Pierre Omidyar gründet "AuctionWeb" (Ebay-Vorläufer)

Stichtag

3. September 1995 - Pierre Omidyar gründet Ebay-Vorläufer AuctionWeb

Die Zukunft des privaten Warenaustauschs liegt im Online-Bieten. Davon ist Pierre Omidyar überzeugt. Er habe die "Vision, dass ein Bedarf besteht, dass Menschen über das Internet ihre Sachen handeln wollen", umreißt der in Paris geborene US-amerikanische Programmierer iranischer Abstammung seine Idee. "Dass man über das Internet Warenströme wirklich ans Fließen bringen kann."

Auktionen übers World Wide Web? Anfang der 90er Jahren können viele Verbraucher über derlei Zukunftsphantasien nur mitleidig schmunzeln.

"Ebay" als zweite Wahl

Es ist die Zeit, in der sich das Internet erst noch erproben muss und der gewinnt, der es erprobt. Am 3. September 1995 stellt Omidyar zu Testzwecken einen kaputten Laserpointer auf einer von ihm programmierten Website namens "AuctionWeb". Für 14,83 Dollar wird das Gerät versteigert. Omidyar glaubt an einen Irrtum und nimmt Kontakt zu dem Käufer auf. Ob er denn mitbekommen habe, dass es sich um einen defekten Laserpointer handle, will er wissen. Alles in Ordnung, antwortet dieser, das habe seine Richtigkeit: Er sei ein Sammler von defekten Laserpointern.

Angespornt durch den Erfolg macht Omidyar weiter. Auf seiner Website "Echo Bay Technology Group" versteigert er zunächst eigene Dinge. Als er die Abkürzung "EchoBay" als URL-Namen registrieren lassen will, muss er feststellen, dass die Domain bereits vergeben ist. Er entscheidet sich für die zweite Wahl und meldet "Ebay" an. Gleichzeitig lädt er andere Nutzer ein, eigene Waren online zu stellen. Schon wenige Monate danach verdient Omidyar mit den Verkaufsgebüren und Provisionen mehr als mit seinem Job als Programmierer. Ein Jahr nach der Ebay-Gründung haben sich bereits 40.000 Nutzer registriert. Mit der steigenden Anzahl kommen die Betrüger – weshalb Ebay die Spielregeln für seine Online-Auktionen immer wieder verschärfen muss.

Zuschlagspreis: 125 Millionen Euro

1998 bringt Omidyar Ebay an die Börse – und ist ein paar Wochen später Milliardär. Ein Jahr später kauft der US-Konzern das deutsche Online-Auktionshaus "Alando" und dominiert fortan auch den hiesigen Markt. Viele Kunden begreifen da noch nicht, dass Ebay kein Händler, sondern nur der Vermittler ist. Sie reisen eigens nach Berlin zum Stammsitz, um die ersteigerten Waren abzuholen – und müssen unverrichteter Dinge wieder abziehen.

Ein weiterer Meilenstein in der Erfolgsgeschichte von Ebay ist die Einführung des Sofortkaufs im Jahr 2000 : Inzwischen macht er 80 Prozent des Warenumschlags aus. Heute haben sich allein in Deutschland über 1,7 Millionen aktive User bei Ebay registrieren lassen. Weltweit ver- und ersteigern rund 155 Millionen Nutzer Waren über die Online-Plattform.

Darunter sind immer wieder allerlei Merkwürdigkeiten wie Omidyars defekter Laserpointer: das Auto von Ex-Papst Joseph Ratzinger zum Beispiel, ein angebissenes Butterbrot von Popstern Britney Spears, oder ein DDR-Strafzettel aus den 80ern. Einmal gibt es ein Haus für eine Handvoll Euro zu ersteigern, was einen Rechtsstreit zwischen Anbieter und Ersteigerer nach sich zieht, ein andermal, als bisher teuerstes Schnäppchen, eine Yacht. Zuschlagspreis: 125 Millionen Euro.

Stand: 03.09.2015

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