Erich Pommer, deutscher Filmproduzent

Stichtag

20. Juli 1889 - Filmproduzent Erich Pommer wird geboren

Er ist überzeugt, dass mit künstlerisch wertvollen Filmen Geld zu verdienen ist - wenn dabei das Bedürfnis nach Unterhaltung, Romantik und Abenteuer berücksichtigt wird. Erich Pommer gehört in den 1920er und frühen 1930er Jahren zu den herausragenden Filmproduzenten. Fast alle internationalen Kino-Erfolge des deutschen Films gehen auf sein Konto - vom Stummfilm "Das Cabinet des Dr. Caligari" (1919) über Fritz Langs Meisterwerk "Metropolis" (1927) bis zur Tonfilm-Operette "Die Drei von der Tankstelle" (1930).

Geboren wird Erich Pommer am 20. Juli 1899 in Hildesheim, als sechstes Kind eines jüdischen Kaufmanns. Die Familie zieht 1905 nach Berlin, wo der mittlerweile 16-jährige Erich kaufmännischer Lehrling bei einer Firma für Herrenkonfektion wird. Dort lernt er seine spätere Frau Gertrud kennen, die in der Buchhaltung arbeitet. Durch seine Schwester kommt Pommer 1907 zur Berliner Filiale der französischen Filmfirma Gaumont, wo er erste Erfahrungen als Produzent macht. Mitten im Ersten Weltkrieg gründet der 26-Jährige seine eigene Filmfirma, die Decla. Um das Geschäft muss sich allerdings zunächst seine Frau kümmern, da er in Frankreich an die Front muss. Nach einer schweren Verletzung lernt Pommer im Lazarett den Österreicher Fritz Lang kennen: "Wir kamen auf Film zu sprechen und Pommer mochte meine Sachen, die mir vorschwebten und engagierte mich dann als Dramaturg."

Produktionschef bei der Ufa

Pommers Gespür für Talente ist legendär. Er versammelt in seinen Studios regelmäßig begabte Regisseure, Drehbuchautoren, Kameraleute und Darsteller. Eine seiner Entdeckungen ist Lil Dagover, die in "Caligari" die weibliche Hauptrolle spielt. Sie beschreibt ihn als "eine seltene Mischung aus Geschäftsmann und Künstler". 1921 fusioniert seine Firma mit der Universum Film AG (Ufa), die damit zum größten Filmunternehmen wird. Pommer wird Produktionschef. Unter seiner Leitung entsteht unter anderem "Metropolis". Doch der Film ist mit fünf Millionen Reichsmark zu teuer und bringt die Ufa an den Rand des Bankrotts. Pommer verliert seinen Posten, geht zu Paramount nach Hollywood, wird aber kaum zwei Jahre später zurückgeholt und leitet bei der Ufa die Einführung des Tonfilms - unter anderem mit dem späteren Kultfilm "Der blaue Engel" (1930), der Marlene Dietrich zum Weltstar macht. Regie führt Josef von Sternberg, den Pommer in Hollywood kennengelernt hat.

In den Jahren der Weltwirtschaftskrise setzt Pommer auf Musikkomödien wie "Der Kongress tanzt" (1931) und "Bomben auf Monte Carlo" (1931). Sie werden internationale Erfolge. Rund 200 Filme hat er inzwischen produziert. Sein Name steht für deutsches Qualitäts-Kino. Dennoch beschließt die Ufa kurz nach Adolf Hitlers Machtübernahme 1933, alle jüdischen Mitarbeiter zu entlassen. Pommer geht zunächst nach Paris, wo er drei Filme realisiert. In London gründet er eine Filmfirma, in der unter anderem Alfred Hitchcocks "Riff-Piraten" (1939) entsteht. Als der Zweite Weltkrieg beginnt, flüchtet der Filmproduzent mit seiner Frau in die USA. Dort arbeitet er zunächst für die RKO. Doch als er nach zwei Kassen-Flops einen Herzinfarkt erleidet, wird sein Vertrag nicht verlängert. Um zu überleben, arbeiten die beiden in einer Porzellan-Manufaktur.

Golden Globe für antifaschistischen Film

Nach dem Krieg kehrt Pommer, inzwischen US-Bürger, als Filmkontroll-Offizier nach Deutschland zurück. Er soll die Filmindustrie in der amerikanischen Zone wieder aufbauen und die Entnazifizierung überwachen. 1948 gründet er mit deutschen Partnern die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft. Drei Jahre später schafft er ein neues Filmunternehmen und produziert unter anderem das Fernfahrer-Melodram "Nachts auf den Straßen" (1952), mit Hans Albers und Hildegard Knef. An die großen Erfolge der 1920er Jahre kann er aber nicht mehr anknüpfen. Sein letzter Film ist das antifaschistische Drama "Mütter, Kinder und ein General" (1955), das mit einem Golden Globe ausgezeichnet wird. Doch beim deutschen Publikum kommt die Thematik nicht an, sagt Wolfgang Jacobsen, Filmhistoriker und Leiter der Forschung in der Deutschen Kinemathek. "Pommer ist gezwungen, aus wirtschaftlichen Gründen für den deutschen Markt eine Fassung herzustellen, in dem es ein unglaubwürdiges Happyend gibt."

Enttäuscht geht Pommer wieder in die USA, wo er zusammen mit seinem Sohn an Fernsehprojekten arbeitet. Dann erkrankt er schwer: Dem Kettenraucher und Diabetiker muss ein Bein amputiert werden, sodass er auf einen Rollstuhl angewiesen ist. Erich Pommer stirbt am 8. Mai 1966 im Alter von 76 Jahren in Los Angeles.

Stand: 20.07.2014

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