Edmund Hillary (r) mit Sherpa Tenzing Norgay nach der Erstbesteigung des Mount Everest

Stichtag

11. Januar 2008 - Tod des Mount-Everest-Bezwingers Edmund Hillary

Großbritannien feiert gerade die Krönung von Elisabeth II., da trifft in London eine sensationelle Nachricht ein: Edmund Hillary, als Neuseeländer Untertan der jungen Queen, hat den Mount Everest bezwungen! Am 29. Mai 1953 stehen der 33-jährige Bienenzüchter aus Auckland und sein Begleiter, der Sherpa Tenzing Norgay, als Erste auf dem mit 8.848 Metern höchsten Punkt der Erde.

Als Beweis der historischen Tat fotografiert Hillary seinen Seil-Gefährten und alle umliegenden Berge. Nur vom Erstbesteiger selbst existiert kein Gipfel-Foto, weil es Tenzing Norgay nicht gelingt, den Auslöser zu betätigen. "We knocked the bastard off" (Wir haben den Bastard erledigt), sind Hillarys erste Worte, als er freudestrahlend das Basislager erreicht. Nach der triumphalen Rückkehr nach Kathmandu erhält er die Glückwünsche seiner Königin, adressiert an "Sir Edmund Hillary, KBE" (Knight Commander of the Order of the British Empire). Man hätte ihn wenigstens vorher fragen können, ob er die Ehre annehme, zum Ritter geschlagen zu werden, kommentiert Hillary ironisch. Dass sein Freund Tenzing Norgay nur eine Tapferkeitsmedaille erhält, wird ihn zeitlebens ärgern.

Durch Angst das Unmögliche schaffen

Schon als Schüler war der 1919 geborene Hillary begeistert auf die Berge seiner Heimat geklettert. An drei Himalaya-Expeditionen nimmt er teil, bevor er endlich die Chance bekommt, seinen Lebenstraum zu verwirklichen. Zahlreiche Bergsteiger waren bereits am Mount Everest gescheitert, viele bezahlten ihren Wagemut in der sauerstoffarmen Todeszone mit dem Leben. Vor allem ein circa 15 Meter hoher, senkrechter Felskamin knapp unterhalb des Gipfels gilt als unüberwindbar. Edmund Hillary schafft als Erster den Durchstieg und gibt damit dem berüchtigten "Hillary-Step" seinen Namen. "Die Angst trieb mich, Dinge zu tun, die ich eigentlich für dumm oder unmöglich hielt", gesteht er später.

Einmal allerdings kneift "Sir Ed", wie die Neuseeländer ihren Nationalhelden taufen: Als der schüchterne Gipfelstürmer seiner Freundin einen Heiratsantrag machen will, muss die Schwiegermutter in spe die Klippe für ihn nehmen - mit Erfolg. Doch die glückliche Ehe endet tragisch. 1975 kommen Louise Hillary und Tochter Belinda bei einem Flugzeugabsturz im Himalaya ums Leben.

Soziales Engagement für die Sherpas

Edmund Hillary besteigt noch 23 weitere unbezwungene Gipfel. Auch die Antarktis zieht den schlaksigen Abenteurer magisch an. 47 Jahre nach Amundsen und Scott erreicht er 1958 als dritter Mensch den Südpol. Im Himalaya engagiert sich Hillary zunehmend für die in großer Armut lebende Bevölkerung. 1961 gründet er die erste Schule für das Sherpa-Volk; 25 weitere werden folgen. In 4.000 Metern Höhe lässt er das erste Krankenhaus am Dach der Welt errichten. Dank seiner großen Popularität kann Hillary rund um den Globus enorme Summen zum Bau von Straßen und Brücken in der unwegsamen Bergregion sammeln.

Ein Höhenkollaps zwingt den Neuseeländer 1977, seine Bergsteiger-Karriere zu beenden. 1984 wird Edmund Hillary zum neuseeländischen Botschafter in Neu Delhi ernannt. Vehement prangert er den ausufernden Kletter-Tourismus und die dadurch verursachte Umweltverschmutzung am Mount Everest an. Zum 50. Jahrestag der Erstbesteigung wird Hillary, inzwischen UNICEF-Sonderbeauftragter für die Kinder im Himalaya, von Nepal mit der Ehrenbürgerschaft ausgezeichnet. Mit 87 Jahren kehrt er als Begleiter seiner Ministerpräsidentin Helen Clark noch einmal ins antarktische Eis zurück - anlässlich des 50. Jahrestages der Gründung der Scott-Station am Südpol. Nach seinem Tod am 11. Januar 2008 würdigt Neuseeland den berühmtesten Bergsteiger der Welt mit einem Staatsbegräbnis.

Stand: 11.01.2013

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