Die drei frohen Gesellen vom Reichssender Köln: Karl Wilhelmi, Rudi Rauher, Hans Salcher (Aufnahme von 1936)

Stichtag

24. November 1934 - Erste Sendung "Der frohe Samstagnachmittag"

"Ist die Milch vom Herd, das Badewasser abgestellt, der Sonntagskuchen aus dem Backofen? Kann nichts verderben, überlaufen, anbrennen? Na, dann können wird ja anfangen!" Die Radiosendung "Der frohe Samstagnachmittag", die am 24. November 1934 zum ersten Mal vom Reichssender Köln ausgestrahlt wird, beginnt immer mit einem Anfangsdialog. Gesprochen wird er von den "drei frohen Gesellen": dem Kölner Hans Salcher, dem Gevelsberger Rudi Rauher und dem Hamburger Karl Wilhelmi. Sie symbolisieren die von den Nationalsozialisten angestrebte "Volksgemeinschaft" und präsentieren zunächst wöchentlich, später monatlich von 16 bis 18 Uhr ein Potpourri aus Sketchen und Musik.

Mit guter Laune soll die NS-Diktatur stabilisiert werden. "Gesinnung muss sein, aber Gesinnung braucht nicht Langeweile zu bedeuten", sagt Propagandaminister Joseph Goebbels schon 1933 in einer Ansprache an die Intendanten und Direktoren der deutschen Rundfunkgesellschaften. Die Nazi-Ideologie müsse ansprechend zu Gehör gebracht werden. "Der Rundfunk soll niemals an dem Wort kranken: Man merkt die Absicht, und man wird verstimmt."

Sendung geht auf Tournee

"Der frohe Samstagnachmittag", der vom Reichsender Köln zusammen mit der NS-Gemeinschaft "Kraft durch Freude" (KdF) veranstaltet wird, passt perfekt in Goebbels Konzept. Für Hitlers Propaganda-Chef habe die Unterhaltung drei Funktionen gehabt, sagt Professor Konrad Dussel, Medienhistoriker an der Universität Mannheim. "Die erste Funktion ist natürlich Entspannung und Erholung - mit dem Hintergrund, wieder fit zu werden für den nächsten Arbeitstag." Zweitens habe die Unterhaltung einen sogenannten Mitnahmeeffekt: Der Hörer bleibe dem Sender treu und höre so auch Propaganda-Mitteilungen. Zum Dritten habe dabei die Schaffung einer "Volksgemeinschaft" im Mittelpunkt gestanden - durch ein Programm, das sich Millionen Menschen anhören.

Die Kölner Live-Produktion mit Publikum ist ein großer Erfolg. Die anderen Reichssender übernehmen "den frohen Samstagnachmittag" nach und nach. Im Mai 1935 sind alle Sender angeschlossen, inklusive dem Deutschland- und dem Kurzwellensender. Zunächst wird aus dem Kölner Funkhaus in der Dagobertstraße gesendet, später aus der großen Messehalle in Köln. Auch auf Tournee geht die Sendung; unter anderem nach Dortmund, wo die Westfalenhalle mit 15.000 Zuhörern gefüllt ist. Im August 1935 wird die Sendung sogar von der Funkausstellung in Berlin ausgestrahlt, vor über 10.000 Menschen.

"Lauter bunte Bilder"

Gegen Ende der Sendung, die 1936 für längere Zeit pausiert, wird jeweils die sogenannte Laterna Magica von "den drei frohen Gesellen" vorgeführt: "Wir wollen jetzt in lauter bunten Bildern, was in der Welt geschah, in kurzen Worten schildern." Zum Schluss erklingt das Lied "Laterna Magica schließt nun die Blende und öffnet wieder sie am nächsten Wochenende." Eingestellt wird "Der frohe Samstagnachmittag" am 28. Oktober 1939, kurz nach dem Überfall der Deutschen Wehrmacht auf Polen.

Stand: 24.11.2014

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