrizieren – später dann nicht mehr allein, sondern mit Angestellten. Schon bald werden die Produkte nicht mehr auf dem heimischen Markt in Giengen angeboten, sondern gehen nach Hamburg, Amsterdam und London.

Als das Ladenlokal zu klein wird, lässt Steiff 1902 ein Fabrikgebäude bauen, das fast ausschließlich aus Glas besteht. In diesem "Jungfrauenaquarium" sitzt Steiff als Mutter der Kompanie unter ihren Näherinnen, die sie auch schon mal mit ihrem begehrten Marmeladenbrot versorgt.

Aus PB 55 wird "Teddy"

Inzwischen sind auch Steiffs Neffen und Nichten ins Spielwarenunternehmen eingestiegen. Einer von ihnen, Richard Steiff, bringt aus den Zoos und Zirkussen die Idee mit, einen Bären ins Sortiment aufzunehmen. 1902 entsteht der Prototyp. Im Steiff-Katalog firmiert er lange Zeit als "PB 55": Plüsch, beweglich, 55 Zentimeter groß.

Zunächst scheint es, als sei dem Plüschbären kein allzu langes Leben vergönnt. Auf der Leipziger Spielwarenmesse von 1903 interessiert sich bis zum Schluss niemand für das Spielzeugtier. Margarethe und Richard Steiff wollen schon einpacken, da kommt ein US-Händler und ordert vom Fleck weg 3.000 Exemplare. In den USA bekommt Steiffs Bär dann einen Namen, als Präsident Theodor "Teddy" Roosevelt sich auf einer Jagdpartie weigert, auf ein hilfloses Bärenkind zu schießen.

In den erfolgreichen Teddybärenjahren beschäftigt Steiff rund 400 Arbeiter und 1.800 in Heimarbeit tätige Näherinnen. 1904 erfindet ihr Neffe Franz Steiff den "Knopf im Ohr", um das erfolgreiche Produkt vor Plagiaten zu schützen. Margarete Steiff stirbt am 9. Mai 1909 im Alter von 61 Jahren in Giengen an den Folgen einer Lungenentzündung.

Stand: 09.05.2014

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