Gunter Sachs posiert im Oktober 1973 vor Gruselfilmplakaten.

Stichtag

14. November 1932 – Gunter Sachs wird geboren

Für die Welt ist er der Gentleman-Playboy. Er selbst kann mit dieser Typisierung wenig anfangen. "Ich würde mich nicht als Playboy bezeichnen", wird er dem entsprechend einmal sagen, "weil: ich weiß gar nicht genau, was das heißen soll. Ich gehöre aber sicher zur Spezies der Homo ludens, zu den spielenden Menschen."

Betrachtet man die Biografie des Industriellensohns, so kann man dieser Selbstseinschätzung nur zustimmen. Mit 14 gewinnt Sachs im Simultanschach in seinem Internat gegen neun Lehrer. Mit seinen Gewinnen im Kartenspiel legt er den Grundstock für eine der bedeutendsten Kunstsammlungen des 20. Jahrhunderts. Er wird Juniorenmeister im Bobsport und hält in St. Moritz lange Zeit den Bahnrekord. Nebenbei spielt er Fußball, Tennis – und immer wieder mit den Frauen.

Ein Fischerdorf wird Jetset-Treffpunkt

Geboren wird Sachs am 14. November 1932 im unterfränkischen Mainberg. Sein Großvater väterlicherseits ist der Mitbegründer der Motorenwerke Fichtel & Sachs, sein Großvater mütterlicherseits der Sohn von Adam Opel. Als er drei Jahre alt ist, lassen sich die Eltern scheiden, der Kontakt zum Vater erlischt. Trotzdem bildet dessen Erbe den Grundstock für Sachs' späteres Vermögen.

Von Anfang an fühlt sich Sachs zum Jetset hingezogen. Zu Beginn der 60er Jahre macht der junge Mann, der ein abgeschlossenes Mathematik- und Wirtschaftsstudium sowie ein Dolmetscher-Diplom vorweisen kann, gemeinsam mit seinen Freunden aus dem verschlafenen Fischerdorf Saint-Tropez einen beliebten Treffpunkt der High Society und junger, vorzugsweise langbeiniger Frauen – Propagierung der freien Liebe inklusive. Hier festigt Sachs mit zahlreichen Affären sein Image als Casanova; 1962 wird selbst die persische Ex-Kaiserin Soraya einen Sommer lang seine Geliebte.

Zu klug für Sachs?

1966 heiratet Sachs in Las Vegas die Schauspielerin Brigitte Bardot, mit der er eine turbulente Ehe führt. "Ich hatte nicht einen Mann geheiratet, sondern eine Sippschaft herumscharwenzelnder Playboys, die durch Komplizenschaft enger zusammengeschmiedet waren als es eine Ehe vermocht hätte", wird sich Bardot später erinnern. "Sie suchten sich junge, schöne und vorzugsweise dumme Gefährtinnen. Da ich die letztgenannte Qualifikation nicht besaß, fiel ich zunehmend lästig." Immerhin halten es beide drei Jahre lang miteinander aus.

Kurz nach der Scheidung 1969 heiratet Sachs das schwedische Model Mirja Larsson, mit der er zwei Kinder bekommt. 1972 zieht er nach Hamburg, wo er eine Galerie eröffnet und versucht, deutsche Kunstsammler für die Pop-Art seines Freundes Andy Warhol zu begeistern. Nebenbei macht er sich als Fotograf, Dokumentarfilmer und Besitzer von Edelboutiquen einen Namen. 1976 trennt er sich von seinen Unternehmensaktien. Zu dieser Zeit wird sein Vermögen auf umgerechnet mehrere hundert Millionen Euro geschätzt.

2011 erschießt sich Sachs in seinem Haus im schweizerischen Gstaad – aus Angst, an Alzheimer erkrankt zu sein. Ob die Selbstdiagnose des 78-jährigen stimmt, bleibt offen.

Stand: 14.11.2012

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