Stichtag

11. Oktober 2005 - Vor 565 Jahren: Das Eton College wird gegründet

Wenn englische Prinzen in die höhere Schule kommen, gehen sie nicht ins Gymnasium um die Ecke. Sie besuchen ein feines Internat. Das Eton College ist eines der allerfeinsten. Dorthin hat der englische Thronfolger Prinz Charles seine Söhne William und Harry geschickt. Die meisten Jungen - Eton ist eine Jungenschule - werden schon bei ihrer Geburt angemeldet. Mit 13 Jahren treten sie in das Internat ein. Es liegt westlich von London in unmittelbarer Nähe von Windsor Castle, einer der offiziellen Residenzen der britischen Monarchen. König Heinrich VI. von England gründete die Schule am 11. Oktober 1440 als Ausbildungsstätte künftiger Priester und Beamter.

Im Unterricht und bei offiziellen Anlässen tragen die Schüler ihre Schuluniform: weißes Hemd mit steifem Kragen und als Krawatte ein weißes Band, dunkle Nadelstreifenhose, schwarze Weste und eine schwarze Frackjacke, den so genannten Cut. Der Zylinder ist seit 1940 abgeschafft. "Der Leistungsdruck ist hoch", sagt Jan Schmid aus Helmstedt, der seine 11. Klasse in Eton verbracht hat. "Das Grundprinzip von Eton ist: harte Schule, harter Sport." In jedem Fach pro Klassenstufe gibt es mehrere Kurse, leichtere und schwerere. In einem Kurs sind zwischen zehn und 15 Schüler. Jeden Monat erstellt der Lehrer eine Rangliste: Wer oben steht, wechselt in einen besseren Kurs, wer schlecht ist, wird herabgestuft. Zum Schulsport gehören Rudern und Golf spielen - auf dem Golfplatz der Schule. Das Field Game ist eine in Eton erfundene Mischung aus Rugby und Fußball.

Die Jungen sind in ein System von Herrschen und Dienen eingebunden. "Die älteren Jahrgänge haben Privilegien und die jüngeren müssen laufen", erzählt der ehemalige Schüler Jan Schmid. "Am Anfang arbeitet man, später erntet man die Früchte." Hinter vorgehaltener Hand sagen Experten, dass hier selbst mittelmäßig begabte Jungen den Schliff erhalten, der in den höheren Rängen von Regierung, Verwaltung oder Militär erwartet wird. 19 Eton-Schüler sind britische Ministerpräsidenten geworden. Wer sich in dieser Privatschule inmitten von 1.300 Schülern aus aller Welt behaupten möchte, muss eine Aufnahmeprüfung machen - und sich das leisten können: Rund 35.000 Euro kostet ein Schuljahr. Dazu kommen Ausgaben für Kleinigkeiten wie Musikunterricht, Judo oder Trinkgelder für die Angestellten. Absolventen des Eton Colleges können mit 18 Jahren an die Elite-Universitäten Oxford oder Cambridge wechseln.

Stand: 11.10.05