Skispringer auf der erste Vier-Schanzen-Tournee 1953

Stichtag

1. Januar 1953 - Die erste Vier-Schanzen-Tournee startet

Sommer 1949: In der Stube des "Haus Maier" in Garmisch-Partenkirchen treffen sich deutsche und österreichische Skispringer, die sich noch aus den Jahren des "Großdeutschen Reiches" während der Nazi-Zeit kennen. Die Innsbrucker Emmerich "Putzi" Pepeunig und Helmut "Heli" Ziegler entwickeln zusammen mit dem Partenkirchener Franz Rappenglück die Idee einer "deutsch-österreichischen Springertournee".

Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg dürfen deutsche Sportler aber noch nicht im Ausland antreten. Deshalb dauert es noch fast drei Jahre, bis am 17. Mai 1952 auf der Seegrube bei Innsbruck der Organisationsplan für eine Vier-Schanzen-Tournee entsteht. Austragungsorte in der Bundesrepublik sind Garmisch-Partenkirchen und Oberstdorf, in Österreich sind es Innsbruck und Bischofshofen. Ihre Premiere hat die Veranstaltung mit dem Neujahrsspringen am 1. Januar 1953 in Garmisch-Partenkirchen. Erster Gesamtsieger nach den vier Springen wird der Österreicher Sepp "Buwi" Bradl. Seit der Tournee 1972/73 werden die Wettbewerbe immer in der gleichen Reihenfolge ausgetragen: Jeweils Ende Dezember wird in Oberstdorf gestartet, an Neujahr in Garmisch-Partenkirchen, dann folgen Innsbruck und zum Abschluss Bischofshofen. So beginnt die Tournee im alten Jahr und endet im neuen.

Mit vorausgestreckten Armen

In den Anfangsjahren stürzen sich die Springer mit vorausgestreckten Armen von der Schanze ins Tal. Bekleidet sind sie mit Mütze, Pullover und Stoffhosen. "Das waren flattrige Anzüge, weil uns das gefallen hat, wenn der Wind da reingefahren ist in diese etwas erweiterte Hose", erinnert sich Sepp Kleisl, der zur ersten Generation der Skispringer gehört. Als Preise gibt es damals Sachwerte wie Wollpullover, Kofferradios oder Kochtöpfe. Alle Sportler sind Amateure. Skispringen ist zu der Zeit noch hoch riskant - mit schweren Stürzen und auch Todesfällen.

Ende der 1950er Jahre dominiert der DDR-Athlet Helmut Recknagel die Skisprung-Wettbewerbe. Die Vier-Schanzen-Tournee 1959/60 gewinnt mit Max Bolkart aber dennoch ein Westdeutscher. Die Sportler aus dem Ostblock sind wegen des so genannten Flaggenstreits gar nicht angetreten: Österreich und Westdeutschland erkennen die DDR nicht an und haben deren Präsentation verboten. Die Organisatoren entscheiden daraufhin, nur noch Fahnen der jeweiligen Skiclubs zu hissen - mit Erfolg. Ein Jahr später reist das DDR-Team wieder an und Recknagel gewinnt erneut.

V-Stil wird neue Sprungtechnik

Bei der Vier-Schanzen-Tournee gibt es immer wieder große Duelle. In den 1980er Jahren messen sich der Finne Matti Nykänen und Jens Weißflog aus der DDR. Beide erleben, wie sich die Sportart verändert. Bei der Tournee 1987/88 präsentiert der Schwede Jan Boklöv zum ersten Mal seinen V-Stil. Er hält die Skier in der Luft nicht parallel, sondern spreizt sie, um mehr Tragfläche zu haben. Mit dieser Sprungtechnik lässt sich die Anlaufgeschwindigkeit effektiver auf den Flug übertragen. Bald springen alle so. "Ich musste meinen Bewegungsablauf völlig neu ordnen", sagt Weißflog später. Es sei für ihn wie das Schreibenlernen mit der linken Hand gewesen.

Die Verbesserung von Material und Technik geht weiter. Immer neue Anzüge, Skier und Bindungen werden entwickelt. Gefeilt wird auch am Anlauf und der Weitenmessung. Die Vier-Schanzen-Tournee, die 1956 erstmals live in der ARD übertragen wurde, ist mittlerweile ein Mega-Event. Zum 50. Jubiläum der Tournee gelingt Sven Hannawald 2002 das, was noch niemand geschafft hat: Er gewinnt alle vier Springen - den "Grand Slam" ("Großer Schlag").

Stand: 01.01.2013

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