Stichtag

15. Januar 2009 - Notwasserung eines Airbus A320 in New York

New York, 15. Januar 2009, 15.25 Uhr: Auf dem LaGuardia Airport startet der US-Airways-Flug 1549 mit 155 Menschen an Bord. Kaum zwei Minuten später erreicht der Airbus A320 eine Höhe von 1.000 Metern. "Es war ein normaler Steigflug", sagt Flugkapitän Chesley Sullenberger später. Doch dann passiert etwas Unerwartetes: "90 Sekunden nach dem Abheben sah ich Vögel vor der gesamten Frontscheibe." Eine Schar Kanada-Gänse ist in den Flugweg geraten.

Die Tiere sind zu nah und zu groß, um ihnen noch ausweichen zu können. "Es fühlte sich an, als würde das Flugzeug von schwerem Regen getroffen - oder Hagel", erinnert sich Sullenberger. Der Vogelschlag lässt beide Triebwerke ausfallen. "Der Geruch von verbranntem Vogel kam von den Triebwerken über die Klimaanlage ins Flugzeug."

"Eins der kritischsten Manöver"

15.27 Uhr und 32 Sekunden: Die LaGuardia-Air-Traffic-Control empfängt das internationale Notrufzeichen: "Mayday". Die Maschine ist zu weit vom Ausgangsflughafen entfernt, um noch rechtzeitig eine Landebahn zu erreichen. Auch der Flughafen Teterboro, der in Sichtweite kommt, ist zu weit weg. Es gibt für den Piloten nur eine Möglichkeit: "Die einzige ebene, glatte Fläche - groß genug für einen Airliner - war der Fluss", erklärt Sullenberger. "Ich sagte: Wir gehen in den Hudson."

"Notwassern ist eins der kritischsten Manöver, denn das Flugzeug ist dafür nicht gebaut", sagt Jörg Handwerg, Sprecher der Vereinigung Cockpit und selbst A320-Pilot. Beim Eintauchen der Triebwerke bremse die Maschine abrupt ab. "Wenn das nicht symmetrisch geschieht, dann kann sich das Flugzeug zerlegen", so Handwerg.

"Brace for impact!"

15.29 Uhr und 30 Sekunden: Flugkapitän Sullenberger macht über die Lautsprecheranlage die Ansage: "Brace for impact!" - vorbereiten für den Aufschlag. "Durch die Cockpit-Tür hörte ich daraufhin die Flugbegleiter ihre Kommandos rufen: Kopf runter, unten bleiben!" Dann beginnt das Landmanöver: "Ich musste mit den Flügeln exakt horizontal aufsetzen, mit der Nase leicht nach oben, mit einer Sinkgeschwindigkeit, die überlebbar war, und gerade noch mit Fluggeschwindigkeit, aber nicht zu langsam - und das alles gleichzeitig."

Der Aufprall auf dem eiskalten Wasser ist hart. "Wir rutschten über die Wasseroberfläche, und als sich die Geschwindigkeit verringerte, kam die Nase runter", so Sullenberger. Das Flugzeug dreht nach links und stoppt. Passagiere und Besatzung verlassen die Maschine auf Notrutschen und retten sich auf die Tragflächen. Fähren und Rettungsboote nehmen die Frierenden auf. Alle überleben. Eine der wohl spektakulärsten Notlandungen der Luftfahrtsgeschichte geht als Wunder vom Hudson River in die Geschichte ein.

Stand: 15.01.2014

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