ABBA-Sängerin: Agnetha Fältkog

Stichtag

5. April 1950 - Agnetha Fältskog wird geboren

Sie ist der Inbegriff der schwedischen Blondine. Ihre Markenzeichen sind der blaue Lidschatten und die glockenklare Sopranstimme, die mühelos von Oktave zu Oktave springt. Agnetha Fältskog ist das blonde "A" von ABBA. Als die Band 1974 mit "Waterloo" den Grand Prix gewinnt, beginnt für Agnetha, Björn, Benny und Anni-Frid eine Karriere mit am Ende fast 400 Millionen verkauften Platten. Die Melodien von "Dancing Queen", "Money, Money, Money" oder "Thank You For The Music" brennen sich ins Ohr. Dafür liebt das Publikum auf der ganzen Welt die Schweden wie zuvor nur die Beatles. In Sydney singt ABBA vor 45.000 Fans; in London gibt es für 11.000 Konzertkarten 3,5 Millionen Vorbestellungen.

Agnetha ist das Gesicht von ABBA. "Es scheint so, als ob ein großer Teil des Publikums Agnetha ein bisschen lieber mochte", erinnert sich ABBA-Biograf Carl Magnus Palm. Doch die blonde Sängerin genießt den Erfolg mit gemischten Gefühlen: Sie leidet unter Flugangst, fürchtet sich vor Menschenmassen und meidet die Medien, für die oft ihr Po das Hauptthema ist. Schließlich vermisst sie ihre zwei 1973 und 1977 geborenen Kinder, wenn sie auf Tournee geht. Auf der Bühne merkt man Agnetha von ihren Ängsten nichts an. Sie ist strahlend schön, singt mit großer Intensität, bleibt aber unnahbar. "Das Scheue ist immer noch in mir. Die Studioarbeit habe ich immer viel lieber gehabt als die Bühnenauftritte", sagt sie später.

Von der Provinz auf die Weltbühne

Geboren wird Agnetha Fältskog am 5. April 1950 in der schwedischen Kleinstadt Jönköping. Schon als Sechsjährige erhält sie Klavierunterricht. Ihr Vater organisiert Amateur-Revuen und bringt Agnetha schon früh auf die Bühne. Mit fünfzehn Jahren verlässt sie die Schule, um Sängerin zu werden. Eine Zeit lang lebt sie sogar in Deutschland, weil sie hofft, sich neben Gitte und Wencke Myhre als Schlagersängerin einreihen zu können. Was ihr rückblickend wohl zum Glück nicht gelingt, denn zum Weltstar wie mit ABBA hätte sie es als Schlagersängerin allein wahrscheinlich nicht gebracht.

Agnetha geht zurück nach Schweden, wo sie Ende der 60er Jahre mit ihren selbst geschriebenen Liedern viel erfolgreicher ist als die anderen drei Musiker, mit denen sie später ABBA sein wird. Bereits mit 17 Jahren veröffentlicht sie ihr erstes Soloalbum und landet auf Platz eins der Charts. "Die Jahre vor ABBA", sagt sie später einmal, "waren die kreativsten meiner Karriere." In einer Fernsehshow lernt sie Björn Ulvaeus kennen. Es ist Liebe auf den ersten Blick; die Hochzeit folgt im Sommer 1971. Björn ist mit Benny Anderson befreundet und beruflich verbunden, Benny wiederum ist mit Anni-Frid Lyngstad zusammen. 1972 gründen die Vier ABBA.

Privates und Berufliches verschwimmen

"Die Tatsache, dass ABBA aus zwei Liebespaaren bestand, vermittelte auch ein Gefühl von Idylle", meint Biograf Palm. Das "Bullerbü" der Popmusik in den wilden 70er Jahren. Doch die heile Welt bröckelt. Dass Beruf und Privatleben so eng verbunden sind, bringt die Band ins Wanken. 1980 lassen sich Björn und Agnetha scheiden. Als sich Anni-Frid und Benny 1981 ebenfalls trennen, endet die ABBA-Ära nach zehn erfolgreichen Jahren. Während die Männer weiter zusammenarbeiten, suchen die Frauen Distanz zur Vergangenheit. Die alten ABBA-Lieder kann Agnetha jahrelang nicht mehr hören. "Ich brauchte ein paar Jahre Ruhe, um das alles zu verarbeiten", erzählt sie.

Agnetha bringt einige Soloalben heraus, bevor sie sich aus dem Musikgeschäft verabschiedet. Die Sängerin zieht sich auf ihren Bauernhof zurück, wo sie mit ihrer Tochter und den Enkeln auf einer Insel vor Stockholm lebt. Sie braucht die Stille, geht stundenlang spazieren und schweigt. 2012 kehrt sie wieder ins Studio zurück und singt ihr Album "A" ein. Die Londoner Times spricht von einem triumphalen, der Guardian von einem sehr würdevollen Comeback. Eine Rückkehr von ABBA auf die Bühne lehnt Fältskog dagegen immer ab. Selbst die eine Milliarde Euro, die ein Geschäftsmann für eine Revival-Tournee geboten haben soll, lockt sie nicht. Sie bleibt lieber auf ihrer Insel, spielt mit den Enkelkindern und führt die Hunde aus.

Stand: 05.04.2015

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