Charles Bronson in "Ein Mann sieht rot" mit Pistole in der Hand

Stichtag

30. August 2003 - Filmschauspieler Charles Bronson stirbt

Ein B-Darsteller ohne großen Namen für eine Hauptrolle neben den Weltstars Henry Fonda und Claudia Cardinale? Das kommt für die Produzenten von United Artists in Hollywood nicht infrage. Regisseur Sergio Leone aber wechselt mit seinem monumentalen Western-Epos "Spiel mir das Lied vom Tod" lieber das Studio - statt auf seinen Favoriten Charles Bronson zu verzichten.

Leone inszeniert Bronson überlebensgroß als rätselhaften Schweiger, der lieber Harmonika und Revolver sprechen lässt, und schreibt damit Filmgeschichte. Unvergesslich Bronsons zerfurchtes Gesicht unter der Krempe des Stetsons, die Harmonika im Mund, undurchschaubare Katzenaugen in voller Cinemascope-Größe. Bronson strahlt allein durch seine stoische Präsenz Gefahr aus. Mit der Rolle des einsamen Rächers in "Spiel mir das Lied vom Tod" findet er den Charakter, der ihn zum kassenträchtigsten Helden des ultraharten Action-Genres machen wird.

Steiler Weg zur Topstar-Liga

Als Charles Buchinski wird er 1921 in einem Bergbau-Städtchen in Pennsylvania, USA, geboren. Der Sohn eingewanderter litauischer Tataren ist das elfte von 15 Kindern und muss schon mit sechzehn selbst unter Tage schuften. Er kämpft im Zweiten Weltkrieg, schlägt sich mit Gelegenheitsarbeiten durch und kommt 1948 zur Schauspielerei. Während der Kommunisten-Hetze in den USA ändert er seinen Namen in Bronson. Nach über zwei Dutzend Auftritten in unbedeutenden Filmen gibt ihm Roger Corman, der König des B-Movies, 1958 in "Machine Gun Kelly" seine erste Hauptrolle. Durch sie wird Bronson vor allem in Europa sehr populär.

Auch Hollywoodregisseur John Sturges wird auf den stahlharten Typen mit der exotischen Physiognomie aufmerksam. In dessen Western "Die glorreichen Sieben" spielt Bronson an der Seite von Yul Brynner, Steve McQueen und Horst Buchholtz erstmals in einem weltweit erfolgreichen Streifen. Weitere spannende Blockbuster wie die Militärfilme "Gesprengte Ketten" und "Das dreckige Dutzend" folgen. Bronson kassiert inzwischen Tagesgagen von 50.000 Dollar, doch auf den Plakaten steht sein Name immer noch unter denen von McQueen, James Coburn oder Lee Marvin.

"Ein sehr mysteriöser Mann"

Den Aufstieg in die Topstar-Liga erspielt sich Bronson erst 1969 mit Sergio Leones Meisterwerk. Höher noch als in den Vereinigten Staaten steht er nun jenseits des Atlantiks im Kurs. Mit Thrillern wie "Kalter Schweiß" oder "Der aus dem Regen kam" festigt Bronson in Europa seinen Ruf als Tough Guy, dem man nicht ungestraft in die Quere kommt. Alain Delon holt ihn als Co-Star für den Western "Rivalen unter roter Sonne" vor die Kamera. Auch privat macht Bronson seinem Image Ehre. "Er wirkte wie eine Handgranate mit gezogenem Stift", erinnert sich der Maskenbildner Phil Rhodes, und Filmpartnerin Claudia Cardinale meint: "Er war ein sehr mysteriöser Mann."

Den kommerziell größten Erfolg seiner Karriere verbucht Bronson 1974 mit dem umstrittenen Selbstjustiz-Thriller "Ein Mann sieht rot". Die Rolle des Architekten, der New York eiskalt im Alleingang von Kriminellen befreit, macht ihn endgültig zum höchstbezahlten Actionhelden. Vier Fortsetzungen lang und in über zwei Dutzend meist ähnlich gestrickten Streifen verkörpert Bronson bis Anfang der 90 Jahre den Mann aus Granit. Nur wenige seiner Spätwerke wie etwa Sean Penns Regie-Debüt "The Indian Runner" bleiben in Erinnerung. 81-jährig und an Alzheimer erkrankt, stirbt Charles Bronson am 30. August 2003 in Los Angeles.

Stand: 30.08.2013

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