Stichtag

22. August 2005 - Trude Unruh gründet die "Grauen Panther"

Als die Wuppertaler Hausfrau Trude Unruh zum ersten Mal hautnah erfährt, wie schockierend Älterwerden sein kann, ist sie gerade einmal 50. Eine Freundin der Familie kommt ins Altersheim. Dort herrschen katastrophale Verhältnisse. Bis zu acht Menschen vegetieren auf kleinstem Raum in einem Zimmer vor sich hin, oft ruhig gestellt durch Medikamente. Unruh ist empört - und schließt sich einer Seniorenschutzgruppe an: vorwiegend jüngere Menschen, die sich für Ältere engagieren wollen.Am 22. August 1975 wird aus der lockeren Verbindung unter Vorsitz Unruhs die Bürgerinitiative "Graue Panther". Fortan bringt sich die Gruppe mit publikumswirksamen Demonstrationen gegen die Entmündigung und gegen die Benachteiligung Älterer in der Renten- und Gesundheitspolitik in die Schlagzeilen. Unruh selbst schafft es 1987 als Parteilose, nominiert von den Grünen, bis in den Bundestag. Als sich die Umweltpartei nach elf Jahren von der unbequemen Unruh trennt, gründet diese 1990 kurzerhand die "Partei der Grauen Panther". Aber die Hälfte der ehemaligen Mitstreiter wandert in kleinere Selbsthilfegruppen ab. Bei den Bundestagswahlen schwankt der Stimmenanteil zwischen 0,8 und 0,5 Prozent.

Heute ist die Vergreisung Deutschlands ein wichtiges politisches Thema. Frank Schirrmacher hat daraus einen als Horrorszenario inszenierten Bestseller gemacht. "Unsere Gesellschaft wird schon in wenigen Jahren ihre Alterung als einen Schock erfahren, der mit dem der Weltkriege vergleichbar ist", heißt es in seinem Sachbuch "Das Methusalem-Komplott" (2004). "Nur eine militante Revolution unseres Bewusstseins kann uns wieder verjüngen." Schirrmachers Erfolg verärgert Unruh ein bisschen. "Da  muss erst so ein junger Mann kommen und das zählt dann viel mehr ", zieht sie auch ein Resümee ihrer eigenen Wirkungslosigkeit. Trotzdem: Mit heute 80 Jahren will sie bei der nächsten Bundestagswahl wieder kandidieren.Stand: 22.08.05