Thomas Jefferson, dritter US-Präsident

Stichtag

13. April 1743 - Thomas Jefferson wird geboren

Pennsylvania, Juni 1776: In der Stadt Philadelphia mietet Thomas Jefferson ein Zimmer in einem Gästehaus und schließt sich ein. Tag und Nacht sitzt er über seinen Notizen am Schreibtisch - und begeht Hochverrat. Er verfasst ein Dokument, das die Loslösung der 13 nordamerikanischen Kolonien Englands von ihrem Mutterland begründet: die Unabhängigkeitserklärung der USA. Jefferson hat von der Delegiertenversammlung der Kolonien den Auftrag erhalten, einen Text zu verfassen, mit dem das sogenannte amerikanische Experiment beginnen kann: die Gründung einer demokratischen Republik.

"Alle Menschen sind gleich geschaffen", heißt es in der Gründungsurkunde der USA. "Der Schöpfer hat sie mit Rechten ausgestattet, die ihnen niemand auf Erden wegnehmen kann." Jeffersons Verhalten steht dazu allerdings im Widerspruch: Er selbst besitzt 200 Sklaven. Da ist er jedoch nicht der Einzige: "Eigentlich waren alle führenden revolutionären Eliten aus dem Süden auch gleichzeitig die größten Sklavenbesitzer in ihrem Land", sagt der Historiker Volker Depkat von der Universität Regensburg. Tatsächlich sind weite Teile der Bevölkerung von den universalen Menschenrechten ausgeschlossen: nicht nur Sklaven und Indianer, sondern auch Frauen und Angehörige der Unterschicht. Dass die Unabhängigkeitserklärung eigentlich "nur für die weißen besitzenden Oberschichten gelten soll", so Depkat, sei im Text selbst nicht vermerkt.

Als Gesandter in Paris

Jefferson, der am 13. April 1743 in Shadwell in Virginia geboren wird, stammt aus einer vermögenden Tabakpflanzer-Familie. Im Revolutionsjahr 1776 ist er ein gut gebildeter Anwalt, der einen aristokratischen Lebensstil als "Gentleman Farmer" pflegt und sich immer weiter bildet. "Jefferson konnte all die Bücher lesen, weil er nicht selber arbeiten musste, das haben die Sklaven ja für ihn getan", so Depkat. Nach der Unabhängigkeitserklärung geht der Krieg der nun "Vereinigten Staaten von Amerika" gegen die Briten noch sieben Jahre weiter. Währenddessen wird Jefferson in Virginia Parlamentsabgeordneter sowie zwischen 1779 und 1781 Gouverneur des US-Bundesstaates. Nach dem Friedensschluss von 1783 geht er für fünf Jahre als Gesandter nach Paris.

In Frankreich beobachtet Jefferson die politischen Umwälzungen, die zur Französischen Revolution führen. Selbst nimmt er derweil am gesellschaftlichen Leben der Oberschicht teil. Als Frühwitwer hat er eine Liaison mit einer verheirateten Amerikanerin, gibt Soirees, besichtigt Museen, sammelt Bilder und Bücher. Zwei Monate nach dem Sturm auf die Bastille kehrt er im September 1789 in die USA zurück und wird Minister im Kabinett von George Washington. 1797 wird Jefferson unter John Adams Vizepräsident, bevor er von 1801 bis 1809 selbst Präsident wird.

Landleben als Garant für heile Welt

In seiner Amtszeit als dritter US-Präsident kauft Jefferson die französische Kolonie Louisiana. Dadurch verdoppelt sich das damalige Staatsgebiet der USA beinahe. Dadurch rückt sein Traum näher, den gesamten Kontinent mit kleinen Farmern zu besiedeln. "Bauern auf eigener Scholle waren für ihn der Inbegriff von Selbstbestimmung und Freiheit", sagt Historiker Depkat. "Wer den Boden bestellt", so Jeffersons Glaubenssatz, "ist der tugendhafteste und unabhängigste Bürger."

Jefferson will die Industrialisierung Amerikas verhindern, da er 1786 von Paris aus in das früh industrialisierte England gereist ist. "Er sah das Entstehen eines Proletariats, also einer Schicht von dauerhaft armen Menschen, die gar nicht wussten, was Freiheit ist, weil sie das nie erlebt haben", sagt Depkat. Jefferson habe gesagt, "lasst unsere Fabriken in Europa", denn mit Fabriken handele man sich soziale Probleme ein. Nach seiner Präsidentschaft zieht sich Jefferson auf seine eigene Farm bei Charlottesville im Bundesstaat Virginia zurück. Er stirbt am 4. Juli 1826 im Alter von 83 Jahren auf seinem Landgut "Monticello" - genau 50 Jahre nach der Unterzeichnung der Unabhängigkeitserklärung.

Stand: 13.04.2013

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