Die Queen überreicht Bobby Moore einen Pokal

Stichtag

24. Februar 1993 - Tod des englischen Nationalspielers Bobby Moore

Englands Team-Manager Alf Ramsey nennt nur zehn Spieler, als er am 29. Juni 1966 seine Elf für das WM-Finale gegen Deutschland vorstellt. Den 25-jährigen Kapitän Bobby Moore muss er nicht extra erwähnen. "Ein englisches Team ohne Moore wäre genauso absurd wie der Buckingham Palast ohne die Queen", wird Ramsey zitiert.

Zwölf Stunden, 120 dramatische Spielminuten und ein sehr umstrittenes Tor später steht Bobby Moore im Wembley-Stadion auf dem Gipfel seiner Karriere. Nach dem 4:2-Sieg über die deutsche Mannschaft erhält Englands populärster Fußballer von Elisabeth II. die goldene Weltmeisterschafts-Trophäe, den Coupe Jules-Rimet. Vor dem Handshake mit der Queen wischt sich der blonde Gentleman noch schnell die schmutzigen Hände an der Hose ab.

Jüngster Kapitän der Nationalmannschaft

Anschließend wird der englische Kapitän zum besten Spieler des Turniers gewählt. Dabei ist Bobby Moore weder kopfballstark noch schnell, doch er kann ein Spiel "lesen" und dirigieren wie kein anderer Profi seiner Zeit. Während Moore hinten eisenhart, aber immer fair, die Abwehr organisiert, überblickt er das gesamte Spiel und leitet mit zielgenauen Zuspielen oder einem Flügellauf die nächste Torchance ein. So wie bei jenem 35-Meter-Pass auf Geoff Hurst, der den Ball zum legendären "Wembley-Tor" unter die Latte hämmert.

Mit neun Jahren wird der 1941 im Londoner Vorort Barking geborene Robert Moore noch als "Fettsack" gehänselt. Doch der talentierte Fabrikarbeitersohn schafft es zum Traditionsclub West Ham United und unterschreibt 1958 den ersten Profi-Vertrag. Mit 21 Jahren absolviert Moore sein erstes A-Länderspiel; mit 22 wird er der jüngste englische National-Kapitän aller Zeiten. Selbst der andere berühmte und weitaus erfahrenere Bobby, der Stürmer Bobby Charlton von Manchester United, kann ihm die Kapitänsbinde nie streitig machen.

Als Trainer ohne Fortüne

Nach dem Gewinn des englischen Pokals mit West Ham lernt 1965 erstmals eine deutsche Elf die Eleganz und Überlegenheit des "Gentleman am Ball" kennen. Der TSV 1860 München verliert in London gegen West Ham das Finale im Europapokal der Pokalsieger. Von einem Reporter nach dem Geheimnis seiner Klasse gefragt, antwortet Moore: "Das Richtige zur richtigen Zeit tun."

Bei der WM 1970 aber zerstört die deutsche Elf im Viertelfinale Moores Traum von einer Titelverteidigung. Vor dem nächsten WM-Turnier in Deutschland hat er seinen Zenit bereits überschritten. 1973, nach 108 Länderspielen hängt der Verteidiger, laut Brasiliens Stürmer-Legende Pelé "der beste, gegen den ich je gespielt habe", das Nationaltrikot an den Nagel. Danach wechselt Moore nach 18 Jahren bei West Ham zum FC Fulham, bevor er seine Karriere 1976 mit einem zweijährigen Engagement in der US-Soccer-Liga NASL auslaufen lässt.

Als Trainer bleibt dem Ausnahmespieler der Erfolg versagt. Nach seiner Entlassung beim Viertligisten Southend United 1986 wird es ruhig um Moore. Anfang 1993 schockt die 51-jährige Fußball-Ikone England mit der Nachricht, an Krebs zu leiden. Wie ernst es um ihn steht, sagt Moore nicht. Zwei Wochen später, am 24. Februar, ist er tot. Die Leser einer großen Sonntagszeitung wählen ihn zu Großbritanniens Sportpersönlichkeit des Jahrhunderts.

Stand: 24.02.2013

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