Preußischer Briefkasten

Stichtag

1. Januar 1824 - In Preußen werden erstmals Briefkästen aufgestellt

Steine waren eine Art erster rudimentärer Briefkasten. Im 17. Jahrhundert sollen Seefahrer aus Europa, die nach Indien unterwegs waren, in Südafrika Halt gemacht haben, um Briefe unter Steine zu packen. Darauf markierten sie den Namen des Schiffes, des Kapitäns und das Datum der Landung. "Die Seefahrer hofften nun, dass ein Schiff, das in die andere Richtung fährt, diese Briefe mit zurücknimmt", sagt Veit Didczuneit vom Museum für Kommunikation in Berlin. Die ersten Kästen aus Holz werden in Europa ebenfalls seit dem 17. Jahrhundert aufgestellt: Briefkästen sind in Hamburg seit 1641 nachgewiesen, in Paris ab 1653 und in Berlin seit 1766.

Die Franzosen bringen den Briefkasten nach Deutschland

Durchgesetzt hat sich jedoch in deutschen Ländern keiner der Kästen. Dazu brauchte es die Französische Revolution. Die Revolutionäre stellten in Paris nicht nur die Guillotine auf, sondern auch Briefkästen. Und mit der Revolutionsarmee gelangten sie bis zum Rhein. "Die linksrheinischen Gebiete waren von 1794/95 bis 1814 durch die Franzosen besetzt und die stellten dort auch Briefkästen auf", sagt Veit Didczuneit.

Als die Franzosen mit den Befreiungskriegen von 1813 bis 1815 die besetzten Gebiete verlassen mussten, blieben die praktischen Kästen im preußisch gewordenen Rheinland vielerorts hängen, ohne Genehmigung des Berliner Generalpostamts. Das erfuhr erst drei Jahre später davon und erhielt folgende Begründung: "Der Briefkasten ist eine gar herrliche Einrichtung...; derselbe steht zu jeder Stunde der Nacht wie des Tags dem korrespondierenden Publikum, dem Reisenden und jedem Vorübergehenden zum sicheren Empfang der Briefe und Briefpakete bereit; das Publikum glaubt wirklich durch die 24 Jahre, das diese Einrichtung in den hiesigen Landen besteht, eine Art von Recht dazu erworben zu haben und bei ... Abschaffung würden die lebhaftesten Reklamationen unausbleiblich sein." Der preußische Generalpostmeister greift die Idee aus den linksrheinischen Gebieten also auf und weist die Postämter im Herbst 1823 an, überall in Preußen Briefkästen aufzustellen.

Zwei Briefkästen in Köln und sechs in Magdeburg

Die ersten sind weiß gestrichene Holzkästen, mit einer Gebrauchsanweisung auf der Vorderseite. Aufgestellt werden sie zum 1. Januar 1824 nur dort, wo das Postaufkommen entsprechend groß ist. "In Düsseldorf, Berlin und Königsberg gab es am Anfang je nur einen Briefkasten. Je zwei sind in Köln und Aachen belegt, und sechs in Magdeburg – dort müssen sich die Menschen also am häufigsten geschrieben haben", erklärt Didczuneit. Sechs Briefkästen reichten demnach für 36.000 Magdeburger, zwei für 60.000 Kölner und einer für 200.000 Berliner.

Doch die Zahl der Briefkästen steigt schnell, als der neue Generalpostmeister Heinrich von Stephan Mitte des 19. Jahrhunderts auch Briefmarken auf den Markt bringt. Im Juni 1870, gerade rechtzeitig für den Krieg gegen Frankreich, führt Heinrich von Stephan zudem die Postkarte ein, die damals Korrespondenzkarte heißt. "Die großen Briefzeiten – so traurig das ist – sind eben immer die Zeiten des Krieges gewesen. Menschen waren getrennt und hatten keine andere Möglichkeit, mit Familie, Freunden und Bekannten Kontakt zu halten", sagt Veit Didczuneit vom Museum für Kommunikation in Berlin. 30 Milliarden Feldpostkarten sind während des Ersten Weltkriegs zwischen Front und Heimat hin- und hergegangen, zwischen 30 und 40 Milliarden Feldpostsendungen während des Zweiten Weltkriegs.

Stand: 01.01.2014

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