Stichtag

25. Oktober 2005 - Vor 20 Jahren: Kinostart des Films "Männer"

In den frühen 80er Jahren sind Männer in Deutschland offenbar ein wichtiges Thema: 1983 fordert Ina Deter: "Neue Männer braucht das Land!" 1984 fragt Herbert Grönemeyer: "Wann ist ein Mann ein Mann?"  Und wieder ein Jahr später bringt Doris Dörrie ihren Film mit dem kurzen Titel "Männer" in die Kinos. Ab dem 25. Oktober ist er zu sehen und lockt schließlich sechs Millionen Zuschauer an.

Doris Dörrie schildert den Film als Ergebnis einer "Feldforschung": Wie eine Ethnologin habe sie sich zuvor in Kneipen und Vereine geschlichen, um den Stamm "Mann", sein Verhalten und seine eigenartige Sprache zu studieren. Das Ergebnis ihrer Studien präsentiert sie als leichte und doch melancholische Komödie. Da wird ein Familienvater mittleren Alters plötzlich von seiner Frau verlassen, wegen eines Jüngeren. Julius Armbrust, gespielt von Heiner Lauterbach, ist Leiter einer Werbeagentur, früher Sportler, jetzt Sportwagenfahrer und ein notorischer Fremdgänger. "Ein Mann in der Blüte seiner Midlifecrisis", sagt die Autorin. An seinem 12. Hochzeitstag erfährt er, dass seine Frau Paula (Ulrike Kriener) einen Liebhaber hat: einen arbeitslosen Späthippie, gespielt von Uwe Ochsenknecht, der in einer WG lebt. Der gehörnte Gatte räumt scheinbar widerstandslos das Feld,  quartiert sich in Wahrheit jedoch in der WG des Konkurrenten ein. Schritt für Schritt macht er aus dem Aussteiger einen Aufsteiger, aus dem Hippie den Yuppie. Das Rezept geht auf: Der verwandelte Liebhaber wird Julius' Gattin fremd und langweilig - und sie kehrt zurück zum Original.

Ein allzu versöhnliches Ende, finden manche Kritiker. Dörrie hätte Schluss gemacht, bevor ihre Männer-Studie bitter und wahr werden konnte. Die Regisseurin kontert: "Kritiker haben immer das Gefühl, wenn sie sich gut unterhalten haben, kann das eigentlich keine Kunst sein. Das finde ich völlig idiotisch."

Dörrie wird durch den Film mit einem Schlag zur erfolgreichsten Regisseurin Deutschlands. "Männer" erhält den Deutschen Filmpreis und die Goldene Leinwand. In den folgenden Jahren sind die Reaktionen auf "Paradies" (1986) oder "Ich und er" (1988) eher verhalten. Ab 1987 schreibt Doris Dörrie auch Erzählungen und inszeniert eigene Geschichten in dem Episodenfilm "Bin ich schön" (1998). 1999 lässt sie in "Erleuchtung garantiert" zwei Midlife-Männer zur Änderung ihres Lebens in ein japanisches Zen-Kloster fahren. Wieder ist Uwe Ochsenknecht dabei. Aber auf ein Thema festlegen lässt sich Dörrie nicht. Sie schreibt auch Kinderbücher und inszeniert klassische Opern.

Stand: 25.10.05