Kino am Broadway

Stichtag

2. November 1929 - Eröffnung eines Aktualitätenkinos am Broadway

Schönheitsköniginnen, Prominentenhochzeiten, Kindergesichter, Schoßhunde - Bilder, die vielleicht die Welt nicht bewegen, aber bei vielen Zuschauer gut ankommen. Gezeigt werden sie im Aki (Aktualitätenkino) oder im Ali (Aktualitäten-Lichtspielhaus). Meist gibt es sie nach dem Zweiten Weltkrieg in bundesdeutschen Bahnhöfen. In Dortmund heißt es deshalb Bali - für: Bahnhofs-Aktualitäten-Lichtspielhaus.

Die ersten Wochenschauen werden um 1910 in Frankreich gezeigt. Bald folgen in anderen Ländern ähnliche Vorführungen. In den USA wird am 2. November 1929 sogar ein Aki am New Yorker Broadway eröffnet. Zwischen den Produzenten der unterschiedlichen Länder bestehen Austauschverträge, um eine aktuelle und internationale Berichterstattung zu ermöglichen.

Finanzielle Unterstützung der Bundesregierung

Nach dem Zweiten Weltkrieg werden in fast allen großen Städten Aktualitätenkinos eröffnet. Vier verschiedene Wochenschauen stehen in Westdeutschland zur Auswahl. Ab 1950 unterliegen sie nicht mehr der Kontrolle der Alliierten und werden von der Bundesregierung mit 900.000 Mark pro Jahr subventioniert. Die Wochenschauen werden in einer Schleife gezeigt, unterbrochen von Zeichentrickfilmen sowie Kultur- und Naturreportagen.

Im Kalten Krieg werden zahlreiche Berichte gezeigt, die sich gegen den Osten richten. Auch einzelne Politiker nutzen die Akis zur Imagepflege. So lässt sich das aufstrebende CSU-Mitglied Franz Josef Strauß seine Verlobung von der Wochenschau ablichten. In Köln wiederum schleicht sich der Enkel von Konrad Adenauer in ein Bahnhofs-Aki, um seinen Großvater mal wieder zu sehen.

"Tagesschau" löst Wochenschauen ab

Es gibt Menschen, die wegen der Zeichentrickfilme ins Aki gehen oder die bequemen Sessel nutzen, um sich auszuruhen. Obdachlose wärmen sich dort gern auf. Erst als die ARD-"Tagesschau" im Fernsehen allmählich die Wochenschauen im Kino ablösen, beginnt der Niedergang der Akis. Die Bundesregierung streicht die Subventionen. Die Nonstop-Kinos halten sich mit B-Movies über Wasser oder zeigen nun Sexfilme.

Stand: 02.11.2014

Programmtipps:

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