Drehtür

Stichtag

7. August 1888 – US-Patent auf Drehtür erteilt

In den Häusern des 19. Jahrhunderts ist es zugig. Der Wind pfeift durch alle Ritzen, vor allem aber durch die Türen. Hauseingänge, so findet der 47-jährige niederländisch-amerikanische Erfinder Theophilus Van Kannel aus Philadelphia, sind ohnehin das größte Problem in windigen Regionen. Deshalb sagt er dem Türknallen und den Türritzen den Kampf an und macht sich auf die Suche nach einer neuen Eingangslösung. Am 7. August 1888 erhält er in den USA das Patent Nr. 387.571 für eine Drehtür. Zuvor hatte er bereits eine Maschine zum Entkernen von Kirschen patentieren lassen.

Eintritt ohne Zusammenstoß

Van Kannels Einfall basiert auf der Idee, die Tür nicht mehr an zwei Scharnieren im Rahmen zu fixieren, sondern mehrere Türflügel wie in einer Trommel um eine Mittelachse rotieren zu lassen. Die sind allerdings noch nicht aus Glas, sondern aus Holz, so dass man nicht weiß, wer einem gerade aus der anderen Richtung entgegenkommt.

Van Kannel ist von der Sicherheit seiner Drehtür überzeugt. "Sie ist absolut geräuschlos und verhindert effektiv das Eintreten von Wind, Schnee, Regen und Staub", heißt es in der Patentschrift des Erfinders. Und: "Da sich die Türen außerdem nur in eine Richtung bewegen, können Menschen herein- und herausgehen, ohne dabei zusammenzustoßen."

Dem "Glück der Menschheit" dienlich

Ganz neu ist Van Kannels Erfindung bei ihrer Patentierung allerdings nicht. Nicht nur werfen Kritiker ihm vor, ein simples Drehkreuz vorgelegt zu haben: Auch erhält ein Berliner namens H. Bockhacker bereits 1881 ein deutsches Patent auf seine "Thür ohne Luftzug", deren Konstruktion der des Amerikaners sehr ähnlich ist. Bockhacker aber dreht sich bei seinen nächsten Schritten offenbar im Kreis: Zu einer Vermarktung seiner Drehtür jedenfalls kommt es nie, sodass der deutsche Erfinder in Vergessenheit gerät.

Und so gebührt Van Kannel die Ehre, Edel-Hotels, Luxus-Kaufhäuser und noble Geschäftshäuser weniger windig gemacht zu haben. Für seine von der "Van Kannel Revolving Door Company" vertriebene Erfindung erhält er 1889 vom Franklin Institute in Philadelphia die renommierte John Scott Legacy Medal für herausragende technisch-wissenschaftliche Leistungen, die dem "Komfort, dem Wohl und dem Glück der Menschheit dienen".

Stand: 07.08.2013

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