Stichtag

9. Dezember 1994 - Max Bill stirbt in Berlin

Künstlerisch ist Max Bill ein Tausendsassa, den Beinamen "Leonardo des 20. Jahrhunderts" hat er verdient. Er baut Häuser, malt und schafft Skulpturen. Er beschäftigt sich mit Grafik und stellt sein Werk nicht zuletzt in den Dienst der Gesellschaft. Vor allem aber ist Max Bill ein Designer der Nachhaltigkeit, der seine Entwürfe mit ganzheitlichem Blick gestalten will.

"Wir fügen jeden Tag unserer Umwelt Neues hinzu. Wir müssen darauf achten, was es ist", lautet sein Credo. Und: "Wir wollen die Umwelt dadurch schützen, dass das, was wir zugeben, besser ist als das, was wir wegnehmen." Design aus Plastik kommt für ihn deshalb nicht in Frage. 

Mit 20 Jahren stilprägend 

Geboren wird Bill 1908 in Winterthur. Er will Maler werden, beugt sich aber dem Wunsch des Vaters, etwas Anständiges zu lernen, und beginnt 1924 eine Lehre als Silberschmied an der Kunstgewerbeschule in Zürich. Durch seine Lehrerin Sophie Taeuber kommt der 17-Jährige mit seinen Exponaten schon ein Jahr später in eine internationale Ausstellung für Handwerkskunst in Paris. Nicht einmal 20 ist er, als er sich an einer Ausstellung beteiligt, die den Begriff des "Art déco" maßgeblich prägt. 

In Paris kommt Bill mit Künstlern wie Hans Arp, Piet Mondrian oder Robert Delauny in Kontakt. 1927 finanziert er sich ein Studium am Bauhaus in Dessau mit dem ersten Preis eines Plakatwettbewerbs für Suchard-Schokolade, muss die Schule aber ein Jahr später wieder verlassen, weil die Arztrechnungen nach einem Unfall sein Geld verschlingen. Fortan ist er in der Schweiz als Maler, Grafiker, Architekt und Designer tätig. 

Schlicht und demokratisch 

1951 ist Bill Gründungsrektor der Ulmer Hochschule für Gestaltung, deren Gebäude er entwirft. Dort kann der Designer seine Vorstellungen einer funktionalen, ökologisch sinnvollen und gesellschaftlich verantwortlichen Gestaltung voll entfalten. Denkbar simples Sinnbild hierfür wird der "Ulmer Hocker", den Bill in einem demokratischen Prozess mit seinem Kollegen Hans Gugelot und Mitarbeitern der Ulmer Werkstätten ausarbeitet: Er besteht aus drei ineinandergreifenden Holzplatten, die durch eine einzige Querverstrebung gestützt werden. Und er ist nicht nur als Sitzmöbel, sondern auch als Beistelltisch und Rednerpult universal einsetzbar. 

Als Mitarbeiter von Helmut Junghans schafft Max Bill in den 50er und 60er Jahren weitere Design-Klassiker, darunter eine berühmte, schlicht-elegante Küchenuhr. Am 9. Dezember 1994 steht er am Abfertigungssschalter auf dem Flughafen in Tegel. Da bemerkt er, dass er sein Ticket verloren hat. Aus lauter Aufregung darüber erleidet er einen Herzinfarkt, an dem er stirbt.

Stand: 09.12.2014

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