Erdbeben und Flutkatastrophe in Khao Lak

Stichtag

26. Dezember 2004 - Tsunami im Indischen Ozean

Vom Auslöser des Tsunami bekommen die Menschen rund um den Indischen Ozean wenig mit. Um 7.58 Uhr Ortszeit von West-Indonesien und Thailand bebt am 26. Dezember 2004 der Meeresboden, rund 85 Kilometer vor der Nordwestküste Sumatras. "Mein Freund war im Badezimmer und ich dachte, er wäre noch im Raum, weil plötzlich das Bett anfing zu wackeln. Wir dachten dann, dass sei ein kleines Erdbeben. Offensichtlich bestand für uns kein Anlass zur Sorge, denn wir sind wie geplant zum Hafen und zur Fähre gegangen", erinnert sich Katja Bothe, deutsche Touristin in Thailand, an den zweiten Weihnachtsfeiertag.

Silberstreif am Horizont

Doch das "kleine Beben" ist das drittstärkste, das je aufgezeichnet wurde. Weil das Seebeben der Stärke 9,1 das Wasser leicht anhebt, türmen sich die Wassermassen an den Küsten des Indischen Ozeans zu mehreren Riesenflutwellen auf - den Tsunamis. Auf dem Schiff bemerken Katja Bothe und ihr Freund wie ein Silberstreif am Horizont erscheint, sie machen Fotos von ihm, so schön finden sie das Phänomen. Doch Kapitän und Crew werden panisch, auch die Touristen an Bord sehen sie bald, die Welle. "Ich habe gedacht: Das ist die Sintflut. Jetzt kommt eine Riesenwelle und löscht alles Leben auf der Erde aus", sagt Bothe.

Der Kapitän handelt richtig. Geradewegs fährt er in die Wellen hinein. Hätte das Schiff quer gestanden, wäre es umgekippt. "Als die Wellen kamen, ging es plötzlich steil bergauf, ich weiß nicht, wie viel Meter. Und dann ganz schnell wieder herunter. Mehrmals. Ja, es war ein Gefühl wie in der Achterbahn", erinnert sich Bothe. Bis zu sechs Flutwellen mit steigender Wellenhöhe treffen auf die Küsten. Als die Wellen vorüber sind, glaubt Bothe Haifischflossen an der Wasseroberfläche zu sehen, doch es sind Wrackteile. Nach sechs Stunden auf dem Wasser werden die Touristen von der Marine an Land begleitet.

Über zwei Millionen Betroffene

Katja Bothe und ihr Freund haben den Tsunami überlebt. Doch die Flutwellen töten 230.000 Menschen, vor allem in Indonesien, Sri Lanka, Indien und Thailand. Die größten Zerstörungen lösen die vorrückenden Wellen in den Küstengebieten aus: Ein Gemenge aus Wasser, Schlamm, Menschen, Fahrzeugen, Gebäudetrümmern und Schrott schiebt sich mehrere Male erst landeinwärts und fließt wieder ab. Über 110.000 Menschen werden verletzt, 1,7 Millionen Küstenbewohner sind danach obdachlos.

Ein Jahr später kehrt Bothe nach Thailand zurück, müde, weil sie nachts kaum schlafen kann. "Ich habe mich angezählt gefühlt. Als hätte ich versehentlich überlebt, als wäre das nicht vorgesehen gewesen." Sie will sich bei dem Kapitän bedanken. "Er sah immer noch aus, als hätte er ein Gespenst gesehen. Die Route von damals konnte er nicht mehr fahren, er war einfach zu entsetzt", sagt Bothe.

Stand: 26.12.2014

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