Stichtag

29. Dezember 1929 – Wilhelm Maybach stirbt in Stuttgart

1883 sitzt Wilhelm Maybach mit dem zwölf Jahre älteren Gottlieb Daimler in einem Gewächshaus in Cannstatt bei Stuttgart. Gemeinsam arbeiten sie an einem kleinen Motor, der auf dem Viertakter-Prinzip von Nicolaus Otto beruht. Dessen Modell ist noch zu schwach, um größere Maschinen anzutreiben: Das Problem ist der Zünder.

Mit einem kleinen, sich zum Zylinder hin öffnenden Röhrchen revolutioniert Maybach den Motorenbau. Zunächst in Fahrrad, Boot, Kutsche und Luftschiff eingebaut, motorisiert er damit später die Welt.

Vom Waisenjungen zum Erfinder

Geboren wird Maybach 1846 als Sohn eines Schreiners in Heilbronn. Nach dem Tod der Eltern kommt der Zehnjährige ins christlich orientierte Reutlinger Bruderhaus, das dem Waisen eine handwerkliche Grundausbildung ermöglicht und Tugenden wie Bescheidenheit, Disziplin und Geduld mit auf den Weg gibt. Im Bruderhaus lernt Maybach auch Gottlieb Daimler kennen, der hier die hauseigene Maschinenfabrik leitet. Wegen seines Zeichentalents wird Maybach, der eigentlich Bäcker werden soll, Daimlers Assistent.

1872 wechselt Maybach gemeinsam mit Daimler zu Nicolaus August Ottos Gasmotoren-Fabrik Deutz bei Köln, damals der deutschlandweit größte Produzent von Motoren. Gemeinsam entwickeln sie den Otto-Motor zur Serienreife weiter. Zwischen Otto und Daimler kommt es allerdings schon bald zum Zerwürfnis. Gerne hätte Maybach die idealen Bedingungen des Unternehmens weiter genutzt und sich ein wenig vom Übervater Daimler abgesetzt, aber der Vorstand der Gasmotoren-Fabrik signalisiert kein großes Interesse. So folgt Maybach Daimler in dessen 1890 gegründete Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG) nach Canstatt.

"Mercedes" macht das Rennen

Für DMG erfindet Maybach den Oberflächenvergaser und verschiedene, Weg weisende Motorenkühlungen. Von ihm stammt auch die Idee, Motoren nicht in schon vorhandene Fahrzeuge einzubauen, sondern aus der "motorisierten Kutsche" ein organisch funktionierendes Automobil zu entwickeln. Erstes Ergebnis ist der Stahlradwagen, der 1889 auf der Pariser Weltausstellung präsentiert wird: Mit seiner Zweier-Sitzbank, seinem Heckmotor und den vier großen Stahlrädern stellt er eine konstruktive Einheit dar.

Eine wichtige Absatzquelle für Daimler-Autors sind damals Rennställe. Als der Rennfahrer Wilhelm Bauer mit einem 24 PS starken Daimler-Auto 1900 in Nizza tödlich verunglückt, muss DWG umdenken. Statt gänzlich auf den gefährlichen Sport zu verzichten, konstruiert Maybach für Bauers Teamchef Emil Jellinek einen 40-PS-Wagen mit niedrigem Schwerpunkt, vier gleichgroßen Rädern und einem funktionsfähigen Kühler, kurzum: ein modernes Automobil. Jellinek ist begeistert und benennt den Wagen nach seiner Tochter. 1903 sichert sich die DMG mit dem "Mercedes Simplex" den ersten internationalen Sieg. Beim Pariser Automobilsalon erhält Maybach den Titel "König der Konstrukteure".  

Im Unternehmen hingegen sinkt Maybachs Stern. Daimler stirbt bereits 1900, drei Jahre später wird Max von Duttenhofer, Maybachs Protegé im Unternehmensvorstand, von einem eifersüchtigen Ehemann erschossen. 1907 verlässt Maybach die DMG, um zu Opel zu wechseln. Als aber ein von Daimler mit Motoren ausgestatteter Zeppelin abstürzt, gründet Maybach mit seinem Sohn Karl und Ferdinand Graf von Zeppelin die "Luftfahrzeug Motorenbau GmbH" und drängt die DMG aus dem Geschäft.

Maybach stirbt am 29. Dezember 1929 in Cannstatt, wo er begraben liegt – nur wenige Meter von Gottlieb Daimler entfernt.

Stand: 29.12.2014

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