Stichtag

16. März 2005 - FKK-Film "Wege zu Kraft und Schönheit" uraufgeführt

Nacktheit ist in der Menschheitsgeschichte nicht unproblematisch. Schon Adam und Eva haben nur kurze Zeit Spaß daran. Auch den meisten Menschen nach ihnen ist nackt sein in der Öffentlichkeit nicht vergönnt. Der Bildhauer und Maler Michelangelo fragt sich: "Welcher Geist ist so leer und blind, der nicht die Tatsache erkennen kann, dass der Fuß vornehmer als der Schuh ist und die Haut schöner als das Gewand mit dem sie bekleidet ist?"
Am Anfang des 20. Jahrhunderts setzt sich in Deutschland die Bewegung der Freikörperkultur (FKK) für gemeinsamen Freiluftsport beider Geschlechter ohne Bekleidung ein. Die Anhänger postulieren die Entwicklung des Menschen zur freien und gesunden Persönlichkeit. Das sei auch der Erhaltung von Ehe und Familie förderlich. FKK wird zur neuen Lebensform erkoren - als Gegenbewegung zur Verstädterung durch die Industrialisierung.

"Rückwärtsgewandte Erneuerung der Menschheit"

Am 16. März 1925 wird in Deutschland der UFA-Stummfilm "Wege zu Kraft und Schönheit" von Regisseur Wilhelm Prager uraufgeführt. Gezeigt werden Sport- und Spielszenen mit der Botschaft, ein neues Körperbewusstsein zu kultivieren. Doch der historische Dokumentarfilm über die Entstehung der rhythmischen Gymnastik als Massensport ist umstritten: Er stilisiere "Leibesübungen als Weg zur rückwärtsgewandten Erneuerung der Menschheit", steht im Lexikon des internationalen Films. "Insofern ist er auch ein Indiz für den bereits in den 1920er Jahren verankerten Rassenmythos der Nationalsozialisten."
Während des "Dritten Reiches" ist die unkontrollierte Freikörperkultur allerdings erst einmal verboten, die Gelände werden beschlagnahmt. Die Nazis instrumentalisieren die FKK-Idee vom gesunden, sportlichen und naturverbundenen Menschen für ihre rassistische Auslese. Nur ein arischer Nackter ist ein guter Nackter, heißt 1938 die Botschaft der SS-Zeitschrift "Das schwarze Korps": "Es ist heute noch nicht soweit, dass der natürliche und sittliche Wert der Nacktheit allgemein anerkannt ist. Es gibt noch zuviele hässliche Menschen."
Stand: 16.03.05