Stichtag

23. September 2005 - Vor 25 Jahren: Der irakisch-iranische Krieg bricht offen aus

1980 sieht Iraks Diktator Saddam Hussein eine günstige Gelegenheit, um sein Land zu einer Großmacht im Nahen Osten zu machen: Im Iran ist seit eineinhalb Jahren Ajatollah Chomeini an der Macht. Seine Armee ist von der Revolution gegen Schah Reza Pahlevi geschwächt. Zudem sind Chomeini und seine Mullahs wegen ihres islamistischen Kurses weltweit isoliert. Nach einigen Scharmützeln greift Saddam Hussein den größeren Nachbarn an: Seine Truppen überschreiten am 23. September 1980 die Grenze zum Iran. Der erste Golfkrieg beginnt.

Saddam Hussein will den ölreichen Schatt-el-Arab, den 200 Kilometer langen gemeinsamen Mündungsstrom von Euphrat und Tigris, allein für sich. Fünf Jahre zuvor hatte der Irak dort Boden an den Schah abgeben müssen, um sich damit das Ende der iranischen Unterstützung kurdischer Widerstandskämpfer im Irak zu erkaufen. Der Krieg verläuft jedoch nicht nach Saddams Vorstellungen: Die Irakis sind wenig kriegsbegeistert. Im Iran hingegen herrscht ein patriotischer Fanatismus. Chomeini wird zum Führer im Heiligen Krieg stilisiert, für den die Jugend in den Tod geht. Freiwillige melden sich als Kanonenfutter. Sie sollen Saddams Truppen solange aufhalten, bis die iranische Armee sich reorganisiert hat.

Der Krieg eskaliert. Öltanker werden versenkt, Großstädte - auch Teheran - bombardiert. Der Iran setzt Menschen als Waffen ein: Kinder werden in Minenfelder geschickt, Infanteriesoldaten müssen gegen die feindliche Artillerie anlaufen. Schätzungsweise eine Million Menschen sterben in den acht Jahren Krieg. Dass er solange dauert, hängt mit der ausländischen Einmischung zusammen. Vor allem die Sowjetunion, Frankreich und China verdienen durch Waffenlieferungen an den Irak. Firmen und Waffenlabors aus Deutschland und den USA gehören zu den wichtigsten Zulieferern für das irakische Rüstungsprogramm in den 1980er Jahren. Dennoch dominiert der Iran den Krieg. Saddam greift schließlich zu Giftgas, um die iranischen Offensiven zu stoppen. Auch in kurdischen Dörfern und Städten im Nordirak wird Giftgas eingesetzt. Die Kurden sind in seinen Augen Verbündete des Iran. Tausende sterben. Saddam schließt erst einen Waffenstillstand, als die Saudis ihm keine Kredite mehr geben, und die USA auf einen Friedensschluss drängen. Hochgerüstet und hoch verschuldet steht Saddam 1988 ohne Beute da. Den nächsten Krieg bricht er zwei Jahre später vom Zaun: Saddam Hussein überfällt 1990 Kuwait. Mit dem Ölreichtum des kleinen Nachbarn will er die Schulden des ersten Golfkrieges tilgen.

Stand: 23.09.05