Stichtag

06. Dezember 2005 - Vor 200 Jahren: Bleistift-Erfinder Nicolas Jacques Conté stirbt

Zeit seines Lebens will der Universalgelehrte Nicolas Jacques Conté dem Erzfeind Großbritannien einen Strich durch die Rechnung machen. Dass er dabei mitten in der Französischen Revolution den modernen Bleistiftstrich erfindet, verdanken wir seinem Nationalstolz. Denn das reine Graphit, mit dem die zeitgenössischen Bleistifte funktionieren, stammt vor allem aus britischen Stollen. Durch den Krieg mit England und einen Ausfuhrstopp ist es in Frankreich rar und teuer geworden. Conté wird beauftragt, der Grande Nation  ein neues Schreibgerät zu entwickeln. Er tut dies, indem er unreines Grafit aus Deutschland und Österreich mit heimischer Tonerde mischt, auf diese Weise verschiedene Härtegrade ermöglicht - und dem Bleistift durch die Verbilligung den Weg in die industrielle Produktion eröffnet.

Aber Conté, der 1755 als Sohn verarmter normannischer Grundbesitzer in Saint Cenery geboren wird, ist auch auf anderen Gebieten ein wahrer Tausendsassa. 1798 nimmt Napoleon den Armeeingenieur mit auf seine Ägyptenexpedition, wo er mit einer Luftschiffertruppe die Briten ausspionieren soll. Im Dienste Frankreichs erbaut Conté Schießpulverfabriken, schmiedet Säbel für die Offiziere, erbaut Webereien und Windmühlen und ist beteiligt an der Entwicklung eines optischen Telegrafensystems. Zu dieser Zeit floriert in seiner Heimat bereits der Bleistifthandel. Noch in der Verbannung auf Sankt-Helena wird Napoleon schreiben, Conté sei ein Genie: "Er war in der Lage, das Können Frankreichs inmitten der arabischen Wüste zu erschaffen."

Mit seinen Großtaten geht es Conté aber nicht nur darum, den Briten ein Schnippchen zu schlagen. Eigentlich ist er auch auf die Bewunderung seiner Frau erpicht. Als sie 1804 auf dem Höhepunkt seines Ruhmes stirbt, setzt der Verlust seinem Erfindungsreichtum ein jähes Ende. "Nun bin nicht mehr vom Wunsch erfüllt, ihr zu gefallen", notiert er resigniert. Conté stirbt am 6. Dezember 1805 in Paris.

Stand: 06.12.05