Bundeskanzler Konrad Adenauer (r.) am 7. April 1953 mit US-Präsident Dwight D. Eisenhower (v.l.), dem Hochkommissar der USA in der BRD, James B. Conant, und Außenminister John Foster Dulles im Weißen Haus in Washington

Stichtag

7. April 1953 - Kanzler Konrad Adenauer besucht erstmals Washington

Im Frühling 1952 macht die Sowjetunion den Westmächten mit der sogenannten Stalinnote ein verlockendes Angebot: ein neutrales wiedervereintes Deutschland - in den Grenzen, wie sie die Potsdamer Konferenz festgelegt hat. Der neue Staat soll eigene Streitkräfte aufstellen dürfen. Im Gegenzug fordert Stalin den Abzug aller Besatzungstruppen aus Deutschland innerhalb eines Jahres. Die SPD - Opposition in Bundestag - will das Angebot prüfen: "Das deutsche Volk hat ein brennendes Interesse zu erfahren, ob es aus dem Zustand seiner Spaltung erlöst werden kann", sagt der Sozialdemokrat Herbert Wehner, damals Vorsitzender des Bundestagsausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen.

Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) hingegen sieht in Stalins Vorstoß nichts anderes als ein Störmanöver. Denn zu dieser Zeit verhandeln die Westmächte USA, Frankreich und Großbritannien mit der Bundesrepublik über eine "Europäische Verteidigungsgemeinschaft" (EVG). Von diesem Kurs will Adenauer nicht abweichen. Er möchte mit der roten Gefahr, wie er sagt, nicht verhandeln, sondern Bündnisse schließen, die ihm sicherer scheinen. Deshalb fährt Adenauer im Wahljahr 1953 zum ersten offiziellen Besuch eines deutschen Regierungschefs in die USA.

Nicht mehr länger nur Objekt

Nach einer zehntägigen Schiffsreise trifft Adenauer am 6. April 1953 in New York ein. US-Außenminister John Foster Dulles würdigt ihn bei der Begrüßung als Vorkämpfer für die "Einheit, Stärke und Freiheit in Europa". Am 7. April trifft der Bundeskanzler in Washington US-Präsident Dwight D. Eisenhower. Im Protokoll heißt es später, Eisenhower habe zu Adenauer gesagt: "Das Vertrauen der Welt zu Deutschland würde, wenn es die Verträge zu einer europäischen Verteidigungsgemeinschaft ablehnt, erschüttert sein und die Folgen einer möglichen Abwendung der USA von Europa seien unabsehbar."

Die US-Regierung behandelt Adenauer demonstrativ als gleichberechtigten Partner. Ihm wird zugesagt, dass mit der Sowjetunion keine Vereinbarungen über die deutsche Frage getroffen würden, ohne die Bundesregierung konsultiert zu haben. Der Bundeskanzler wiederum präsentiert sich als zuverlässigen Verbündeten der USA. Er zieht das Resümee, die Bundesrepublik sei nicht mehr länger nur Objekt der Weltpolitik: Verhandlungen fänden "nicht mehr über unseren Kopf" hinweg statt.

Salutschüsse und Ehrendoktor

Adenauer wird hofiert: Bei einer Kranzniederlegung auf dem Soldatenfriedhof in Arlington wird erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg die bundesdeutsche Nationalhymne in den USA gespielt, dem Kanzler wird die ansonsten nur Staatsoberhäuptern vorbehaltene Ehre von 21 Salutschüssen zuteil. Bei der Verleihung des Ehrendoktortitels der juristischen Fakultät an der Georgetown-Universität in Washington wird er als erfahrener und verdienter Staatsmann gewürdigt.

Nach dem offiziellen Ende des dreitägigen Staatsbesuchs macht Adenauer noch eine Rundreise durch die USA, bevor er am 17. April 1953 zu einem eintägigen Besuch in der kanadischen Hauptstadt Ottawa eintrifft. Nach seiner Rückkehr in die Bundesrepublik bilanziert der Kanzler: "Überall gilt der deutsche Name wieder etwas!" Zwei Monate nach seiner Amerikareise sieht sich Adenauer bestätigt: Am 17. Juni 1953 rollen russische Panzer durch Ostberliner Straßen, um einen Aufstand in der DDR niederzuschlagen. Über 30 Menschen sterben. Die zweite Bundestagswahl im September 1953 entscheidet Adenauer für sich: Er wird im Amt bestätigt.

Stand: 07.04.2013

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