Vicco von Bülow alias Loriot mit seinen Figuren des von ihm gezeichneten knollennasigen Ehepaares

12. November 1923 – Vicco von Bülow alias Loriot wird geboren

Das Ende des Zweiten Weltkriegs ist auch für den deutschen Humor ein Segen. Ohne die Kapitulation von Hitler-Deutschland und die turbulente Nachkriegszeit nämlich wäre Vicco von Bülow alias Loriot nie Karikaturist geworden. So jedenfalls sieht er es selber. Jeder habe damals "machen können, was er wollte", wird sich Loriot später erinnern: "Wenn nicht der große Zusammenbruch gekommen wäre, wäre ich mit Sicherheit Jurist geworden oder säße irgendwo als Bahnhofsvorsteher. Da hatte ich gewissermaßen Glück."

So studiert Loriot auf den Rat seines Vaters hin Kunst in Hamburg und erfindet 1949 parallel hierzu den ersten Knollennasenmann, den er zu einer Illustrierten trägt. "Und die haben ihn mir abgekauft. Zu meinem Erstaunen."

Humor und Perfektion

Geboren wird Vicco von Bülow am 12. November 1923 in Brandenburg an der Havel. Sein Vater ist preußischer Polizeioffizier: Von ihm erbt der Künstler seinen Hang zum Perfektionismus, der später seine Kollegen bei Fernsehsketchen in den Wahnsinn treibt. Während des Zweiten Weltkriegs ist von Bülow an der Ostfront im Einsatz. Ab 1950 arbeitet er als Cartoonist, unter anderem für die Zeitschrift "Stern". Seinen Künstlernamen wählt er nach dem Wappentier seiner adeligen Familie: dem Pirol, der in Mecklenburg auch als "Loriot" bezeichnet wird.

Zwischen 1967 und 1972 moderiert Loriot die Fernsehsendung "Cartoon", die internationale Zeichentrickfilme präsentiert und in die der Humorist immer mehr auch eigene Sketche einfließen lässt. 1971 erfindet er als Maskottchen der "Aktion Sorgenkind" den Hund Wum, der später in Wim Thoelkes Quizsendung "Der große Preis" zum Publikumsliebling avanciert. Fünf Jahre später bekommt Loriot bei Radio Bremen seine erste eigene Sendung, die er mit Sketchen und Trickfilmen füllt. Mit Figuren wie Erwin Lindemann, Herrn Müller-Lüdenscheidt oder Dicki Hoppenstedt, aber auch mit seinen Kinofilmen "Ödipussi" (1988) und "Pappa ante Portas" (1991) schreibt er nun endgültig Humorgeschichte.

"Das Bild hängt schief"

Vor allem in seinen Fernsehsketchen setzt Loriot auf kleinbürgerliche Alltagskatastrophen. Der Wunsch, ein schiefes Bild an einer Wand zu begradigen, bringt einen hyperkorrekten Beamten dazu, das Zimmer zu zertrümmern; ein Restaurantgast verheddert sich bis zur Unentwirrbarkeit in den Fäden einer Rindsroulade; eine Nudel im Gesicht ("Sagen Sie jetzt nichts!") torpediert den Heiratsantrag.

Witzig wirkt vor allem der krampfhafte Versuch der Figuren, sich selbst in der lächerlichsten Situation noch hinter gesellschaftlichen Normen oder unpassenden Floskeln ("Ich lasse das Wasser in die Wanne, wenn es mir passt!") zu verstecken. Dabei ist es immer wieder die Kommunikation von Mann und Frau, die scheitert. "Wenn ein Paar gar nichts sagt, kann es sich auch nicht missverstehen", betont Loriot. "Aber ein Paar, das anfängt zu reden, ist sofort in einer Situation, wo alles schief gehen kann. Leider geht auch alles schief."

Den männlichen Part der desaströsen Paarbeziehungen übernimmt Loriot oftmals selbst. Als weibliches Pendant wählt er 1976 die Schauspielerin Evelyn Hamann. Wegen ihrer "Fähigkeit, in so viele Rollen leicht hineinzuschlüpfen", bleibt sie 30 Jahre lang beruflich die Frau an seiner Seite. "Liebe Evelyn, dein Timing war immer perfekt", verabschiedet sich Loriot nach Hamanns Tod 2007 von seiner Partnerin. "Nur heute hast du die Reihenfolge nicht eingehalten. Na warte …"

Loriot stirbt 2011 in Ammerland am Starnberger See. Inzwischen haben allein seine Bücher eine Auflage von etwa fünf Millionen Exemplaren.

Stand: 12.11.2013

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