Otto Grotewohl

Stichtag

11. März 1894 - Otto Grotewohl wird geboren

"Ein alter Traum ist Wirklichkeit geworden: die Einheit der deutschen Arbeiterklasse." So kommentiert Otto Grotewohl 1946 den Zusammenschluss seiner Sozialdemokraten mit der KPD. Ein großer Schritt in Richtung eines noch größeren Karriereziels: In der DDR steigt Otto Grotewohl, der am 11. März 1894 in Braunschweig geboren wurde, gleich 1949 zum Ministerpräsidenten auf.

Konkurrent von Kurt Schumacher 

Grotewohl ist ein Braunschweiger Arbeitersohn mit Ambitionen. Seine Karriere im Reichstag der Weimarer Republik haben die Nationalsozialisten zerstört. Mit 51 Jahren will er 1945 endlich auf den SPD-Thron. Doch er ist nicht der Einzige. "In Kurt Schumacher hatte er einen Konkurrenten, der von Hannover aus versuchte, die Partei zu organisieren", erklärt Professor Wilfried Loth, Historiker und Politikwissenschafter an der Universität Essen. Hinter Kurt Schumacher die Nummer Zwei zu sein – das will Otto Grotewohl nicht und lässt sich auf Verhandlungen mit der sowjetischen Besatzungsmacht ein. Die Kommunistische Partei braucht nach ersten Wahlpleiten in Österreich und Ungarn unbedingt den Schulterschluss mit der viel populäreren SPD.

Sozialdemokratische Töne sind bald unerwünscht

Mit Gründung der SED steigt Otto Grotewohl zum Ministerpräsidenten der DDR auf. Doch der Preis ist hoch. Die Kommunisten um Walter Ulbricht bauen die SED in eine Kaderpartei stalinistischen Typs um. "Ulbricht setzt sich im Juni 1948 im parteiinternen Machtkampf durch. Grotewohl muss sich anpassen und die Propagandasprache übernehmen", sagt der Historiker Loth. Sozialdemokratische Töne sind bald unerwünscht. Selbst die Verhaftung kritischer SPD-Genossen nimmt er widerstandslos hin. Erst nach Stalins Tod 1953 wagt der Ministerpräsident selbstkritische Töne. "Die Methode des Administrierens, der polizeilichen Eingriffe und die Schärfe der Justiz ist falsch und erstickt die schöpferischen Kräfte eines Volkes", sagt er.

Doch grundsätzlich trägt Otto Grotewohl die Knebelungspolitik der SED bis zu seinem Tod 1964 mit. Den Ruf als "Steigbügelhalter der Kommunisten" und "Totengräber der Ost-SPD" wird der DDR-Ministerpräsident nicht mehr los.

Stand: 11.03.2014

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