Bau am ersten Teilstück der Reichsautobahn Frankfurt-Heidelberg (Anfang der 1930er Jahre)

Stichtag

21. März 1934 - Erster Spatenstich für den Bau der A1

Stau am Kamener Kreuz, stockender Verkehr an der Rheinbrücke bei Leverkusen: Solche Verkehrsmeldungen hören Autofahrer in Nordrhein-Westfalen immer wieder, wenn sie auf der A1 unterwegs sind. Mit einer Länge von 732 Kilometern gehört die Autobahn zu wichtigsten Verkehrsachsen Deutschlands. Sie führt von Heiligenhafen an der Ostsee über Hamburg, Dortmund und Köln bis nach Saarbrücken.

Geplant wurde die A1 während des Nationalsozialismus - als Propagandaprojekt: neue Straßen für das Volk und Beschäftigung für die Arbeitslosen. "Das Netz der Reichsautobahnen wurde vorerst mit 7.000 Kilometern festgelegt", erklärt Ingenieur Fritz Todt Anfang der 1930er Jahre. "Es sieht vor: drei große Nord-Südverbindungen sowie drei Ost-Westverbindungen." Todt ist Adolf Hitlers "Generalinspektor für das deutsche Straßenwesen". Der erste Spatenstich für die A1 erfolgt am 21. März 1934 bei Oyten in der Nähe von Bremen. Die sogenannte Hansalinie soll zunächst Hamburg und Bremen verbinden. Später soll sie im Norden weiter nach Lübeck und im Süden bis ins Ruhrgebiet führen.

Schlechte Arbeitsbedingungen

Beim Bau wird bewusst auf schweres Gerät wie Bagger verzichtet. Die Parole lautet: "Nirgends verdrängt die Maschine die menschliche Arbeit." Die bis zu 2.200 Arbeiter sind nur mit Hacke und Schaufel ausgestattet. Der sumpfige Moorboden bei Oyten lässt sich von Hand nur mit Mühe bewegen. Viele der Männer, die teilweise als Arbeitslose zwangsverpflichtet werden, leiden unter der sogenannten Schipperkrankheit, bei der es zu Ermüdungsbrüchen im Hals- und Brustwirbelbereich kommt. Trotz der schlechten Arbeitsbedingungen werden bis 1939 zwischen Hamburg und Bremen 120 Kilometer Autobahn fertiggestellt. Im Zweiten Weltkrieg werden weitere Planungen ausgesetzt.

Erst Mitte der 1950er Jahre gibt es wieder Geld für den Autobahnbau. Das Wirtschaftswachstum soll angekurbelt werden. "Entsprechend begann man nicht zuletzt mit der A1 ein großes Autobahnnetz aufzubauen, um die Erreichbarkeit und wirtschaftliche Entwicklung zu ermöglichen", sagt Stefan Bratzel, Professor für Automobilwirtschaft an der Fachhochschule Bergisch Gladbach. 1956 reicht die A1 in NRW bereits von Leverkusen bis Hagen, fünf Jahre später bis zum Kamener Kreuz. Als der damalige Verkehrsminister Georg Leber (SPD) im November 1968 das 90 Kilometer lange Teilstück zwischen Münster und Neuenkirchen eröffnet, ist die Autobahn von Lübeck bis Köln durchgängig befahrbar.

Verkehr nimmt zu

Bald bilden sich die ersten Staus: "Im Zuge des wirtschaftlichen Aufschwungs kamen die Deutschen zu Geld und erfüllten sich ihren Traum vom ersten Auto und so kamen immer mehr Fahrzeuge auf die Straßen", so Bratzel. Heute rauschen im Durchschnitt täglich über 100.000 Fahrzeuge über die A1, das sind zehn Mal mehr als in den 1960er Jahren.

Bund und Länder versuchen mit einem Milliardenaufwand, dem wachsenden Verkehr Herr zu werden. Fast überall zwischen Hamburg und Köln ist die A1 mittlerweile auf sechs Fahrspuren ausgebaut. Allein für das Kamener Kreuz wurden rund 80 Millionen Euro ausgegeben, um täglich einen möglichen Andrang von rund 160.000 Autos bewältigen zu können. Um weitere Engpässe zu vermeiden, setzt Experte Bratzel in der Zukunft auf technische Lösungen: "Schon in den nächsten Jahren werden wir immer mehr autonom fahrende Autos auf der A1 haben, die die Geschwindigkeit selbst regeln und die selbst lenken, Unfälle vermeiden und entsprechend kann sich die Kapazität der Straße erhöhen."

Stand: 21.03.2014

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