Laurence Olivier als Dr. Szell foltert Dustin Hoffmann in "Marathon-Mann"

Stichtag

11. Juli 1989 - Todestag von Sir Laurence Olivier

Wen die Briten zu ihren Größten zählen, den bestatten sie in Londons Westminster Abbey, der Krönungsstätte und Grablege englischer Könige. Die seltene Ehrung wird auch Laurence Olivier zuteil, der als Schauspieler und Regisseur Englands Theaterwelt beherrscht und revolutioniert hat. Die Kritik rühmt Olivier unisono als bedeutendsten Mimen der Nation, als "Statthalter Shakespeares auf Erden". Bereits 20 Jahre vor seinem Tod am 11. Juli 1989 adelt ihn Queen Elizabeth II. als einzigen Vertreter seiner Zunft zum Lord.

Shakespeare entstaubt

In seinen Memoiren bekennt Laurence Olivier: "In meinem Innersten weiß ich, dass ich mir selbst nicht sicher sein kann, wann ich spiele und wann nicht ..., wann ich lüge und wann nicht. Denn was ist Schauspielerei anderes als Lügen?" Sein oder Nicht-Sein? Dieser Schicksalsfrage, die er als gefeierter Hamlet hunderte Male auf der Bühne und im Film deklamiert, ist Olivier im wahren Leben immer ausgewichen, erzählt sein Sohn Richard. Sein Innerstes zu entschlüsseln, diese Idee sei seinem streng viktorianisch erzogenen Vater nie in den Sinn gekommen.

Bereits mit neun Jahren macht der 1907 im südenglischen Dorking geborene Pfarrerssohn durch sein Talent auf sich aufmerksam. "Natürlich gehst du zur Bühne", bestimmt sein Vater. Doch nach einer Ausbildung an der London Central School of Dramatic Art lassen die großen Erfolge auf sich warten. Erst Ende der 30er Jahre gelingt Olivier in Shakespeares Klassikern ein triumphaler Durchbruch. Mit einem ungekünstelten, realistisch-schroffen Stil haucht er den förmlich zur Liturgie erstarrten Versen neues Leben ein. Wie ein Chamäleon verwandelt sich Olivier in Heroen, Liebhaber, Schurken und macht Shakespeare selbst bei Menschen jenseits der kulturellen Elite wieder populär. 

Kein Eheglück mit Scarlett O'Hara

Zunächst nur des Geldes wegen lässt sich Laurence Olivier auch auf den Film ein. 1936 steht er mit der strahlend schönen Vivien Leigh vor der Kamera. Es ist der Beginn einer stürmischen Affäre – ein Skandal, denn beide sind schon verheiratet und haben Kinder. Das Paar geht zusammen nach Hollywood, wo Produzent David O. Selznick die Leigh für die Rolle ihres Lebens entdeckt. Während sie in "Vom Winde verweht" zu Scarlett O’Hara wird, schafft Olivier als düsterer Liebhaber in "Wuthering Heights" (Stürmische Höhen) und in Alfred Hitchcocks "Rebecca" den Sprung vom Theater- zum Filmstar. 1940 heiratet Vivien ihren Larry, als gefeiertes Traumpaar kehren sie nach England und auf die Bühne zurück.

1948 erhält Olivier für seine "Hamlet"-Verfilmung den ersten von insgesamt drei Oscars. Hinter den Kulissen seiner Ehe aber kriselt es. Vivien fühlt sich der genialen Schauspielkunst ihres Mannes hoffnungslos unterlegen, während Olivier es kaum verkraftet, mit der Ikone Scarlett O’Hara zu leben. 1960 lässt er sich scheiden und heiratet die Schauspielerin Joan Plowright, mit der er drei Kinder hat. Für die Familie aber hat der Workaholic keine Zeit. Olivier spielt und inszeniert, bis er schwer krank auf die großen Bühnendramen verzichten muss. Doch auch seine späten Rollen bleiben unvergesslich. Etwa im Thriller "Der Marathon-Mann",  in dem er als ehemaliger KZ-Arzt mit beiläufigem Sadismus Dustin Hoffman im Zahnarztstuhl foltert. Bis ins hohe Alter aktiv, stirbt Lord Olivier of Brighton 82-jährig in einem Londoner Krankenhaus. 

Stand: 11.07.2014

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