William Burroughs

Stichtag

5. Februar 1914 – Geburtstag des Schriftstellers William S. Burroughs

In seiner Kindheit hat William S. Burroughs große Angst vor dem Alleinsein, vorm Einschlafen und vor der Dunkelheit. Albträume machen ihm die Nacht zur Hölle. "Ich träumte immer wieder von einem übernatürlichen Horror, der jedes Mal gerade im Begriff schien, eine konkrete Gestalt anzunehmen", wird sich der Schriftsteller später erinnern. "Ich hatte Angst, ich würde eines Tages aufwachen und der Traum würde immer noch da sein." 

Es ist das Kindermädchen seines Bruders, das Burroughs den Gedanken eingepflanzt haben soll, mit Opium seine bösen Träume vertreiben zu können. So wird der Autor schon früh zum Besessenen. Besessen von seiner Drogensucht, besessen von seiner Sexualität, besessen vom Schuldgefühl, seine Frau im Rausch erschossen zu haben. Besessen vor allem aber auch von Schreibtalent. Burroughs, so urteilt sein Kollege Norman Mailer, sei für ihn "der einzige lebende amerikanische Autor, der möglicherweise von Genie besessen ist".

Schreiben gegen böse Geister

Geboren wird Burroughs am 5. Februar 1914 in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri. Als Kind ist er eher schüchtern, besucht eine private Highschool, geht wandern und fischen. Mit acht Jahren bekommt er seine erste Waffe, mit 16 nimmt er bereits Drogen. Er studiert in Harvard und landet auf der Couch der Psychoanalyse, was ihm 1941 einen Einsatz als Soldat erspart. Stattdessen geht er nach New York, verdingt sich als Detektiv, Kammerjäger oder Barkeeper. Seine Liebhaber wechselt er wie die Berufe.

1945 schreibt Burroughs gemeinsam mit Jack Kerouac den Roman "Und die Nilpferde kochten in ihrem Becken". Zu dieser Zeit hat er noch keine großen Ambitionen, Schriftsteller zu werden. Stattdessen versucht er es in der Liebe erstmals mit einer Frau. Sein Sohn William Junior kommt 1947 bereits als Speedsüchtiger zur Welt. Vier Jahre später erschießt Burroughs in betrunkenem Zustand bei einem Wilhelm-Tell-Spiel seine Frau. 14 Tage ist er in Untersuchungshaft, kommt auf Kaution aber wieder frei. Eine zweijährige Haftstrafe wegen Todschlags muss er nicht antreten. Der "böse Geist" des schlechten Gewissens aber wird fortan zum Antriebsmotor für sein Schreiben.

Idol der Popkultur

Burroughs' Gesamtwerk fußt auf seinen Drogenräuschen, so auch der autobiographische Roman "Junky", der zunächst keinen Verleger findet und 1953 als Groschenheft erscheint. Von der Kritik ignoriert, verfasst Burroughs mit dem Maler und Schriftsteller Brion Gysin literarische Collagen, zieht nach Tanger und Paris, wo er die Zettelsammlung für seinen wohl berühmtesten, später von David Cronenberg kongenial verfilmten Roman "Naked Lunch" (1959) beginnt, immer auf der Suche nach Drogen und Männern - und einer Möglichkeit, die Sucht zu bekämpfen.

In den 60er Jahren lässt sich Burroughs in London nieder. Da hat er sich mit dem Roman "Naked Lunch", einer Abrechung mit der Doppelmoral und der Borniertheit des "American Way of Life", bereits als Stimme der Beat Generation einen Namen gemacht. Als er 1974 nach New York in eine fensterlose, umgebaute Turnhalle namens "The Bunker" zieht, wird sein Domizil zur Pilgerstätte der US-amerikanischen Subkultur. Patti Smith präsentiert ihm ihre Gedichte, Lou Reed spielt für ihn, Andy Warhol wird sein Freund, dem Punk gilt er als Wegbereiter.

1971 veröffentlicht Burroughs mit "Electronic Revolution" ein Buch, das die Exzesse der digitalen Gesellschaft vorwegnimmt. Mit 73 zerschießt er Farbbeutel vor Sperrholzplatten und wird so zum Action Painter. 1990 schreibt er mit Tom Waits und Robert Wilson das erfolgreiche Musical "The Black Rider". Da ist er längst eine Ikone der Popkultur. Burroughs stirbt 1997 mit 83 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts.

Stand: 05.02.2014

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