Stichtag

15. November 1960 - Geburtstag von Susanne Lothar

Susanne Lothar hat keine schöne Kindheit. Sie kann sich schlecht unterordnen und wird deshalb in der Schule oft gemobbt. Manchmal wartet sie während des Unterrichts voller Angst auf die große Pause, wo ihre Peiniger auf dem Schulhof lauern. "Diese Angst", wird sie später sagen, "die kann ich heute – so abrufen".

Dies ist wohl einer der Gründe, warum Lothar als Schauspielerin später vor allem an Charakteren interessiert ist, die gebrochen werden oder scheitern. "Weil es interessanter ist. Und weil es, glaube ich, auch mehr mit mir zu tun hat. Weil ich mich in dem Bereich – Schmerz, Ängste, und was Verletzungen angeht – einfach ganz gut auskenne. Ich kann es sehr gut nachempfinden." 

Durchbruch mit "Lulu" 

Geboren wird Lothar am 15. November 1960 in Hamburg. Die Schauspieler Ingrid Andree und Hanns Lothar sind ihre Eltern. Drei Semester lang studiert sie Schauspiel an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater. Dann bricht sie ab, um sich als Elevin am Thalia Theater in Hamburg ausbilden zu lassen. Ihr Debüt gibt sie 1980 in Marieluise Fleißers Gymnasiastendrama "Fegefeuer in Ingolstadt". 

1982 wechselt Lothar ans Kölner Schauspielhaus, wo sie in der ersten Spielzeit unter anderem Gretchen in Goethes "Faust" spielt. Ein Jahr später steht sie in der "Kalldewey, Farce" von Botho Strauß gemeinsam mit ihrer Mutter Ingrid Andree auf der Bühne. 1986 geht sie ans Hamburger Schauspielhaus, wo ihr unter Peter Zadek mit der mit emotionaler Wucht gespielten Hauptrolle in "Lulu" 1988 endgültig der Durchbruch gelingt. Die Auszeichnung als "Schauspielerin des Jahres" ist der Lohn. 

Ehe zweier Extremschauspieler 

Unentwegt arbeitet Lothar - neben dem Theater auch bald für Film und Fernsehen: unter anderem mit Rollen im "Tatort", in "Die zweite Heimat – Chronik einer Jugend" (1992) von Edgar Reitz oder in dem mehrfach ausgezeichneten Film "Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte" (2009) von Michael Haneke.  

1997 heiratet Susanne Lothar ihren Kollegen Ulrich Mühe, den sie sieben Jahre zuvor bei den Salzburger Festspielen kennenlernt hat: ein Extremschauspieler wie sie selber. Gemeinsam haben sie zwei Kinder. Mühes Tod nach einem Magenkrebsleiden 2007 tritt sie schwer. Sie selbst stirbt auf den Tag genau fünf Jahre nach ihrem Mann in Berlin - vermutlich hat sie Selbstmord begangen.

Stand: 15.11.2015

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