Sydney Pollack mit Filmkamera

Stichtag

26. Mai 2008 – Sydney Pollack stirbt in Los Angeles

Sydney Pollack ist ein kinematografischer Tausendsassa. Als Regisseur dreht er über 30 Kinofilme, die insgesamt 46 Oscar-Nominierungen erhalten. Darunter sind Kinoklassiker wie "Tootsie" (1982), in dem er auch als Schauspieler auftritt und der 180 Millionen US-Dollar einspielt, oder "Die Firma" (1993).

Für die Literaturverfilmung "Jenseits von Afrika" (1985) mit Meryl Streep und Robert Redford in den Hauptrollen gewinnt Pollack 1986 gleich zwei der begehrten Trophäen: Einen Oscar für die beste Regie, und einen für den besten Film. 

Beliebt in der Sowjetunion

Geboren wird Pollack 1934 als Sohn russischer Einwanderer in Lafayette im US-Bundesstaat Indiana. Der Vater ist Preisboxer und bringt seinem Sohn bei, sich durchs Leben zu schlagen. Nach dem Tod der alkoholkranken Mutter geht der 17-Jährige nach New York und studiert Schauspiel und verdingt sich zunächst als Schauspiellehrer und TV-Mime. 1962 tritt der im Kriegsfilm "Hinter feindlichen Linien" erstmals als Schauspieler in einem Kinofilm auf: Die langjährige Zusammenarbeit mit Robert Redford, der dort ebenfalls mitspielt, hat hier ihren Ursprung.

Hollywoodregisseur wird Pollack auf Fürsprache seines Freundes Burt Lancaster und von John Frankenheimer; letzterer ist "enorm beeindruckt von der Art, wie er mit den Leuten umging". Auch andere Kollegen werden Pollack ein großartiges Einfühlungsvermögen bescheinigen. Anfangs dreht Pollack mit Filmen wie "Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss" (1969) über ein Marathonturnier, bei dem sich Menschen für eine Handvoll Dollar während der Wirtschaftskrise zu Tode tanzen, kritisch mit der US-Gesellschaft auseinander. In dieser Phase wird er vor allem auch in der Sowjetunion populär.

Der Einzelne und das System

Als Regisseur zeigt Pollack, dass er in allen Genres zuhause ist: Er dreht Western ebenso wie Thriller, Melodramen, Komödien oder Liebesgeschichten, die bei ihm zumeist kein Happy End haben dürfen. Ansonsten zeigt Pollack in seinen Filmen oftmals den Helden im Kampf gegen ein übermächtiges System, so in "Die Firma" mit Tom Cruise als erfolgreichem Rechtsanwalt, der erkennen muss, dass sein Arbeitgeber Geld für die Mafia wäscht und so in eine lebensbedrohliche Situation gerät.

Um den Konflikt von kleinem Individuum und großem System angemessen darstellen zu können, nutz Pollack das panoramabreite Cinemascope-Format. Oft setzt er dabei auf Details am Bildrand, die bei TV-Ausstrahlungen einfach weggeschnitten werden – so in "Die drei Tage des Condor" (1975), wo der Zuschauer von der Bedrohung einer Frau im Fernsehen nichts mehr erfährt, weil ein vorbeihuschender Killer nicht mehr zu sehen ist. Um diesen Beschneidungen zu entgehen, dreht Pollack ausgerechnet "Jenseits von Afrika", dessen heimlicher Hauptdarsteller die afrikanische Savanne ist, im kleineren Breitwand-Format.

Pollack stirbt am 26. Mai 2008 im Alter von 73 Jahren in seinem Haus in Los Angeles.

Stand: 26.05.2013

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