Stichtag

05. Juni 2005 - Vor 25 Jahren: Tod der TV-Journalistin Margret Dünser

"Selbstverständlich werden wir die "V.I.P.-Schaukel" nicht mehr weiterführen", entschied ZDF-Unterhaltungschef Peter Gerlach am 7. Juni 1980. Obwohl das mondäne Jet-Set-Magazin regelmäßig 20 bis 30 Millionen Zuschauer vor den Fernseher lockte, blieb ihm keine andere Wahl. Die Dünser, zwei Tage zuvor in Basel gestorben, war in ihrer Art unwiederholbar. Neun Jahre lang hatte sie die "Very Important People" in aller Welt mit der Kamera besucht. Sie saß zu Tisch mit nobelstem Edel-Adel, frühstückte mit Orson Welles, plauderte mit Ronald Reagan und trank Tee bei den Kennedys. Als der Boulevard in bundesdeutschen Medien noch ein schmaler Trampelpfad war, befriedigte Margret Dünsers "V.I.P.-Schaukel" stilsicher den Hunger nach Klatsch und Tratsch aus elitären, weit entfernten Welten.

Die Klosterschülerin aus Dornbirn in Vorarlberg startet nach dem Krieg als Autorin und Sprecherin beim Österreichischen Rundfunk. 1954, mit gerade 28 Jahren, steigt Margret Dünser zur einzigen weiblichen Progammdirektorin auf. Eine Sensation, die männliche Neider auf den Plan ruft. Mit Intrigen gelingt es ihnen sogar, die erfolgreiche Jung-Journalistin kurz hinter Gitter zu bringen.

argret Dünser wird vollständig rehabilitiert, hat aber von Österreich die Nase voll und geht nach Deutschland. Ab 1963 arbeitet sie für das Zweite Deutsche Fernsehen als Redakteurin und Moderatorin für besondere Aufgaben.

Mit der "V.I.P.-Schaukel" schlägt 1971 Margret Dünsers große Stunde. Trotz Klaustrophobie und Flugangst jettet sie fortan um die Welt und berichtet mit typisch österreichischem Tonfall über das Leben der Schönen und Reichen. Obwohl die "V.I.P.-Schaukel" nur sechs bis acht Mal pro Jahr über den Sender geht, entwickelt sie sich zu einer der erfolgreichsten Sendungen beim ZDF. Das Geheimnis: Bei der "Düsen-Dünser", so ihr Spitzname, klingen die Gesellschaftsnachrichten nie nach Voyeurismus. Dass auch Superstars gelegentlich Probleme haben, dafür zeigt Margret Dünser stets ein zugleich höfliches wie ironisches Verständnis. Kritiker werfen ihr deshalb gelegentlich "Hof- und Anhimmel"-Berichterstattung vor, doch die Dünser wahrt Distanz, ist keine, die nur dazugehören will. Auf die Frage, welches die faszinierendsten Zeitgenossen waren, die sie traf, antwortet Margret Dünser: "Leute, die von ihrem Beruf besessen sind."

Stand: 05.06.05