Skyline von Singapur

Stichtag

1. September 1963 - Singapur wird unabhängig von Großbritannien

Singapur gilt als die sicherste und sauberste Großstadt der Welt. Das war nicht immer so. In den 1950er und 1960er Jahre wird immer wieder demonstriert und gestreikt: "Singapur war damals eine chaotische, randalierende Gesellschaft", erinnert sich Lee Kuan Yew, der erste Ministerpräsident der Republik Singapur. Er hat den Stadtstaat von 1959 an mehr als 30 Jahre lang regiert. Unter ihm ist Singapur der Sprung vom Entwicklungsland zur starken Wirtschaftsmetropole gelungen. Heute leben die rund 5,3 Millionen Einwohner in relativem Wohlstand.

Chinesische Dominanz

Den Beginn der modernen Geschichte Singapurs markiert das Jahr 1819, als Sir Stamford Raffles im Süden der malaiischen Halbinsel auf einem vorgelagerten Inselchen für die Britische Ostindien-Gesellschaft einen Handelsposten gründet. 1867 wird Singapur Kronkolonie - und Zuwanderungsland. Die Briten holen vor allem chinesische Arbeiter auf die kleine Insel. Bald gibt es mehr Chinesen als Malaien. Heute sind gut zwei Drittel der Einwohner Singapurs chinesischer Abstammung, rund 15 Prozent sind Malaien und knapp sieben Prozent Inder.

Nach dem Zweiten Weltkrieg bekommt Singapur von der britischen Kolonialverwaltung immer mehr Selbstverwaltungsrechte. 1954 entstehen die ersten politischen Parteien. Der chinesisch stämmige Lee Kuan Yew gründet die linksorientierte "People Action Party" (PAP). Doch bei den ersten Wahlen 1955 gewinnt David Marshall und seine antikommunistische "Labour Front". Vier Jahre später setzt sich Lee Kuan Yew durch. Sein politischer Traum: Ein Zusammenschluss mit Malaya, dem großen Bruder im Norden - und damit endlich völlige Unabhängigkeit von Großbritannien. In einem Referendum sprechen sich 1962 fast zwei Drittel der Singapurer dafür aus. Am 1. September 1963 wird Singapur unabhängig von den Briten. Mitte des Monats wird aus Malaya und Singapur die Föderation Malaysia.

Schließlich freie Republik

Schon zwei Jahre später ist das Experiment allerdings zu Ende. Immer wieder ist es zu Unruhen zwischen der chinesischen Mehrheit in Singapur und der malaiischen Minderheit gekommen. Lee Kuan Yews Traum ist geplatzt: "Mein ganzes Erwachsenenleben habe ich an die Föderation mit Malaysia geglaubt. Und an die Einheit dieser beiden Territorien." Am 9. August 1965 wird Singapur eigenständig. Am 22. Dezember, nach Erarbeitung einer Verfassung, wird die Unabhängigkeit offiziell.

Lee Kuan Yew wird der erste Ministerpräsident der freien Republik. Es ist der Beginn der wirtschaftlichen Aufschwungs. Rückblickend sagt Lee Kuan Yew: "Ohne Ordnung und Stabilität können Sie gar nichts erreichen. Dann gibt es keinen Fortschritt."

Stand: 01.09.2013

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