Geburtstag Bernhard Nocht

Stichtag

4. November 1857 - Geburtstag des Tropenarztes Bernhard Nocht

Zur Tropenmedizin kommt Bernhard Nocht zufällig. Als Mitglied der Kaiserlichen Marine führen ihn Auslandskommandos ab 1883 auch nach Ostasien. Als das Kanonenboot, auf dem er als Marinearzt arbeitet, im Gelben Meer sinkt, bleibt Nocht zwei Jahre lang in der Region. "In dieser Zeit hat er sich als Mediziner für die dortigen Umstände interessiert und sich insbesondere mit der Cholera beschäftigt", sagt Martina Christine Koschwitz, Bibliothekarin des Bernhard-Nocht-Instituts. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts widmet sich das Hamburger Institut den exotischen Krankheiten, ihrer Erforschung und Behandlung.

Kohlenmonoxid für die Schiffsratten

Nach seiner Rückkehr aus Südostasien geht Nocht, geboren am 4. November 1857, an das Hygienische Institut der Universität Berlin und wird Schüler des bekannten Mediziners und Mikrobiologen Robert Koch. 1892 werden Koch und er nach Hamburg gerufen, als dort eine schwere Cholera-Epidemie wütet. Bernhard Nocht ist maßgeblich daran beteiligt, die Seuche einzudämmen. Anschließend wird er zum neuen Hafenarzt der Hansestadt ernannt. Seine erste Herausforderung ist die Rattenbekämpfung auf den einlaufenden Schiffen. Dazu entwickelt er eine Apparatur, die hochgiftiges Kohlenmonoxid in die Schiffe leitet. Es sinkt nach unten und tötet die Ratten, die sich am Boden aufhalten. Zuvor müssen natürlich die Matrosen das Schiff verlassen.

Hamburger identifizieren SARS-Virus

Ab 1900 baut Bernhard Nocht das Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten auf. Angeboten werden unter anderem Kurse für Schiffsärzte, die dort unter anderem lernen, dass kranke Patienten an Bord isoliert werden müssen. Für Egbert Tannich vom Bernhard-Nocht-Institut war der Namensgeber vor allem ein guter Organisator. "Wissenschaftlich hat er keine besonders große Leistung erbracht. Da gab es andere Mitarbeiter des Instituts, die dafür bekannter sind - wie zum Beispiel Fritz Schaudinn, der zuvor an der Berliner Charité den Erreger der Syphilis identifiziert hat. Oder Gustav Giemsa, der die bis heute weltweit angewandte Methode der Färbung von Blutaufstrichen entwickelte." Bis heute sind den Hamburger Tropenmedizinern viele wichtige Erkenntnisse und Entdeckungen zu verdanken, zum Beispiel die Identifizierung des SARS-Virus.

"Die alte Herzpumpe ... ist schwach geworden"

Über 30 Jahre lang leitet Bernhard Nocht das tropenmedizinische Institut und darüber hinaus zahlreiche Reisen der Malariakommission des Völkerbundes. 1933 tritt er als Direktor zurück und zieht nach Wiesbaden.

Dort vergiftet er sich im Juni 1945 gemeinsam mit seiner Frau. "Die alte Herzpumpe, die über 87 Jahre brav gearbeitet hat, ist schwach geworden. Ich bin immer müde und kann nur langsam und nicht lange gehen. Alles von Gram, Unterernährung, Überanstrengung", schreibt Bernhard Nocht kurz zuvor an seine Kinder. Nicht nur viele körperliche Beschwerden und das Alter haben dem Paar zu schaffen gemacht, erklärt Rolf Horstmann: "Zudem ging es ihnen am Ende des Krieges finanziell so schlecht, dass sie offenbar depressiv wurden."

Stand: 04.11.2012

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