Augsburger Puppenkiste spielt das Stüch "Jim Knopf"

Stichtag

26. Februar 1948 – Eröffnung der "Augsburger Puppenkiste"

1940 wird der Augsburger Schauspieler Walter Oehmichen als Soldat eingezogen und in einer zur Kaserne umfunktionierten Schule in Calais stationiert. In den Räumen des Gebäudes steht ein altes Puppentheater. Da kommt Oehmichen der Gedanke, die kleine Bühne mit selbstgebastelten Pappfiguren zur Ablenkung der Kameraden zu benutzen.

Aus dieser Idee erwächst nach dem Krieg das Marionettentheater der "Augsburger Puppenkiste".

Der "Puppenschrein"

Geboren wird Oehmichen 1901 in Magdeburg. Als er in den 40er Jahren aus dem Kriegsdienst entlassen wird, beginnt er sofort, ein mobiles Puppentheater für seine Frau und seine beiden Töchter zu entwerfen. Der sogenannte Puppenschrein hat in einem Türrahmen Platz, ein Tisch dient ihm als Unterlage; bereits die zweite Aufführung, "Hänsel und Gretel", findet nicht mehr im Familienkreis statt, sondern 1943 im Augsburger Krankenhaus vor Kriegsverletzten.

1944 fällt der "Puppenschrein" einem Bombenangriff zum Opfer. Sein Grundgedanke einer transportablen, überall einsetzbaren Bühne lässt Oehmichen auch in der Folgezeit nicht los. 1944 lernt er einen Holzbildhauer kennen, der ihn das Schnitzen lehrt: Die ersten beiden Marionetten – Storch und Gevatter Tod – entstehen.

Der "Gestiefelte Kater" macht den Anfang

Gegen Ende des Krieges gerät Oehmichen in Gefangenschaft. Nach seiner Entlassung macht er sich daran, in Augsburg ein neues Marionettentheater aufzubauen. Hierzu überlässt ihm die Stadt ein altes Spitalsgebäude aus dem 12. Jahrhundert, das die "Augsburger Puppenkiste" bis heute beherbergt. Am 26. Februar 1948 wird die Bühne mit einer Inszenierung des "Gestiefelten Katers" eröffnet.

Deutschlandweit bekannt wird die "Augsburger Puppenkiste" in den 60er und 70er Jahren, in denen der Hessische Rundfunk (HR) Aufführungen von Michael Endes "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" oder Tilde Michels' "Kleiner König Kalle Wirsch" aufwendig als Mehrteiler fürs Fernsehen produziert. Besonders populär werden dabei die ab 1969 gedrehten Folgen rund um das niedliche Urzeitmonster Urmel, das in seinem eingefrorenen Ei auf der Insel des Tiersprachlehrers Habakuk Tibatong strandet und mit dem melancholischen Seele-Fant, dem putzwütigen Hausschwein Wutz, Pinguin Ping und Schuschnabel Schusch allerlei Abenteuer erlebt.

Auch wenn es nach der TV-Karriere des Marionettentheaters inzwischen etwas ruhiger geworden ist, gibt es die "Augsburger Puppenkiste" immer noch: mit immerhin rund 420 fast immer ausverkauften Aufführungen im Jahr.

Stand: 26.02.2013

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