Joe Strummer, Gitarrist und Sänger der britischen Punkband "The Clash"

Stichtag

22. Dezember 2002 - Joe Strummer stirbt in Somerset

Gegen Kapitalismus, Rassismus und Krieg - die Songtexte der britischen Punkband "The Clash" sind hoch politisch. Geschrieben werden sie von Sänger und Gitarrist Joe Strummer, der die Gruppe 1976 mitbegründet hat. Ihr erstes Konzert geben "The Clash" im Sommer desselben Jahres als Vorgruppe der "Sex Pistols". Danach geht es rasant bergauf: Die Band schreibt in den 1970er und 1980er Jahren Musikgeschichte. Ihr 1979 veröffentlichtes Doppelalbum "London Calling" gehört weltweit zu den meistverkauften Alben.

"Das schöne an Punk ist: Bist du hässlich, bist du angesagt", lautet angeblich ein Ausspruch von Joe Strummer. Der Punker-Slogan "No Future" trifft allerdings auf Joe Strummer nicht zu. Er startet schon mit guten Grundvoraussetzungen ins Leben: Der Diplomaten-Sohn kommt am 21. August 1952 als John Graham Mellor im türkischen Ankara zur Welt. Er lebt in Kairo, Mexiko City und in Bonn. Als er neun Jahre alt ist, schicken ihn seine Eltern nach England in ein Internat. Dort kommt er mit Rockmusik in Berührung: "Ich erinnere mich noch, wie ich die Rolling Stones hörte aus diesem großen hölzernen Radio im Tagesraum." Der schlechte Schüler beschließt, Rockstar zu werden.

"Kann nicht richtig Gitarre spielen"

Das erste Instrument von John "Woody" Mellor ist eine Ukulele für 1,99 Pfund. Obwohl er sein Instrument nicht beherrscht, spielt er trotzdem in der Londoner U-Bahn. Auch mit der Gitarre klappt es später nicht so richtig: "Ich kann bis heute nicht richtig auf allen sechs Saiten spielen. Deswegen habe ich mich Joe Strummer genannt." Joe, der Schrammler, gründet seine erste ernsthafte Band 1974: Mit den "101ers", die Rhythm and Blues spielen, tourt er durch englische Clubs und nimmt ein Album auf. Zwei Jahre später gründet er unter anderem mit Mick Jones "The Clash". "Der Tag, an dem ich mich 'The Clash' angeschlossen habe, war für mich das Jahr Null", erinnert sich Strummer später.

Die Band ist zwar bei einer großen Plattenfirma unter Vertrag - aber, so Strummer, "nur, um allen dort den Kampf anzusagen." So lehnen es die Musiker ab in Fernsehshows aufzutreten, und verzichten auf Tantiemen, um ihre Doppel- und Dreifach-Alben zum Preis von Einzel-Platten in die Läden zu bringen. Trotzdem gibt es bandintern Streit um die Einnahmen: "Jeder kämpfte nur noch für sich allein und unterhielt sich mit den anderen ausschließlich per Anwalt", so Strummer. Als sich "The Clash" 1986 auflöst, ist das für ihn ein harter Schlag: "In dem Jahr starben meine Eltern, ich verlor meine Gruppe." Er sei mit einem Schlag kein Jugendlicher mehr gewesen. "Ich musste mich wirklich erst einmal selbst auseinandernehmen", so Strummer, "um mich dann wieder zusammen zusetzen."

Abkehr vom Punk

Strummer zieht mit seiner Familie aufs Land. Er wendet sich vom Punk ab und nimmt eine Soloplatte mit getragenen Akustiksongs auf. Außerdem schreibt er Filmmusik und arbeitet als Schauspieler - etwa in Jim Jarmuschs Film "Mistery Train". Bei der BBC hat er als DJ eine eigene Radiosendung. Mitte der 1990er Jahre entsteht eine neue Band: "Joe Strummer and The Mescaleros". Ihr Musikstil ist eine Mixtur aus Rockabilly sowie lateinamerikanischen, indischen und afrikanischen Einflüssen.

Die Band gibt in Europa, den USA und Japan Konzerte. Seinen letzten Auftritt hat Strummer beim Abschluss der Großbritannien-Tournee im November 2002 in Liverpool. Danach arbeitet er am dritten Album der Band, das er allerdings nicht mehr fertigstellen kann: Joe Strummer stirbt am 20. Dezember 2002 im Alter von 50 Jahren in seinem Haus im südenglischen Somerset an einem Herzinfarkt. Das Album "Streetcore" erscheint posthum, ein Jahr nach seinem Tod.

Stand: 22.12.2012

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