Stichtag

22. Februar 2005 - Vor 325 Jahren: Cathérine Montvoisin wird in Paris verbrannt

Im Jahre 1679 wird der Pariser Polizeichef La Reynie mit einem heiklen Auftrag betraut: Er soll eine Reihe von Giftmorden aufklären, deren Opfer stets aus dem Umkreis des königlichen Hofes stammen. Die Fahnder stoßen bald auf ein professionelles Netz von Giftmischerinnen, die dem Adel sowohl bei Abtreibungen als auch bei der Beseitigung missliebiger Eheleute oder Konkurrenten behilflich sind. Im Zentrum der dunklen Verbindungen steht eine Hebamme, Ehefrau eines erfolglosen Handwerkers: Cathérine Montvoisin, meist nur La Voisin genannt. Weil sie und ihre Helferinnen nicht nur Liebes- und Todestränke brauen, sondern auch als Wahrsagerinnen und Priesterinnen schwarzer Messen gutes Geld verdienen, gelten sie sogleich als Hexen.

Die Voisin wird verhaftet und gefoltert. Doch sie nennt keine Namen von Auftraggebern. Ihre Notizbücher und ihre Komplizinnen verraten dafür um so mehr. Der Adel von Paris scheint bei den kriminellen Frauen ein und aus gegangen zu sein. Montvoisin verdiente mit ihren Dienstleistungen ein Vermögen. Nun wird sie zum Tode verurteilt und am 22. Februar 1680 öffentlich verbrannt. "Sie erschien auf einem Karren. Auf der Place de Gréve hat sie sich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, auszusteigen. Man zog sie mit Gewalt heraus und brachte sie auf den Holzstoß, band sie mit eisernen Ketten fest und bedeckte sie mit Stroh." So berichtet die Augenzeugin Madame de Sévigné. "Sie fluchte drauflos, stieß fünf oder sechs Mal das Stroh weg, aber schließlich loderte das Feuer auf, und sie ward nicht mehr gesehen."

Der Fall hat noch ein Nachspiel: Die Tochter der Voisin belastet  Madame de Montespan, die Mätresse des Sonnenkönigs Ludwig XIV. Die soll nicht nur Liebestränke zur Verführung des Königs, sondern auch Todespulver gekauft und an schwarzen Messen teilgenommen haben, in denen man das Blut von Kinderleichen benutzte. Ludwig XIV. ist schockiert, muss aber einen Skandal vermeiden: Er lebt seit zehn Jahren mit Madame de Montespan zusammen und hat sieben Kinder mit ihr. Also lässt der König sie stillschweigend in einen abgelegenen Trakt von Versailles verbannen und löst die Sonderkommission auf. 1682 gilt die Affäre als beendet. Wirklich geklärt wurden die Vorwürfe nie.

Stand: 22.02.05