Stichtag

22. August 1844 - Erste Mittelmeer-Kreuzfahrt beginnt

Eine Mittelmeerbucht im 19. Jahrhundert

1844 startet die Schiffsreise durchs Mittelmeer - rein zum Vergnügen

Mit dem britischen Schriftsteller William Makepeace Thackeray beginnt am 22. August 1844 das Zeitalter der Kreuzfahrten. Weil die Passagier- und Postdampfschiffe über den Atlantik in den stürmischen Wintermonaten schlecht ausgelastet sind, kommt Englands älteste Dampfschifffahrtsgesellschaft P&O auf die Idee, Touristen an Bord zu holen und durch weniger unsichere Gewässer zu fahren.

Revolutionär! Denn wer damals mit dem Schiff unterwegs ist, will eigentlich von einem Ort zum anderen fahren und nicht im Kreis herum oder zum Vergnügen. Bis ins 19. Jahrhundert hinein ist eine Schifffahrt ziemlich gefährlich. Erst mit dem Übergang vom Segelschiff zum Dampfer werden die Fahrten sicherer und bequemer.

Thackeray macht Werbung für die Reederei

Thackeray reist also auf Einladung von P&O, der Peninsular and Oriental Steam Navigation Company, rein zum Vergnügen auf verschiedenen Schiffen von Southampton über Gibraltar, Malta, Korfu und Konstantinopel nach Alexandria. Die Reederei, die mehrere Post- und Passagierdampferlinien nach Spanien, in den fernen Osten und Australien betreibt, erhofft sich von ihm Werbung für diese neue Art zu urlauben. Thackeray enttäuscht die Erwartungen nicht. "Die Reise war so bequem, so reizend und so gewinnbringend, dass ich nicht anders kann, als jedem, der über die Zeit und die nötigen Mittel verfügt, zu empfehlen, auch eine solche Reise zu unternehmen", schreibt er in seinem Reisebericht, der erst in der Zeitschrift Punch, später als Buch erscheint. Und er beschreibt die Sternennächte an Deck. "Die glücklichsten und schönsten Erinnerungen sind die an die Stunden nachts auf Deck, wenn die Sterne über einem leuchten und die Gedanken in die Heimat gehen." Thackerays Honorar ist so üppig bemessen, dass er anschließend die Zeit findet, sein bekanntestes Werk zu schreiben, den Roman "Vanity Fair – Jahrmarkt der Eitelkeit".

1,7 Millionen Deutsche sind jährlich auf Ozeanen unterwegs

1891 bietet auch der Hamburger Albert Ballinn, Chef der Reederei HAPAG, Kreuzfahrten an. Statt mit Geschwindigkeit ködert das Unternehmen seine reichen Passagiere mit Luxus und exquisitem Essen. Die Kreuzfahrten werden bei Reisenden beliebter und für die Reedereien zur wichtigsten Einnahmequelle, als ihr Liniendienst durch das Aufkommen des Flugzeugs an Bedeutung verliert. Heute befahren nicht nur Reiche oder Schriftsteller die Ozeane. 2013 waren 1,7 Millionen Deutsche auf Kreuzfahrtschiffen unterwegs – ihre Zahl hat sich in den letzten zehn Jahren verdreifacht.

Stand: 22.08.2014

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